Durch Austritte, Corona und die FlutErzbistum Köln rutscht in die roten Zahlen

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Dunkle Wolken über Köln

Wolken über dem Kölner Dom (Symbolbild)

Köln – Dass der Haushalt des Erzbistums Köln früher oder später in die roten Zahlen rutscht, daran ließen die Prognosen keinen Zweifel mehr zu. Aber dass es so schnell geht, damit hatte Gordon Sobbeck, Hauptabteilungsleiter der Finanzen, nicht gerechnet. Das Unweigerliche wurde durch Corona, die Flut und die Kirchenaustritte beschleunigt. Das Jahr 2020 schließt mit einem Fehlbetrag von 4,1 Millionen Euro. Besserung ist ohne Weiteres nicht in Sicht. Sobbeck kündigt für Ende des Jahres einen „Rahmenplan 2030“ und eine „zügige Anpassung“ an.

Zahlen

Die Ausgangslage ist denkbar einfach: Bei den Einnahmen muss das Erzbistum Verluste hinnehmen, die Ausgaben sind indes gestiegen. Allen voran die Erträge aus den Kirchensteuern befinden sich im Sinkflug. 2019 flossen aus dieser Einnahmequelle noch rund 684 Millionen Euro. 2020 waren es noch rund 653 Millionen. Auch bei den Erträgen waren im Vorjahr noch rund vier Millionen Euro mehr drin.

Grafik Erzbiistum Finanzen

Hingegen wachsen die Personalaufwendungen von 373 (2019) auf 376 Millionen Euro. Bei den Investitionen von insgesamt rund 47 Millionen Euro – von denen alleine 33 Millionen in die Schulen fließen – schlägt ein Plus von rund zwei Millionen Euro zu Buche. Hätte das Bistum aus 2019 nicht noch 30 Millionen Euro übertragen können, die Bilanz wäre weitaus schlechter ausgefallen.

Corona

Wie auf das Gemeindeleben so hat die Pandemie auch Auswirkungen auf die Finanzen. „Kurzarbeit, wirtschaftliche Rezension oder auch Mindereinnahmen in den Tagungsstätten“, führt der Finanzchef des Erzbistums auf.

Flut

Auf bisher 25 Millionen Euro schätzt Sobbeck den Schaden, den das Hochwasser im Bereich des Erzbistums angerichtet hat. Mit am stärksten betroffen ist das erzbischöfliche Gymnasium in Bad Münstereifel, mit einem Schadensbild von rund 6 Millionen Euro. „Die Schadensbeseitigung ist eine Mammutaufgabe“, so der Finanzchef. Allein mit einem Wiederaufbau werde es nicht getan sein. Der Hochwasserschutz muss neu definiert und eingeplant werden. Fünf Millionen Euro sind voraussichtlich durch Elementarversicherungen abgedeckt. Sobbeck geht zudem davon aus, das 80 Prozent der Schadenssumme durch staatliche Förderungen abgedeckt werden können. Seine Lehren aus der Katastrophe: „Ökologie und Ökonomie sind nicht mehr getrennt voneinander zu denken. Nachhaltigkeit ist die künftige Wirtschaftlichkeit.“

Austritte

„Wir verzeichnen wieder ein deutlich erhöhtes Austrittsverhalten“, geht Sobbeck auf die jüngsten Zahlen ein. Im vergangenen Jahr seien wegen der Lockdowns Austritte zeitweise gar nicht möglich gewesen. Nun rolle die Austrittswelle ungehindert. Dazu kommen zurückgehende Zahlen bei den Taufen. Der Finanzchef geht das Thema nüchtern an: „Ein Drittel der schwindenden Mitgliederzahlen sind demografisch begründet.“ Zwei Drittel hätten kirchenpolitische Gründe. „Sie sind den Zuständen im Erzbistum geschuldet.“ Und dann verlässt er ein wenig die Ebene des nüchtern Zahlenmenschen. „Die zwei Drittel sind beeinflussbar.“

Lösungen

Umsteuerung sei nötig, sagt Sobbeck, und mahnt eine Konzentration bei den Aufgaben an. Inhaltlich kann er das als Leiter der Hauptabteilung Finanzen nur bedingt beeinflussen. Die Entscheidungshoheit liegt beim Erzbischof, die Findung theoretisch beim Reformprozess „Pastoraler Zukunftsweg“. Doch der ist zurzeit ausgesetzt wegen des Zerwürfnisses zwischen Kardinal Woelki und weiten Teilen der Basis. Sobbeck gibt zwei Empfehlungen.

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In den Verwaltungsstrukturen sollte die Komplexität reduziert und die Immobilienkonzepte sollten tragfähiger werden. Zudem empfiehlt er eine inhaltliche Priorisierung auf die Themen Schöpfungsverantwortung und Bildung. Der Finanzchef warnt vor Halbherzigkeit: „Wir werden das nicht mit kleinen Stellschrauben lösen können.“ Für das kommende Jahr rechnet Sobbeck mit einem Defizit von rund 30 Millionen Euro. Konkrete Maßnahmen will er jetzt nur wenige benennen. Nur so viel: Bei den Tagungshäusern würden eine Million Euro eingespart. Er rät dringend an, bei den 550 Kitas unter Beteiligung des Erzbistums die Trägerstrukturen nun endlich zu konzentrieren.  

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