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Weiblicher Blick auf die WeltInternationales Frauenfilmfestival in Köln kehrt zurück

Lesezeit 3 Minuten
Der Roadmovie „Bipolar“ von Queena Li ist für den Publikumspreis des Frauenfilmfests 2022 nominiert.

Der Roadmovie „Bipolar“ von Queena Li ist für den Publikumspreis des Frauenfilmfests 2022 nominiert.

Köln – „Endlich wieder mit Publikum“, freut sich Leiterin Maxa Zoller auf das das 39. Internationale Frauenfilmfest Dortmund + Köln. „Und es ist ja nach der verschobenen und eingedampften Ausgabe 2020 in Köln und der reinen Online-Ausgabe 2021 in Dortmund für mich das erste normale Festival hier in der Stadt.“

Und ist sie glücklich, die 100 Filme des Programms wieder da präsentieren zu können, wo sie hingehören: auf der großen Kinoleinwand. Die meisten Werke in Anwesenheit der Filmemacherinnen, die aus aller Welt anreisen, um mit dem Publikum zu diskutieren.

Frauenfilmfestival: Starke Frauen im Mittelpunkt

Wie auch die Brasilianerin Joana Oliveira, die mit ihrem Dokumentarfilm „Kevin“ das Festival am 29. März im Filmpalast eröffnen wird. In dem Film trifft Joana nach 20 Jahren ihre Freundin Kevin wieder, mit der sie einst in Berlin studiert und zusammengewohnt hatte. Jetzt lebt Kevin mit ihren drei Kindern, mit denen sie Deutsch spricht, wieder in Uganda. Es ist ein von Oliveira einfühlsam porträtiertes Wiedersehen, das unaufdringlich vom Selbstbewusstsein der beiden Frauen erzählt, die sich in den Zwängen der jeweiligen Gesellschaft, in der sie mittlerweile leben, ihre kleinen Freiheiten bewahrt haben.

Dann findet man sich in Nathalie Alvarez Meséns „Clara Sola“ im vernebelten Regenwald von Costa Rica wieder, wo eine unter Skoliose leidende Heilerin gegen ihre repressive Mutter und mit ihrer unter der Oberfläche brodelnden Sexualität kämpft.

Filme aus alles Welt

Eine magische Kraft strahlen auch die Frauen in einem vom Machismo und katholischer Bigotterie geprägten, spanischen Dorf aus. Ihnen verleiht Ainhoa Rodríguez in ihrem „Destello Bravio“ eine Stimme, die die Laiendarstellerinnen mit beeindruckender Leinwandpräsenz erheben.

In Haiti begleiten wir die Studentin Freda im gleichnamigen Film von Gessica Généus durch das von Gewalt geschwängerte Armenviertel von Port-au-Prince und bewundern ihren Glauben an eine bessere Zukunft. Derweil lässt uns die Französin Noémi Merlant uns die zarte Romanze einer kurz vor ihrer Hochzeit stehenden Schauspielerin und einem 17-Jährigen wie einen nostalgischen Blick in eigene Sommer-Märchen genießen: „Mi iubita, mon amour“.

Familienfilme aus Osteuropa

Zwei Großfamilien-Filme kommen aus dem Osten Europas: Die Rumänin Alina Grigore erzählt in ihrem schon in San Sebastian mit der Goldenen Muschel ausgezeichnetem „Blue Moon“ vom dramatischen Loslösungsprozess der jungen Irina von ihrem kriminellen Familien-Clan. Milica Tomovic rückt dagegen in „Celts“ einer serbischen Großfamilie nach dem Zerfall Jugoslawiens 1993 mit skurrilem Balkanhumor zu Leibe.

Kernstück des Festivals ist der Internationale Debüt-Spielfilm Wettbewerb, in dem acht Bekiträge aus acht Ländern – einige auch als internationale Co-Produktionen – nominiert sind. Maxa Zoller sieht im gegenwärtigen Erfolg weiblicher Regisseurinnen – immerhin gingen die Hauptpreise in Cannes, Venedig und bei den Oscars sowie bei der Berlinale 2022 allesamt an Frauen – auch eine Chance für das Internationale Frauenfilmfest Dortmund+Köln, vom Publikum noch mehr wahrgenommen zu werden.

Unterschiedliche Perspektiven auf unsere Welt

Und so kann man sich im Wettbewerb auf acht höchst unterschiedliche, weibliche Sichtweisen auf unsere Welt und das Innenleben der Protagonistinnen einstellen. Mal wird man überrascht von einem gegen den Mainstream-Strich gebürsteten College-Film („Actual People“, Regie: Kit Zauhar), mal durch opulente schwarz-weiss Bilder in ein halluzinogen-surreales Roadmovie („Bipolar“, Regie Queena Li) mit einem heiligen Hummer hineingezogen.

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Das in all diesen Werken starke Frauen im Mittelpunkt stehen, heißt natürlich nicht, dass es Filme ausschließlich von Frauen für Frauen sind. Es sind Filme für alle, die gutes Kino lieben. Spannende und humorvolle Geschichten, aber auch formale Experimente, die die Augen neben all dem Serien-Brei wieder mal verwöhnen.

Und für alle, die nicht nach Köln kommen können, bietet das Festival vom 29. März bis zum 10. April 15 Programme aus allen Sektionen online an.

Komplettes Programm unter www.frauenfilmfest.com

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