Erzbistum KölnKardinal Woelki nennt Beförderung von Pfarrer D. „großen Fehler“

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Dunkle Wolken über Köln

Wolken über dem Kölner Dom (Symbolbild)

Köln – Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat seine Entscheidung, den Düsseldorfer Pfarrers D. 2017 zum stellvertretenden Stadtdechanten zu befördern, als „großen Fehler“ bezeichnet. „Es ist mir aus ganzem Herzen wichtig, zu betonen, dass ich das Verhalten dieses Priesters als moralisch absolut verwerflich ansehe“, sagte Woelki am Abend vor dem Diözesan-Pastoralrat in Bergisch Gladbach-Bensberg. Er bezog sich damit auf einen früheren Kontakt von Pfarrer D. zu einem minderjährigen männlichen Prostitiuerten.

Zuvor hatte Generalvikar Markus Hofmann die Entscheidung zur Beförderung von D. bei einer digitalen Rundschau-Leserveranstaltung „alles andere als glücklich und richtig“ bezeichnet. D.s Verhalten sei „moralisch verwerflich“, „eklig“ und „abstoßend“ gewesen, sagte Hofmann. Woelki sagte vor demDiözesanrat: „. Und ganz gleich, wie es am Ende überhaupt zu dieser Ernennung genommen war, übernehme ich als Erzbischof dafür selbstverständlich die volle Verantwortung. Ich lerne daraus, dass auch ich selbst mir im Grunde bei einem besonderen Personalvorgang die Personalakten kommen lassen und diese gegebenenfalls weit zurückreichend studieren muss. Es besser zu machen… es in Zukunft wirklich besser zu machen.“

Anonymes Hinweissystem soll Besserung bringen

Hofmann kündigte bei der Rundschau-Veranstaltung ein anonymes Hinweissystem an, damit es in Zukunft nicht mehr passiere, dass das Erzbistum „mit diffusen Hinweisen nicht richtig umgehen“ könne. Er betonte aber, zum Zeitpunkt der Beförderung habe es nicht Erkenntnisse gegeben, die heute vorlägen. Die Interventionsstelle des Erzbistums hatte 2021 Anhaltspunkte für mögliche weitere Delikte des Geistlichen gefunden.

Zur Apostolischen Visitation in Köln sagte Hofmann, er hoffe, dass nun nach der Abreise der Visitatoren in Rom zügig Entscheidungen fallen. Der Diözesanrat der Katholiken hatte das Erzbistum an einem „toten Punkt“ gesehen und den Austausch mit der Bistumsleitung vermisst. Dazu verwies Hofmann auf regelmäßige Kontakte und die Beratungen im Diözesanpastoralrat. Er warb dafür, die Gespräche über die Neuordnung der Gemeinden im „Pastoralen Zukunftsweg“ wieder in Gang zu bringen: „Sich zu verweigern kann keine Antwort sein“.

Kirche muss sich auf ihren Kern besinnen

Konsequenzen aus den Missbrauchsfällen dürften nicht nur organisatorischer Art sein, sagte Hofmann. Die Kirche müsse sich auf ihre Kernaufgabe besinnen: „den Menschen zu dienen“. Hofmann: „Von da ausgehend werden die Reformen anzugehen sein, die auch weitreichend sind.“

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Hofmann verwies auf das Bestreben des Erzbistums, Frauen in Führungspositionen zu bringen. Über 60 Prozent der Verwaltungsleitungen lägen in weiblicher Hand. Zur Frauenpredigt in einer Kölner Kirche meinte er: „Es kann nicht jeder machen, was er will, wir müssen aber auch nicht gleich mit Sanktionen reagieren.“

Vielmehr müsse diese Frage auf Ebene der Weltkirche geklärt werden, ebenso wie die der Segnung homosexueller Partnerschaften. Er rechne fest damit, dass dies auf der anstehenden Bischofssynode in Rom zur Sprache komme. Hofmann: „Wir werden das, was hier diskutiert wird, weitergeben und sagen: Hier gibt es ein großes Bedürfnis, in diesem Punkt weiterzukommen.“

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