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Stürme, Insekten und DürreGrößte Bedrohung für den Wald seit 200 Jahren laut Experten

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Waldsterben

Fichten, die die Trockenheit der vergangenen zwei Jahre nicht überstanden haben, stehen zwischen noch gesunden Bäumen in einem Waldgebiet.

Berlin – Die Schäden in deutschen Wäldern haben nach Einschätzung von Experten ein historisches Ausmaß erreicht. „Wir erleben gerade die schwerwiegendste Waldschaden-Situation (...) seit Beginn der geregelten nachhaltigen Waldbetreuung und Waldbewirtschaftung, das heißt also seit mehr als 200 Jahren“, sagte Waldschutz-Professor Michael Müller von der TU Dresden am Donnerstag in Berlin. Auslöser seien Stürme, eine Massenvermehrung von laub- und nadelfressenden Insekten sowie die trockenen Jahre 2018 bis 2020. „Diese Kombination gab es bisher nicht.“

Die jüngsten Angaben von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zu Waldschäden vom Februar dürften nach Müllers Einschätzung „längst überholt sein“. Damals hatte Klöckner von 160 Millionen Kubikmetern Schadholz gesprochen und 245 000 Hektar Fläche, die wieder aufgeforstet werden müsse. Das ist fast so groß wie das Saarland.

Finanzen für Aufforstung sind da, Rechtsrahmen fehlt

Die finanziellen Mittel für Aufforstung und den Waldumbau hin zu widerstandsfähigen Mischwäldern seien da, sagte Müller. Es brauche aber passende rechtliche Rahmenbedingungen „und vor allem ausreichend Personal auf allen Ebenen“. Bund und Länder stellen für die kommenden vier Jahre knapp 800 Millionen Euro zusätzlich bereit.

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Neben der Klimaanpassung bestehender Wälder und dem Aufforsten von Mischwäldern müsse man sich mehr als je zuvor um eine pflegliche Waldbehandlung kümmern, sagte Andreas W. Bitter, der an der TU Dresden Professor für Forsteinrichtung ist. Das bedeute vor allem, den Boden zu schonen, etwa über Regelungen zum Maschineneinsatz.

Besonders von Waldschäden betroffen sind Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen. Forstbetriebe erlebten einen finanziellen Einbruch, die Folgen für den Tourismus seien noch nicht absehbar, sagte der Oberbürgermeister der Harz-Stadt Wernigerode, Peter Gaffert, der auch schon Direktor zweier Nationalparks war.

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