Kommentar zur Wahl LaschetsKein unbeschwerter Aufbruch in Richtung Kanzleramt

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Armin Laschet grinst

Armin Laschet 

Köln – Das war noch nicht die letzte Runde. Armin Laschet hat wieder einmal sein Durchhaltevermögen unter Beweis gestellt und am Ende eines quälenden Prozesses den Parteivorstand hinter sich geschart, aber unbeschwert in Richtung Kanzleramt aufbrechen kann er nicht. An der Basis rumort es weiter, in den Gremien lauern Kritiker, die sich in der Nacht der Wahrheit offen gegen den Parteichef gestellt haben, und Markus Söder wird in Stellung bleiben.

Mit so viel Last im Rücken ist selten ein Kandidat in den Wahlkampf gezogen. Aber Armin Laschet wäre nicht da, wo er ist, wenn er nicht erprobt darin wäre, Rückschläge einfach abzuschütteln und neuen Anlauf zu nehmen. So ist er schließlich Ministerpräsident und CDU-Chef geworden und hat sich quasi als zweiten Vornamen den Titel „der Unterschätzte“ erworben.

Jetzt allerdings liegt die Latte noch einmal höher. Denn als Parteichef und Kanzlerkandidat muss er sich mit Problemen auseinandersetzen, die allein mit langem Atem nicht zu lösen sind. Da ist die Zerrissenheit in der CDU, die in der Kandidatenfrage nach längerem Bohren ans Tageslicht kam und die Frage hinterlässt: Wie weit sind die Gremienvertreter eigentlich von der Basis und ihren Themen entfernt? Und wie ist das Rennen um die Kanzlerschaft ohne den Rückhalt vor Ort durchzustehen? Wenn Armin Laschet hier nicht sein ganzes Potential an Integrationsfähigkeit einsetzt, könnte das Wahlkampf-Trommelfeuer für ihn flau ausfallen.

Und dann die Umfragewerte. Um aus dem Loch herauszukommen, müsste sich aus den Zahlen irgendein Lerneffekt ergeben. Warum schneidet der Konkurrent Söder so viel besser ab? Was ist jetzt, und vor allem wie, noch aufzuholen? An dem Wahlprogramm, für das allerdings gerade erst – also reichlich spät – Anregungen eingesammelt werden, wird erkennbar sein, welches Profil der Spitzenkandidat dem Auftritt gibt.

Punkten kann Armin Laschet mit seiner Fähigkeit, im politischen Spektrum von liberal über sozialdemokratisch bis grün überall andocken zu können. Vor dem Hintergrund eines Wahlausgangs mit möglicherweise mehrfachen Bündnis-Optionen, ist das nicht unwichtig. Dann auch wird sich letztlich zeigen, welchen Preis Markus Söder für seinen Rückzug aufruft und welchen Einfluss er bei Koalitions- und Personalentscheidungen einfordert.

Um dem standzuhalten, braucht Armin Laschet dringend einen Aufstieg in der Wählergunst und ein respektables Ergebnis. Den größten Erfolg hätte er mit dem Martin-Schulz-Effekt – nur andersherum. Der SPD-Kandidat war 2017 als großer Heilsbringer in den Wahlkampf gestartet und dann krachend gescheitert. Zu Laschets Biografie würde der umgekehrte Weg passen.  

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