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Frauen berichtenRussen schicken Bilder von gefolterten Leichen an Soldaten-Mütter

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Ehefrauen Mariupol (1)

Olha Andrianowa, Katerina Prokopenko und Hanna Naumenko 

Paris – Seit Wochen sitzen ihre Ehemänner im von russischen Truppen belagerten Asow-Stahlwerk im ukrainischen Mariupol fest: Vier junge Frauen ukrainischer Kämpfer reisen derzeit durch Europa und bitten um internationale Hilfe für ihre Befreiung. „Wir wissen nicht, welches Land uns wirklich helfen kann, deshalb wenden wir uns an alle“, sagte Olha Andrianowa beim Besuch der Frauen in Paris am Sonntag.

Andrianowa und drei weitere Ehefrauen ukrainischer Soldaten waren am 23. April von Kiew aus aufgebrochen und machten bisher Station in Polen, Deutschland und im Vatikan, wo Papst Franziskus sie zu einer kurzen Audienz empfing. Die Lage in dem Stahlwerk sei so kritisch, dass „jeder Tag so viel zählt wie sechs Monate oder ein Jahr“, sagte Andrianowa im Gespräch mit der Nachrichtenagentur afp, an dem drei der vier Frauen teilnahmen. Die vierte blieb krankheitsbedingt fern.

Soldaten in Asovstal: einen Schluck Wasser alle sechs Stunden

Es gebe in dem Stahlwerk keine Lebensmittel mehr, auch das Wasser sei knapp, sagte Andrianowa. Die Kämpfer müssten sich wenige Becher teilen und könnten nur „alle sechs bis acht Stunden einen Schluck trinken“. Seit der Bombardierung eines Lazaretts in dem Industriekomplex müssten die Soldaten zudem „ohne Betäubung operiert und amputiert werden“.

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Swjatoslaw Palamar, ein Kommandeur des ukrainischen Asow-Regiments, hatte kürzlich erklärt, unter den 1000 eingeschlossenen Soldaten seien fast 600 Verletzte. Auch Andrianowas Mann zählt dazu. Erst nach zwei Wochen gestand er ihr, dass er am Bein verletzt wurde. Eine Kapitulation komme für die Männer trotzdem nicht in Frage, berichteten ihre Ehefrauen.

Russen schicken gefolterte Leichen an die Mütter

Gefangen genommene Mitglieder des ukrainischen Asow-Regiments seien grausam gefoltert worden, sagte Andrianowa. „Im Anschluss haben die Russen die Fotos der Leichen der Gefolterten an deren Mütter geschickt.“

Trotz ihrer Appelle habe sich bislang kein Land bereit erklärt, bei der Befreiung der Kämpfer zu helfen, berichtete die Gruppe. Die Frauen wollen ihre Reise dennoch in weitere Länder fortsetzen, bis „unsere Männer evakuiert und befreit sind“, sagte Hanna Naumenko. (afp)

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