„Verheerende Folgen“Handel entsetzt über Corona–Pläne zur späteren Öffnung

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Stühle verriegelt

Lockdown und kein Ende: Stühle sind hinter dem geschlossenen Gitter eines Restaurants gestapelt. 

Berlin – Vor dem am Nachmittag begonnenen Corona-Gipfel von Bund und Ländern hat der Einzelhandel auf eine Öffnung ab kommendem Montag gepocht. Angesichts der bedrohten Existenz vieler Händler und des geringen Infektionsrisikos sei unverständlich, warum der Handel im Lockdown bleiben solle, erklärte der Handelsverband Deutschland (HDE). 

Blankes Entsetzen im Gastgewerbe

Im Gastgewerbe herrschte derweil „blankes Entsetzen“ über den Entwurf eines ersehnten Öffnungsplans, weil dieser den Tourismus vorerst ausschließt. Eine erneute Verschiebung der Wiedereröffnung des Einzelhandels werde „verheerende Folgen“ für viele tausend Einzelhändler und ihre Beschäftigten haben, warnte der HDE. „Dass die ursprünglich für den 10. Februar und dann für den 3. März fest zugesagte, sichere und gerechte Öffnungsstrategie“ bislang immer noch nicht vorliege, sei „enttäuschend“, schrieben HDE-Präsident Josef Sanktjohanser und Hauptgeschäftsführer Stefan Genth nach Angaben des Verbandes unter anderem an Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU). Die im neuen Entwurf von Bund und Ländern vorgesehenen Möglichkeiten für den Einkauf mit Terminvereinbarung, auch „Click and Meet“ genannt, sind aus HDE-Sicht „kein deutlicher Schritt hin zu der lange überfälligen Öffnungsstrategie“. Für die allermeisten Geschäfte seien dabei die Personal- und Betriebskosten höher als die Umsätze.

Lockdown bis 28. März

Grundsätzlich soll der Lockdown den Vorschlägen zufolge bis zum 28. März verlängert werden. Laut dem gemeinsamen Entwurf für die Videoschaltkonferenz, sollen ab kommender Woche aber bundesweit wieder Gartenmärkte, Buchhändler und alle „körpernahen Dienstleistungsbetriebe“ mit entsprechenden Hygienekonzepten und begrenzter Kundenzahl öffnen dürfen. Darüber hinaus sieht die Strategie mehrere weitere Öffnungsschritte vor, die an das Infektionsgeschehen in den Ländern gekoppelt werden sollen.

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Impfen

Eine große Mehrheit der Deutschen will sich laut einer Umfrage so schnell wie möglich gegen das Coronavirus impfen lassen. 73 Prozent der Befragten beabsichtigen eine Impfung, sobald sie die Chance dazu haben, wie deine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das RTL/ntv-„Trendbarometer“ ergab. Zum Vergleich: Mitte Februar lag der Anteil derer, die eine Impfung wollen, laut Forsa-Umfrage noch bei 68 Prozent. Zwölf Prozent gaben bei der aktuellen Erhebung an, weiterhin erstmal abwarten zu wollen – acht Prozent verzichten lieber ganz auf ein Corona-Vakzin.

RKI-Zahlen

Trotz anhaltendem Lockdown deuten wichtige Kennzahlen zum Infektionsgeschehen nicht auf Entspannung hin. Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 9019 Corona-Neuinfektionen (Stand Mittwoch 3.10 Uhr), gut 1000 mehr als vor genau einer Woche. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 418 weitere Todesfälle verzeichnet, das entspricht etwa dem Niveau der Vorwoche. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI bundesweit bei 64,0 (Vortag: 65,4). Vor genau einer Woche lag der Wert mit 59,3 niedriger. Der Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden.

Nach einem Rückgang zu Jahresbeginn stiegen die Sieben-Tage-Inzidenz und die Fallzahlen im Bundesgebiet seit Mitte Februar tendenziell wieder an, schreibt das RKI in seinem Situationsbericht. (dpa/afp)

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