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Offener Brief zum 3. WeltkriegWie sich Promis zum Wirkverstärker von Putin machen

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Explosion einer französischen Atombombe 1971

Bundeskanzler Olaf Scholz müsse alles tun, um einen Dritten Weltkrieg zu vermeiden, fordern Intellektuelle um Alice Schwarzer und Ranga Yogeshwar in einem Offenen Brief. Das ist ehrenwert. In der dann folgenden Argumentationskette gegen die Lieferung schwerer Waffen stecken allerdings gleich drei Denkfehler.

Erstens: Wieso soll das vermeintliche Kriegsrisiko ausgerechnet jetzt von Scholz’ Verhalten abhängen? Andere Nato-Partner gehen ja schon längst viel weiter. Zweitens: Wie soll die Ukraine die Chance bekommen, mit Moskau den im Brief geforderten Kompromiss auszuhandeln, wenn sie nicht mehr wehren kann?

Drittens: Haben die Autoren vom Massaker von Butscha gehört und von den Deportationen, die Russland offen einräumt? Wie können sie dann mit dem Schutz der ukrainischen Zivilbevölkerung argumentieren und so tun, als entscheide deren Regierung über – so wörtlich – „,Kosten an Menschenleben“? Eine unglaubliche Verdrehung: Es ist es doch allein die ukrainische Armee, die Zivilisten vor russischen Kriegsverbrechen schützt.

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Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Der Angriff auf Kiew zu einem Zeitpunkt, zu dem der UN-Generalsekretär in der Stadt war, zeigt, dass Russland derzeit gar nicht verhandeln will. Es geht vielmehr um Einschüchterung. Die Briefautoren machen sich zu Wirkverstärkern russischer Weltkriegs- und Atombomben-Propaganda – bis hin zur Wortwahl: Sie warnen vor einem „Gegenschlag“, als ob irgendjemand bei der Nato an einen Erstschlag dächte.

Ja, der Dritte Weltkrieg muss vermieden werden und ist vermeidbar: durch glaubwürdige Abschreckung – nicht durch Einknicken, das nur die nächste Zündelei begünstigen würde.  

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