Pläne der Ampel-RegierungDarf man bald legal Cannabis anbauen?

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Cannabis Pflanze

Symbolbild 

Köln – Kiffen ist in Mode – vor allem bei jungen Erwachsenen. In Deutschland steigt der Cannabis-Konsum seit Jahren, und die möglichen Ampel-Koalitionäre von SPD, Grünen und FDP liebäugeln nun mit einer Legalisierung. So ist derzeit die Lage:

Ist der Cannabis-Anbau wirklich völlig verboten?

Ja – wenn man ihn aus der Freude am Rausch betreibt. Das Betäubungsmittelgesetz legt in § 29 fest, dass jeder, der Betäubungsmittel unerlaubt anbaut, herstellt oder mit ihnen Handel treibt, mit einer Geldstrafe oder Haft von bis zu fünf Jahren bestraft wird. Von einer Strafverfolgung kann bei „geringen Mengen“ zum Eigenverbrauch abgesehen werden. Diese Grenzen legt jedes Bundesland für sich fest, meist sind es bis zu sechs Milligramm Cannabis. Das Problem: Selbst aus einer einzigen Pflanze lassen sich solch große Mengen von Cannabis herstellen, dass diese deutlich über der Toleranzgrenze liegen. Strafbar ist übrigens auch schon, Cannabissamen auszusäen. Nur in seltenen Ausnahmefällen dürfen Patienten, denen Cannabis auf Rezept verschrieben wurde, Medizinal-Hanf anbauen.

Wie bemisst sich die Strafe?

Die Strafe bemisst sich nach dem Gehalt des berauschenden Wirkstoffes Tetrahydrocannabinol (THC). Ab einem Gehalt von 7,5 Gramm THC, der sogenannten „nicht geringen Menge“, sind Gefängnisstrafen vorgesehen.

Warum kann man dennoch Hanfsamen bestellen?

Weil es eben Ausnahmen gibt – etwa für Nutz-Hanf und Medizinal-Hanf. Auch wenn es heutzutage in Vergessenheit geraten ist: Hanf war in vielen Kulturen eine traditionelle Nutzpflanze und wird bis heute vielfältig genutzt. Zum Beispiel für Kleider, Papier, Schiffssegel oder Kosmetik. Die Industrie verwendet Hanffasern als Dämmstoffe, für Beschichtungen oder Anstriche. Unternehmer und Landwirte dürfen die Pflanzen anbauen und müssen ausschließlich zertifiziertes Saatgut nach EU-Recht verwenden, derzeit sind das rund 50 Sorten.

Nehmen illegale Plantagen in Deutschland zu?

Ja, dieser Trend zeigt sich seit Jahren. Bei Razzien entdeckt die Polizei in Deutschland immer häufiger große illegale Cannabis-Plantagen, die teils hochprofessionell betrieben werden. So fanden die Ermittler 2020 bundesweit mindestens 1529 Plantagen mit mehr als 20 Pflanzen – deutlich mehr als im Vorjahr mit 1356 Plantagen. Diese Zahlen ergeben sich aus einer Umfrage unserer Redaktion unter den 16 Landeskriminalämtern. Dabei machten Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt keine Angaben. Nach den vorliegenden Angaben wurden bei den Durchsuchungen aber weniger Pflanzen entdeckt: 2020 waren es rund 79000, ein Rückgang gegenüber 2019 mit knapp 99000 Pflanzen. Die Dunkelziffer gilt jedoch als hoch.

Auch NRW lag im bundesweiten Trend. Dort stieg 2020 die Zahl der entdeckten illegalen Plantagen im Vergleich zum Vorjahr von 184 auf 192, wie das Landeskriminalamt mitteilte. Die beschlagnahmten Pflanzen hatten einen Marktwert von rund 11,7 Millionen Euro. Dabei ermittelten die Fahnder 573 Tatverdächtige – deutlich mehr als im Vorjahr mit 483 Verdächtigen.

Wie wäre es, wenn es zur Legalisierung käme?

Dann müsste die legale Hanf-Produktion deutlich ausgeweitet werden – etwa von den Landwirten. Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, sagt: „Wenn die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbestimmungen stimmen, könnte das durchaus eine zusätzliche Marktnische für die Landwirte sein.“ Allerdings stellt sich dann das Sicherheitsproblem, denn Kiffer könnten sich auf den Feldern bedienen.

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