Terror in HanauSo reagieren Politiker und Persönlichkeiten auf den Anschlag

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Trauerkerzen Hanau Terror

Am Tatort wurden zur Anteilnahme Trauerkerzen aufgestellt.

Hanau/Köln – Bei einem Terroranschlag in Hanau hat ein Schütze mindestens elf Menschen getötet. Der Generalbundesanwalt schätze die Tat als Terror ein, die Ermittler gehen von einem rassistischen Motiv aus. Die Reaktionen von Politik und Persönlichkeiten.

Wolfgang Schäuble (CDU), Bundestagspräsident

„Solche Wahnsinnstaten geschehen nicht im luftleeren Raum, sie wachsen in einem vergifteten gesellschaftlichen Klima, in dem auf übelste Weise Fremdenfeindlichkeit und abwegigste Verschwörungstheorien geschürt werden, bis Minderheiten als Bedrohung empfunden werden und Diskriminierung in zügellosen Hass umkippt.

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Wolfgang Schäuble (CDU), Bundestagspräsident

Sich dem nicht zu beugen, dafür tragen wir alle Verantwortung, Politik und gewählte Repräsentanten in besonderem Maße. Herausforderungen und damit einhergehende Konflikte dürfen wir nicht beschweigen, aber wie wir darüber politisch diskutieren, um Wege für ein menschliches Miteinander zu finden, bestimmt mit darüber, solchen offensichtlich rassistischen Taten vorzubeugen. Gelingt und das nicht, machen wir uns mitschuldig.“

Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages

„Wir haben uns in Deutschland auch deshalb wirtschaftlich so erfolgreich entwickelt, weil wir eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft sind. Die deutsche Wirtschaft stemmt sich gegen alles, was Hass und Gewalt schürt.

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Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages

Weltoffenheit, Toleranz und grenzüberschreitender Austausch zahlen sich nicht nur in der Handelsbilanz aus. Ausländerfeindliche Tendenzen prägen das Bild Deutschlands in aller Welt negativ – und schrecken verständlicherweise gute Fachkräfte ab. “

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), frühere Bundesjustizministerin

„Der Anschlag von Hanau ist ein Angriff auf unsere offene Gesellschaft. Wenn Menschen mit Migrationshintergrund gezielt ermordet werden, ist das nur die Spitze des Eisberges. Der Hass gegen die vermeintlich „anderen“ ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt. Um dieses Gift zu bekämpfen, ist jeder Einzelne gefordert: Widersprecht, wenn Verschwörungstheorien verbreitet werden, setzt ein Zeichen, wenn Menschen diskriminiert werden.

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Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), frühere Bundesjustizministerin

Schließt Euch zusammen und seid solidarisch mit den Opfern. Zu oft wird Hass relativiert, weggelächelt oder ignoriert. Wir müssen für unsere gemeinsamen Werte zusammenstehen und all jenen, die gegen Minderheiten hetzen, entgegenrufen: Ihr habt keinen Platz in unserer Mitte.“

Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland

„Zur Überwindung der Gewalt ist es jetzt notwendig, dass die Menschen in unserem Land zusammenstehen. Die Gottesdienste, zu denen die Kirchen nach der Gewalttat von Hanau eingeladen haben, geben Raum, um Erschrecken, Betroffenheit und Trauer zum Ausdruck zu bringen.

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Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland

Jetzt kommt es auf jeden einzelnen an. Wir sind alle gefordert, Rassismus und Antisemitismus in den konkreten Situationen des Alltags vehement zu widersprechen. Und es muss klar sein: Wer Rechtsextremen in einer Partei Deckung gibt, trägt Mitverantwortung dafür, wenn deren Ideologien Gehör finden.“

Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin und Religionslehrerin in Duisburg

„Zu gegenseitiger Achtung kommen wir nur, wenn wir im Gegenüber das Eigene sehen und verstehen. Wenn ich mein Gegenüber nur als Fremde*n lese, werde ich ihr bzw. ihm niemals auf Augenhöhe begegnen und annehmen. Die eigene Konstruktion des Anderen und seine Reduzierung auf typische Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten, lässt unüberwindbare Gräben entstehen.

In diesem Sinne sollten wir Diversität als positiven Wert erkennen, die in unserer rechtsstaatlich orientierten Einwanderungsgesellschaft zu mehr Achtung führt und die Gesellschaft zusammenhält.“

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Gemeinde München und Oberbayern

„Als Vertreterin der jüdischen Gemeinschaft und als Bürgerin weiß ich: So wenig es bis heute je volle Normalität jüdischen Lebens gegeben hat, so wenig war unsere Gesellschaft zu irgendeiner Zeit vollkommen friedlich und von demokratischen Werten getragen. Das ist aber kein Grund zum Verzweifeln, sondern Motivation, für Freiheit und ein friedliches Miteinander einzustehen.

Wenn Bedrohungen und Gewalt zunehmen, muss der Staat mit aller Härte durchgreifen und gerade jenen Fiebersumpf des Hasses trockenlegen, der sich vor unser aller Augen im Internet gebildet hat – und der in Hanau nicht zum ersten Mal Tote gefordert hat. Aber auch gesellschaftlich müssen wir unsere Ziele deutlicher verfolgen: Wir müssen präventiv gegen Hass vorgehen und gerade an den Schulen dem Unwissen und den Vorurteilen entgegenwirken. Nur so können wir die Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens dauerhaft überwinden.“

Serap Güler (CDU), Staatssekretärin im NRW-Integrationsministerium

„Die aktuelle Tat in Hanau macht erst fassungslos - und wahrscheinlich ist dies genau das Ziel hinter solchen feigen Anschlägen. Doch die Hoffnung, dass Fassungslosigkeit zu Angst und Misstrauen, zu Feindseligkeit und zum Auseinanderdriften führen, darf niemals aufgehen.

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Serap Güler (CDU), Staatssekretärin im NRW-Integrationsministerium

Deshalb sind wir als eine offene Gesellschaft jetzt stärker gefordert als denn je, genau dies und unsere freiheitlich-demokratischen Grundrechte gegen jeden zu verteidigen, der sie in Frage stellt. Ich wünsche mir jetzt einen starke, solidarische Gesellschaft, die aufsteht und laut wird und nicht einfach zur Tagesordnung übergeht. Hass und Hetze darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.“

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall

„Hass, verbale Vernichtung und Ausgrenzung von Mitbürgerinnen und Mitbürgern greifen um sich – nicht nur in den sozialen Netzwerken, sondern auch in unseren Parlamenten. Unsere Alternative zu Hass und Hetze heißt Respekt und Solidarität.

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Wer erlebt, dass gemeinsames Handeln stark macht, wer erlebt, dass ihn mit vermeintlich Fremden mehr verbindet, als trennt - der lässt sich von den Hasspredigern und Spaltern nicht so leicht in den Abgrund ziehen. Dabei ist eines klar: Keine Toleranz für die Intoleranten, kein Fußbreit den Faschisten.“

Henriette Reker (SPD), Kölner Oberbürgermeisterin

„Es geht nur durch gegenseitigen Respekt. Und dadurch, dass alle Artikel 1 unseres Grundgesetzes mit Leben füllen: Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

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Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker

Heinz Rudolf Kunze, Schlagersänger

"Das ist eine schwierige Frage. Letztlich nur, indem wir wieder Respekt lernen. In der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Fußgängerzone, im Fußballstadion und vor allem auch im teuflisch verführerischen Internet!"

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