Ende der Chaos-SanierungRunderneuerte „Gorch Fock“ soll Ende 2020 fertig sein

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Gorch Fock 2007

Die „Gorch Fock“ im Jahre 2007 vor Neufundland.

Bremen/Berlin – Jetzt also Ende 2020 - zu diesem Termin erwartet die Deutsche Marine ihr Segelschulschiff „Gorch Fock“ runderneuert zurück. Derzeit liegt die Bark unfertig in der Halle einer Lürssen-Werft in Berne an der Unterweser. Nach Verzögerungen und einer Kostenexplosion geht die verworrene Saga der Sanierung nun in ihr entscheidendes Jahr.

Als genaues Enddatum der Instandsetzung nennt ein Sprecher im Bundesverteidigungsministerium nun den 22. Dezember 2020. „Aus heutiger Sicht ist das der Termin. Wir gehen davon aus, dass wir das bis Ende des Jahres gepackt haben“, sagte der Sprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Das Training der Marinekadetten auf der „Gorch Fock“ solle 2021 wieder aufgenommen werden.

Gorch Fock: Kosten von 10 auf 135 Millionen Euro gestiegen

Als allererste müssen aber die Stammbesatzung und die Ausbilder-Crew den Umgang mit dem Schiff wieder üben, wie Kapitän Nils Brandt in einem Interview des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags sagte.

Für dieses Jahr nutzt die Marine das zivile Segelschiff „Alexander von Humboldt II“, um ihren Offiziersanwärtern seemännische Erfahrung und Kameradschaft zu vermitteln. Diese Bark mit ihren grünen Segeln, bekannt aus der Bierwerbung, wird von der Deutschen Stiftung Sail Training betrieben. Sie kostete als Neubau 15 Millionen Euro.

Die Sanierungskosten für die 62 Jahre alte „Gorch Fock“ sind dagegen von geplant 10 Millionen Euro auf 135 Millionen Euro gestiegen. Seit Ende 2015 wird an ihr gewerkelt. Die Querelen um die Sanierung brachten sogar die frühere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Bedrängnis. Die Elsflether Werft AG, ursprünglicher Auftragnehmer, ging bei dem Projekt in Insolvenz, zumal ihre früheren Chefs Millionen in dubiose Nebenprojekte gesteckt hatten.

Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt weiter

Seit Ende Oktober 2019 liegt der Sanierungsauftrag bei der Bremer Lürssen-Werft, die die Belegschaft aus Elsfleth übernommen hat. Lürssen baut für die Marine fünf neue Korvetten im Milliardenwert und ist auch an dem Großauftrag für das neue Mehrzweckkampfschiff MKS 180 beteiligt. Zur „Gorch Fock“ äußert sich die Werft nur knapp: Man arbeite „in enger Abstimmung mit dem Kunden“ an dem Auftrag, sagte ein Sprecher. Nach Angaben in der Schiffbaubranche sucht Lürssen derzeit Zulieferer für einzelne Gewerke oder schließt alte Verträge neu ab.

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In dem Wirtschaftskrimi „Gorch Fock“ ermittelt indes weiter die Staatsanwaltschaft Osnabrück, wie deren Sprecher mitteilte. Bei den zwei Ex-Vorständen der Elsflether Werft geht es um den Verdacht der Untreue. Außerdem läuft ein Verfahren gegen einen zivilen Mitarbeiter der Marine wegen Korruption. Zu weiteren Beschuldigten werde aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben gemacht, hieß es.

Auf der insolventen Elsflether Werft AG lasten derzeit Forderungen von mehr als 50 Millionen Euro, wie der Generalbevollmächtigte Tobias Brinkmann der Deutschen Presse-Agentur sagte. Das meiste seien Ansprüche von Firmen, die bei der Sanierung der „Gorch Fock“ zugeliefert haben. Sie warteten seit langem auf ihr Geld.

Die Marine fordert 16 Millionen Euro zurück

Doch größter Einzelgläubiger ist der Bund. Die Marine fordert etwa 16 Millionen Euro aus mutmaßlich überhöhten Rechnungen zurück. Die Elsflether Werft soll unter der früheren Führung pauschal jeweils 15 Prozent mehr kassiert haben als den Zulieferern gezahlt wurde. Letzter Bootsbau-Auftrag in Elsfleth: „Wir setzen für den Bund den Tender „Elbe“ instand“, sagt Brinkmann. Doch Hauptaufgabe der Insolvenzverwalter ist es, Geld aufzutreiben, um irgendwann die Gläubiger wenigstens teilweise bezahlen zu können. Das Werftgelände an einem Nebenarm der Weser steht zum Verkauf.

Gesucht wird auch nach etwa 20 Millionen Euro, die von der früheren Führung mit Partnern und Mitarbeitern für Nebengeschäfte abgezweigt wurden. Ausgerechnet bei der Investition in eine Goldmine in der Mongolei scheint ein Teil des Geldes zu retten sein. „Dort ist tatsächlich Gold zu finden“, sagte Brinkmann. Bis zum Sommer will er die Schürfrechte verkauft haben. (dpa)

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