Kommentar zu verschärften Corona-MaßnahmenWas ist, wenn die Stimmung kippt?

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Dicht an dicht liegen Coronaviren beieinander. Forschern des TU Wien-Spin-off Nanographics gelangen diese und andere neue Aufnahmen des Erregers. 

Köln – Was kommt jetzt? Ausgangssperren? Homeoffice per Verordnung? FFP2-Masken-Pflicht? Beschränkter ÖPNV? Nichts von dem, was im Vorfeld des Corona-Gipfels am Dienstag durchsickert, klingt erst einmal wirklich durchdacht, durchführbar und effektiv.

Es fehlen belastbaren Daten etwa zu der Wirksamkeit von flächendeckenden Ausgangsbeschränkungen oder zu der Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz – wenn man von Fleischerei-Betrieben einmal absieht. Der FFP-2-Schutz ist zwar erwiesen, aber eine Pflicht durchzusetzen, würde erfordern, die nicht für jeden erschwinglichen Masken in großen Mengen kostenlos abzugeben. Und der Plan, ÖPNV-Kapazitäten zu verknappen, um Fahrgäste fernzuhalten, kann nicht aufgehen. Wer den Bus braucht, wird einsteigen, auch wenn der Wagen voll ist. Wie soll das eine Ansteckung verhindern?

Mutation muss man ernst nehmen

Die Gefahr durch die hochinfektiöse Corona-Mutation ist ernst zu nehmen. Es wäre fahrlässig, sich darauf nicht einzustellen. Aber das „eindimensionale Konzept“ der Beschränkungen, wie es die Medizinethikerin Christiane Woopen bezeichnet, reicht nicht. Wir bleiben in einer immer engeren Verbots-Spirale stecken. Eine breiter angelegte Strategie hätte zum Beispiel längst schon verstärkte Gen-Analysen der auftretenden Viren umfasst. Diese Untersuchungen gab es bisher kaum in Deutschland. Am Montag immerhin hat Gesundheitsminister Spahn eine Sequenzierungs-Offensive auf den Weg gebracht, reichlich spät.

Auf was auch immer die Länderchefs und die Kanzlerin sich am Dienstag einigen – es wird zunehmend schwer, dafür eine Akzeptanz zu finden. Bislang spiegelte die Meinungsforschung eine große Einsicht wider. Die Mehrheit der Deutschen befürwortet die Corona-Regelungen. Aber diese Bereitwilligkeit wird inzwischen sehr strapaziert. Das ermüdet. Was ist, wenn die Stimmung kippt?

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Je weiter neue Maßnahmen über die notwendigen und nachvollziehbaren Grundregeln wie Abstand, Maske, Hygiene hinauszielen, umso wichtiger wird die Begründung. Es muss erkennbar und nachvollziehbar sein, was von uns verlangt wird. Und es muss der Frage nach dem Sinn standhalten. Helfen mehr Einschränkungen für immer mehr Menschen wirklich mehr? Und was verlieren wir dabei? In diesen Tagen macht das Stimmengewirr aus den Regierungs-Kreisen nicht den Eindruck, als wenn diese Fragen besonders bedacht würden. Eher scheint es so, als habe die drohende Ausbreitung der Virusvariante einen Druck ausgelöst, der zu Verzweiflungstaten führt.

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