Interview mit JU-Chef Tilman Kuban„Wir brauchen einen Generationenwechsel in der CDU“

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Kuban und Laschet

Tilman Kuban (l.) und Armin Laschet. 

  • Die Union bangt nach der Niederlage bei der Bundestagswahl um eine Regierungsbeteiligung.
  • Der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban, hält eine personelle Verjüngung in seiner Partei für nötig.

Herr Kuban, Sie sagten, dass bei der Union nach diesem Wahlergebnis kein Stein auf dem anderen bleiben darf. Was heißt das denn konkret?

Wenn man als CDU das schlechteste Ergebnis der Geschichte erhalten hat, kann man nicht weitermachen wie bisher. Dann muss es eine inhaltliche und personelle Erneuerung geben. Ich bin der festen Überzeugung, dass man sich auch in einer Regierung erneuern kann. Dafür brauchen wir aber neue Köpfe - und nach 16 Jahren erfolgreicher Amtszeit von Angela Merkel eine inhaltliche Neuausrichtung.

Wie könnte die aussehen?

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Es gibt bei uns viele jüngere Köpfe, die diese Neuausrichtung der Partei wollen. Jetzt auf sie zu hören, würde der Partei sehr gut tun. Wir brauchen einen Generationenwechsel.

Markus Söder hat am Samstag keine Zeit. Deshalb spricht die CDU jetzt erst nach der SPD mit der FDP. Will die Union Jamaika ernsthaft verhandeln?

Es gibt eine CSU-Basiskonferenz – und dass wir jetzt vor allem auf unsere Mitglieder hören, halte ich für richtig. Ich finde es aber gut, dass es am Sonntag zu einem Termin mit der FDP kommt, um unseren Freunden bei den Liberalen auch ein klares Signal zu senden.

Welches Signal ist das?

Die inhaltlich größten Schnittmengen haben wir mit der FDP und es gibt ein großes Vertrauen zwischen den Personen. Deshalb ist es richtig, dass wir frühzeitig sprechen.

Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass es noch zu einem Jamaika-Bündnis kommen kann?

Wir sind auf Platz zwei gelandet und deshalb liegt der Ball erstmal im Spielfeld von Olaf Scholz, Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Aber wir stehen auch zu unserer Verantwortung und haben deswegen ein Gesprächsangebot an FDP und Grüne gemacht. Die FDP hat es als erstes angenommen.

Kämpfen Sie für ein Jamaika-Bündnis?

Wir könnten mit Jamaika ein gutes Bündnis für Deutschland schaffen. Ich hätte mir schon 2017 gewünscht, dass es klappt. Es wäre besser für das Land gewesen als eine weitere Große Koalition. Was jetzt nicht gelten darf ist, dass wir um jeden Preis regieren: Wir müssen für uns klar werden, ob wir bei der Schuldenbremse, keine Steuererhöhungen, dem Zwei-Prozent-Ziel der Nato und der Abschiebung von Straftätern bei unserem Kurs bleiben. Wenn es zu Verhandlungen kommt, brauchen wir klare Leitplanken.

Die Junge Union hatte sich für Markus Söder als Kanzlerkandidat ausgesprochen. Sollte er jetzt die Sondierungen führen - und dann möglicherweise doch noch Kanzler werden?

Jetzt geht es erstmal darum, dass Armin Laschet und Markus Söder gemeinsam die Gespräche führen. Wir werden in den nächsten Wochen wissen, wie sie verlaufen sind. Wenn die SPD sich mit Grünen und FDP nicht einigt, stehen wir bereit.

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Die Junge Union Sachsen hat den Rücktritt von Armin Laschet gefordert. Was schließen Sie daraus?

In der Jungen Union gibt es eine große Ernüchterung. Viele Mitglieder machen sich Sorgen um die Zukunft der Partei und fragen sich, ob es in unserer Generation überhaupt noch eine Union geben wird, die den Status Volkspartei erreichen kann. Wir haben in weiten Teilen des Ostens die AfD als großen Gegner, im Norden und Westen konkurrieren wir mit der SPD und im Süden mit den Grünen. Da brauchen wir jetzt eine Neuaufstellung, eine neue Idee, wohin wir dieses Land führen wollen.

Erstwähler haben FDP und Grüne gewählt. Das kann Ihnen als Chef der größten Jugendorganisation auch nicht gefallen…

Die jungen Generation ist von dem Auftreten eines Christian Lindner und einer Annalena Baerbock angesprochen worden. Wir müssen uns überlegen, wie wir jüngere Köpfe sichtbarer machen. Man sieht doch in Österreich, dass Sebastian Kurz es auch als junger konservativer Politiker schafft, bei den Jüngeren auf Platz eins zu liegen. Auch Angela Merkel lag 2013 als charismatische Persönlichkeit bei jungen Wählern vorn.

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