Kommunalwahl in KölnWas es mit der jungen Partei „Volt“ auf sich hat

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Von Europa kann Köln einiges lernen, meint die Partei Volt.

Von Europa kann Köln einiges lernen, meint die Partei Volt.

  • Die junge Partei möchte, dass Köln von Europa lernt. Wir stellen die Partei vor.

Köln – Digitale Verwaltung wie in Estland? Sozialer Wohnungsbau wie in Wien? Mit solchen Botschaften wirbt die junge Partei „Volt“ auf Plakaten um Wählerstimmen. Die prägnanten Slogans folgen einem einfachen Grundgedanken: Köln muss bei der Lösung der bekannten Probleme das Rad nicht neu erfinden. Die Stadt kann sich an guten Beispielen aus anderen europäischen Metropolen orientieren.

„Best Practice“ heißt das auf Neudeutsch, gemeint ist Erfolgsrezept. Für ihr Kölner Wahlprogramm hat sich Volt eine Menge solcher Vorbilder auf die Fahnen geschrieben. Das ist kein Zufall, sondern Methode. „Bei Volt haben wir zuerst ein europäisches Grundsatzprogramm erarbeitet. Danach schauen wir, wie sich diese Ideen auf lokaler Ebene umsetzen lassen“, sagt Rebekka Müller (31), die als Ko-Vorsitzende gemeinsam mit Tobias Berger (29) den Kölner Ableger von Volt leitet. 2017 wurde die Partei von einer Französin, einem Italiener und dem Deutschen Damian Boeselager gegründet – als Reaktion auf den Brexit und mit dem Ziel, Europa wieder mehr zusammen zu bringen. „Wir sind die erste paneuropäische Partei“, sagt Müller. Rund 150 Mitglieder und Freiwillige seien in Köln für Volt aktiv, darunter viele Studierende, im Schnitt seien sie 31 Jahre jung. Bundesweit gehören der Partei 1800 Menschen an.

Volt steht für Spannung

In der Physik steht Volt für Spannung, gelingt das auch in der Politik? Ein Kölner Kreisverband oder Landesverband NRW muss erst noch gegründet werden – wegen Corona kam man noch nicht dazu, so Müller. Sie leitet die Flugabteilung eines Reiseveranstalters, war als Unternehmensberaterin tätig. „Bei Volt sehe ich die Chance, wirklich mitzugestalten.“ In kurzer Zeit habe man viel auf die Beine gestellt, was in der Parteiarbeit zähle, seien „der Dialog mit dem Bürger, der Teamgedanke und die eigene Leistung“. Bei der Europawahl 2019 holte Volt in Köln auf Anhieb 1,6 Prozent, bei der Kommunalwahl am Sonntag kann die Partei nach jüngsten Umfragen mit drei Prozent der Stimmen rechnen.

Oliver Fuchs ist OB-Kandidat der Partei

„Das spornt uns natürlich an und ist extrem motivierend“, sagt Olivier Fuchs (56), der für Volt als Oberbürgermeister kandidiert. Man sei „sehr dankbar, dass unsere Vorstellungen bei den Menschen offenbar gut ankommen“. Laut den Umfragen sind für Volt zwei oder mehr Sitze im Stadtrat drin, die Spitzenkandidaten Jennifer Glashagen (30) und Christian Achtelik (32) kämen in den Rat. Wie viele Volt-Mitglieder hat Fuchs eine international geprägte Biografie. Der gebürtige Wiener wuchs zweisprachig auf (deutsch und französisch), seit 1998 lebt der Dozent einer privaten Wirtschaftshochschule in Köln. Als OB will er unter anderem grünen Tourismus fördern, Buslinien mit künstlicher Intelligenz optimieren und einen Digitalen Masterplan für Köln entwickeln.

Inhalte statt Ideologien

Alleinstellungsmerkmal von Volt sei, „dass die Partei auf Inhalte statt Ideologien setzt“. Man denke „faktenbasiert, progressiv und pragmatisch“. Sieht er Volt eher politisch links oder mehr als bürgerliche neoliberale Partei? „Die alten Links-Rechts-Muster sind doch längst überholt. Wir möchten dafür sorgen, dass gute Ideen umgesetzt werden, egal wer sie vorschlägt.“ Man sei offen für eine Zusammenarbeit mit allen Parteien, außer der AfD. Gute Politik könne im Rat mit wechselnden Mehrheiten gestaltet werden. „Wir werden uns aber nicht in den Strudel des Kölner Filzes hineinziehen lassen. Postengeschacher lehnen wir ab.“

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Volt stehe für Transparenz, betont Parteichefin Rebekka Müller. Man finanziere sich ausschließlich über Spenden, „die wir auf unserer Internet-Seite dokumentieren“. Stand gestern sind 13.608,65 Euro zusammengekommen. Und was will Volt in den nächsten fünf Jahren erreichen? „Dass es bis dahin so viele gute Beispiele für sinnvolle Politik aus Köln gibt, dass die dann auf unseren Plakaten in anderen Städten stehen“, lacht Fuchs.

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