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„Widerwärtig“Strack-Zimmermann kritisiert Bonner Professorin für Ukraine-Aussagen

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Strack-Zimmermann getty 060522

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP)

Köln – FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat die Bonner Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot scharf kritisiert. Die Professorin der Universität Bonn hatte zuvor mit Blick auf deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine erklärt, der „ungerechteste Frieden“ sei besser als der „gerechteste Krieg“. Die FDP-Politikerin sparte in ihrer Reaktion daraufhin nicht mit deutlichen Worten.

Guérot hatte zuvor erklärt, einen Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz, der unter der Federführung von Alice Schwarzer entstanden war, zu unterstützen. „Wie viel Leid wollen wir noch hochskalieren, bis wir endlich Frieden schaffen? Der ungerechteste Frieden ist besser als der gerechteste Krieg“, schrieb die Professorin bei Twitter zu einem Link auf ein Youtube-Video, das einen Auftritt Guérots bei „Bild-TV“zeigte. Das Video war am Freitagmittag nicht mehr erreichbar.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann: „Das ist so unfassbar widerwärtig“

„Frau Guérot, Professorin auf Abwegen, legt dar, warum es besser ist, Ukraine auszulöschen. Das ist so unfassbar widerwärtig. Und so jemand hat Lehrstuhl Universität Bonn inne und natürlich offenen Brief gezeichnet. Irre“, erklärte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Bundesregierung, Strack-Zimmermann, daraufhin bei Twitter.

Das ließ wiederum Guérot nicht kommentarlos auf sich sitzen. „Sie legen mir Worte in den Mund, die ich nicht gesagt habe“, entgegnete die Politikwissenschaftlerin. „Es wäre für eine Liberale angemessener, wenn Sie meine Meinung nicht persönlich, sondern sachlich kritisierten und davon absähen, mich bei meinem Arbeitgeber öffentlich zu diffamieren.“

Ihr gehe es darum, das Leid der Ukrainer zu beenden und „darum, dass die Ukraine nicht eradiziert wird“. Der Begriff Eradikation stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „mit der Wurzel ausreißen“.

Kritik auch von SPD-Politiker Michael Roth

„Wenn man sich die ganze Sendung ansieht und noch Ihre jüngsten Äußerungen dazu nimmt, lege ich Ihnen nichts in Ihren Mund, sondern beschreibe Ihre Meinung und kritisiere diese in der Sache“, hielt Strack-Zimmermann dagegen. „Ich diffamiere Sie auch nicht, Ihre Meinung ist allgemein, auch in Bonn, bekannt.“

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Zudem habe Guérot bei „Bild-TV“ Unwahrheiten verbreitet, kritisierte die FDP-Politikerin. „Es ist völkerrechtlich nicht umstritten, ob wir bei der Lieferung schwerer Waffen Kriegspartei werden“, erklärte Strack-Zimmermann. „Es ist absolut eindeutig, dass wir es nicht werden.“ Der offene Brief „verhöhnt“ die Menschen in der Ukraine und die Realität, führte sie aus. Guérots Lösungswege seien „paternalistisch“ und nicht im Sinne des Landes.

Guérot zog unterdessen auch Kritik von Michael Roth auf sich. „Was ist das für eine Europäerin, die für sich alle Freiheiten beansprucht, sie aber den Ukrainer:innen entreißen will?“, fragte der SPD-Politiker. Guérot säße auf einem „gut dotierten Lehrstuhl im friedlichen Bonn“ und erteile der Ukraine „Ratschläge, die in ihrer Vernichtung als souveränes Land münden“.

Strack-Zimmermann und Roth gelten als klare Unterstützer der Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine. Beide Ampel-Politiker waren kürzlich zusammen mit Grünen-Politiker Anton Hofreiter als erste deutsche Vertreter in die Ukraine gereist.  

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