Kommentar zur Papst-EntscheidungEine Zumutung für Woelki und Heße

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Papst Franziskus im Vatikan

Papst Franziskus spricht während seiner wöchentlichen Generalaudienz in der Halle Paul VI. im Vatikan. 

Köln – Was dem Münchner Kardinal recht ist, ist einem Hamburger Erzbischof billig: Papst Franziskus würdigt die demütige Einsicht von Erzbischof Stefan Heße und lässt den zerknirschten Geistlichen im Amt. Welchen deutschen Bischof könnte er nach diesen Maßstäben noch ablösen?

Ja, die christliche Tradition, dem gestrauchelten Bruder wieder aufzuhelfen, ist human und ehrwürdig. Und wer Heße jemals begegnet ist, wird den Eindruck teilen, dass dieser Mann kein kalter Funktionär ist. Seine Fehler stehen im Kontext des auf organisiertem Verdrängen beruhenden Systems, das der verstorbene Kardinal Joachim Meisner in Köln betrieb.

Heße war erst nach großen Druck reuig

Aber Heße war eben Teil dieses Systems. Und seine tiefe Zerknirschung hat er erst unter äußerstem Druck kundgetan: bloßgestellt durch das Gutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke, in Zugzwang gesetzt durch die vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ausgesprochene Suspendierung anderer Amtsträger. Das alles, nachdem Heße sich lange gegen die Vorwürfe gewehrt hatte.

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Nach alledem hätte auch eine andere Verwendung eine zweite Chance für Heße darstellen können. Nun soll er in Hamburg weitermachen. Als Unterstützung für Woelkis Kurs des harten Durchgreifens wird man die Erklärung des Heiligen Stuhls in Köln kaum lesen.

Aber wie stellt sich der Papst Aufklärung vor? Kann er Weihbischof Dominikus Schwaderlapp anders behandeln als Heße? Wie werden künftige Begegnungen dieser Bischöfe mit Woelki verlaufen? Oder will der Papst ausgerechnet Woelki keinen Neustart zugestehen? Franziskus’ Entscheidung ist angesichts der Eskalalation im Vorfeld eine Zumutung für alle Beteiligten, für Woelki und für Heße selbst.

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