LandtagswahlWer im Kölner Norden zur Wahl steht – und welche Chancen hat

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Wahlkreis Norden

Köln – Zur Landtagswahl am 15. Mai betrachten wir die Lage in den sieben Kölner Wahlkreisen und zeigen jeweils die aussichtsreichsten Direktkandidaten. Heute geht es um den Kölner Norden (Wahlkreis 16/Köln IV).  

Flächenmäßig zählt der Wahlkreis 16 im Kölner Norden zu den größten in Köln, politisch ist er heiß umkämpft. Bei Landtagswahlen setzten sich mal die Direktkandidaten der CDU durch (2005, 2010), mal die der SPD (2000, 2012, 2017). Das liegt auch an der sehr heterogenen Struktur des Wahlkreises, der teils ländlich, teils industriell geprägt ist. Er umfasst den Stadtbezirk Chorweiler mit so unterschiedlichen Stadtteilen wie Chorweiler und Worringen.

Hinzu kommen vom Bezirk Nippes die Stadtteile Longerich, Mauenheim, Niehl, Riehl und Weidenpesch. Für die Grünen bislang ein sehr schwieriges Pflaster – es sieht erneut nach einem rot-schwarzen Duell aus.

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2017 spielt sich im Norden ein Wahlkrimi ab, das Rennen zwischen Andreas Kossiski (SPD) und Christian Möbius (CDU) verläuft äußerst knapp. Anfangs liegen beide gleichauf, im Laufe des Abends kippt die Mehrheit mal zur einen, dann zur anderen Seite. Am Ende gewinnt Kossiski mit 62 Stimmen Vorsprung. Möbius klagt vor dem NRW-Verfassungsgerichtshof, will eine Kontrollauszählung, scheitert aber. Der Grüne Michael Kaiser liegt mit 6,7 Prozent nur auf Platz 5.

Die Ausgangslage vor der Wahl: Die laut Umfragen drei größten Parteien setzen auf neue Gesichter. Ex-OB-Kandidat Andreas Kossiski (SPD) tritt nicht wieder an, stattdessen schicken die Genossen mit Lena Teschlade (34) eine junge Frau ins Rennen. Die gelernte Sozialarbeiterin ist Co-Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Ehrenfeld. Sie stammt aus dem Münsterland, war Mitarbeiterin der SPD-Abgeordneten Gabriele Hammelrath und Jochen Ott und ist Geschäftsführerin der Arbeitslosenberatung „eva-gGmbH“ in Ehrenfeld. In Chorweiler hat sie als Sozialarbeiterin gearbeitet, bewirbt sich nun erstmals um ein Mandat.

Die CDU präsentiert mit Thomas-Josef Welter (54) einen Bewerber mit starkem Lokalbezug. Der Immobilienunternehmer ist im Wahlkreis geboren, er hat stets hier gelebt und vertritt seit acht Jahren die Interessen des Kölner Nordens im Stadtrat. Jetzt kandidiert er das erste Mal für einen Sitz im Landtag.

Für die Grünen bewirbt sich Friederike Scholz (48), die Co-Vorsitzende des grünen Ortsverbands Nippes. Sie ist in Dinslaken geboren, kam 1993 zum Studium nach Köln und arbeitet als Referentin im Sozialbereich beim Deutschen Städtetag.

Das sagen die Kandidaten für den Wahlkreis 16 Köln IV

„Ich habe nicht lange überlegt, als man mich gefragt hat, ob ich hier kandidieren will, weil ich mich dem Wahlkreis sehr verbunden fühle“, sagt Lena Teschlade. Sie sei in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen, Chancen- und Bildungsgerechtigkeit seien ihr sehr wichtig und gerade für den Kölner Norden ein großes Thema neben Verkehr, Infrastruktur und Wohnen. Es brauche mehr öffentlichen Nahverkehr, doch werde es dauern, die Linie 12 zu verlängern, deshalb müsse es schnell mehr Busverbindungen geben. Bei den Themen Bildung und Arbeit sieht sie ein Alleinstellungsmerkmal der SPD. „Wir fordern kostenlose Bildung von der Kita bis zum Meister oder Studium.“

Zudem wolle man Ausbildung und Arbeit enger verzahnen, denn Arbeitgeber wie Ford hätten heute schon Probleme, Auszubildende zu bekommen. Ihre Siegchancen schätzt Teschlade optimistisch ein. Es gebe mehr Rückenwind für die SPD als 2017.

„Ich kenne meinen Wahlkreis von klein auf und weiß, wo die Bürger der Schuh drückt“, sagt CDU-Bewerber Thomas-Josef Welter. Im Norden gebe es kein Krankenhaus und keine Notfallpraxis mehr, in den Rheindörfern mangele es an Angeboten zur Nahversorgung, zählt er zwei weitere Punkte auf. Oft würden von außerhalb Pläne für den Bezirk Chorweiler gemacht wie neue Stadtteile oder Windräder. „Man weiß immer, was gut für uns ist.“ Doch bevor etwas umgesetzt werde, brauche es die Akzeptanz der Bevölkerung vor Ort. „Wir müssen die Menschen mitnehmen, in allen Belangen.“

Welter hofft, dass ihm seine lange politische Arbeit im Wahlkreis zu Gute kommt. Dort kümmere er sich seit Jahren um ganz konkrete Probleme. Dagegen räumt Grünen-Kandidatin Friederike Scholz offen ein, dass sie nicht sehr bekannt ist und SPD und CDU bisher hier dominiert haben.

„Doch es ändert sich viel in der Gesellschaft, grüne Kernthemen wie Energie und Klimaschutz sind in den Fokus gerückt.“ Sie wolle die Lebensbedingungen mit zielgerichteten Förderprogrammen verbessern, so Scholz. Ihr systematischer Ansatz ist durch ihre Arbeit beim Städtetag geprägt. Jedes Veedel habe spezifische Bedarfe. Man müsse ermitteln, was vor Ort fehle, dann anhand klarer Prioritätenlisten gezielt investieren.

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Für Teschlade (Listenplatz 96), Welter (Platz 116) und Scholz (Platz 83) ist ein Einzug in den Landtag über die Liste praktisch ausgeschlossen. Nur wer das Direktmandat gewinnt, kommt ins Düsseldorfer Parlament. Dagegen ist NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), die seit 2012 dem Landtag angehört und zum zweiten Mal nach 2017 im Wahlkreis 16 kandidiert, der Wiedereinzug sicher. Sie hat Listenplatz 2 der FDP.

Weitere Kandidaten: Sven Tritschler (AfD), Daniel Schwerd (Linke), Janine Anika Krüger (Die Partei), Georg Wördenweber (Die Basis), Nadia Boemer-Boutiti (Team Todenhöfer), Laura Claire Loscheider (Volt).

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