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Razzia bei Islamisten„Kalif von Köln“ nach Jahren wieder im Visier der Ermittler

Lesezeit 2 Minuten
Metin Kaplan 2005 dpa

Der Islamistenführer Metin Kaplan (Archivbild von 2005)

Köln – Der „Kalif von Köln“ war vor zwanzig Jahren für die Sicherheitsbehörden in Deutschland eine große Nummer. Aus seinem Domizil an der Neusser Straße in Nippes lenkte Metin Kaplan seine Geschicke und sah sich mehrfach Razzien und Durchsuchungen ausgesetzt.

Im Mai 2004 sollte Kaplan festgenommen und abgeschoben werden. Doch beim Zugriff in seiner Wohnung in Köln-Chorweiler, war der Mann verschwunden. Noch am Vortag lag der „Kalif“ bei einem Besuch seines Bewährungshelfers krank mit Prostatakrebs im Bett. Einen Tag später war Kaplan verschwunden; obwohl die Wohnung observiert wurde. Später wurde Kaplan festgenommen und abgeschoben. In der Türkei wurde er zu 17 Jahren Haft verurteilt, aber wegen seiner Krankheit früher entlassen.

Kaplan agierte offensichtlich weiter

Viele Jahre war es ruhig um den in Istanbul lebenden „Kalifen“, seinen Sohn und den verbotenen „Kalifatsstaat“. Doch offensichtlich agierten der Islamistenführer und seine Gefolgsleute weiter. Davon gehen die Sicherheitsbehörden aus und holten am Dienstag zum Gegenschlag aus. Mit einer Razzia sind Ermittler in sechs Bundesländern gegen die islamistische Organisation „Kalifatsstaat“ vorgegangen. Drei Menschen wurden festgenommen, wie die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz mitteilte.

Ziel der Vereinigung ist nach Angaben der Ermittler, einen islamischen Staat auf Grundlage des Korans als Verfassung und der Scharia als allein geltendem Recht zu errichten. Die Ermittlungen richten sich gegen insgesamt 41 Menschen. Sie sollen gegen ein Vereinigungsverbot verstoßen und Propagandamaterial verfassungswidriger Organisationen verbreitet haben. Dazu gehören Mitglieder der Organisation sowie Unterstützer und Sympathisanten. Zudem sollen sie als Rädelsführer den organisatorischen Zusammenhalt der Vereinigung aufrecht erhalten haben.

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Zehn Beschuldigte stammen aus der Region um Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz, ein weiterer aus Nordrhein-Westfalen. Bei dem Beschuldigten aus NRW handelt es sich nach Rundschau-Informationen um einen Mann aus Eschweiler im Raum Aachen. Die Fahnder durchsuchten die Wohnung des Mannes. Der Beschuldigte ist in dem Verfahren eher eine Randfigur und gehört nicht zum direkten Umfeld von Metin Kaplan. Die Beschuldigten sollen zudem Schriften von Kaplan verkauft sowie Spenden gesammelt haben. Das Geld sollen sie zur Aufrechterhaltung der Strukturen der Organisation und für den Lebensunterhalt von Kaplan genutzt haben.

Die in Rheinland-Pfalz wohnenden Beschuldigten hatten nach Angaben der Ermittler intensive Kontakte zu einer Führungskraft des „Kalifatsstaat“. Dabei soll es sich um Kaplans Sohn handeln. Er wurde verhaftet. Der 44-Jährige soll Anweisungen Kaplans weitergegeben haben. Die beiden Hauptverantwortlichen einer Moschee in Bad Kreuznach sollen Anordnungen von Kaplan durchgesetzt haben.

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