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„Beim FC wird mehr Fußball gespielt“Kristian Pedersen über seinen Wechsel nach Köln

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Kristian Pedersen beim Training.

  • Dänische Profis haben beim 1. FC Köln Tradition. Kristian Pedersen ist der bereits 13. Däne in der Geschichte des Fußball-Bundesligisten.
  • Aus keinem anderen Land kamen mehr Legionäre ans Geißbockheim.
  • Vor dem DFB-Pokal-Auftakt am Samstag (15.30 Uhr, Sky) bei Zweitligist SSV Jahn Regensburg unterhielt sich Tobias Carspecken mit dem Defensivmann.

Herr Pedersen, haben Sie eine Erklärung, warum Dänen beim 1. FC Köln so hoch im Kurs stehen?

Pedersen: Das ist eine gute Frage (überlegt). Zum einen gibt es viele gute dänische Spieler. Wir sind ein Land mit Fußball-Tradition. Zum anderen glaube ich, dass die dänische Mentalität auch in Deutschland gut ankommt. Die Entscheidung für Köln habe ich aber für mich allein getroffen, ohne einen Landsmann vorab nach seiner Meinung befragt zu haben.

Auch, weil Sie bereits über Deutschland-Erfahrung verfügen?

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Ich habe zwei Jahre bei Union Berlin gespielt. Daher spreche ich Deutsch und kenne die deutsche Kultur. Es ist mir leichtgefallen, nach Deutschland zurückzukehren.

Wie ist Ihr erster Eindruck von Köln?

Von der Stadt habe ich mit Ausnahme des Doms leider noch nicht so viel gesehen. Ich hoffe, das ändert sich nach der Vorbereitung. Beim FC bin ich von der Mannschaft und den Mitarbeitern sehr herzlich aufgenommen worden.

Zur Person

Kristian Pedersen, geboren am 4. August 1994 in Ringsted, unterschrieb zur Saison 2022/23 einen Zweijahresvertrag beim 1. FC Köln. Der Defensiv-Allrounder kam vom englischen Zweitligisten Birmingham City, für den er in vier Spielzeiten 161 Partien (9 Tore, 7 Vorlagen) absolvierte.

Deutschland-Erfahrung bringt der Däne aus seiner Zeit beim 1. FC Union Berlin mit. Zwischen 2016 und 2018 trug Pedersen 61 Mal (1 Tor, 6 Vorlagen) das Trikot des damaligen Zweitligisten. Seine Profikarriere startete der Linksfuß in seiner Heimat bei Benlose IF, Ringsted IF und Zweitligist HB Koge, von dem er schließlich nach Berlin wechselte.

Der fünfmalige U21-Nationalspieler debütierte am 7. Oktober 2020 beim 4:0-Testspielsieg gegen die Färöer Inseln für das dänische A-Team. Es blieb sein bislang einziger Einsatz. (tca)

Wie finden Sie sich in Ihrer neuen Mannschaft zurecht?

Das Team macht einen guten Eindruck auf mich. Ich habe festgestellt, dass hier im Vergleich zur englischen zweiten Liga mit höherem Tempo gespielt wird. Der Trainer fordert eine große Laufbereitschaft, nicht nur in den Spielen, sondern in jedem Training.

Eine große Umstellung für Sie?

Zu Beginn habe ich einen Schock bekommen (schmunzelt). Aber inzwischen habe ich mich an Steffen Baumgarts Spielphilosophie gewöhnt. Ich bin bereit.

Welche weiteren Unterschiede haben Sie festgespielt?

In England kommen die Mannschaften verstärkt über den Zweikampf. Beim FC wird mehr Fußball gespielt. Zudem müssen wir hier permanent pressen. Das ist ein guter Mix.

Eine neue Erfahrung für Sie?

Bei Union Berlin haben wir unter Jens Keller und Henrik Pedersen ebenfalls auf Pressing gesetzt. Daher weiß ich, dass mein Körper diese Art des Fußballs aushalten kann. Jetzt bin ich zwar ein bisschen älter, aber immer noch jung. Und hübsch (lacht).

Haben Sie die härteste Vorbereitung Ihrer Karriere hinter sich?

Ganz klares Ja.

Wie erleben Sie Steffen Baumgart?

Er ist ein echter Typ, ein guter Mensch. Er ist immer emotional und will immer das Beste aus uns herausholen. Damit hat er einen guten Einfluss. Das macht er sehr gut.

Wie blicken Sie auf Ihre vier Jahre auf der Insel zurück?

Es war eine gute Zeit. Ich habe 161 Spiele für Birmingham absolviert. Ich liebe die Kultur in England. In der englischen zweiten Liga herrscht immer Vollgas. Pro Jahr haben wir bis zu 46 Spiele bestritten. Es war anstrengend, auch vom Kopf her immer frisch zu sein. Wenn es sportlich gut läuft, trägt dich die Atmosphäre in den englischen Stadien. Jetzt wollte ich einfach eine neue Herausforderung. Und deshalb bin ich hier.

Hatten Sie auch andere Optionen?

Es gab in der Vergangenheit auch mal Anfragen aus England, von Newcastle United, vom FC Watford und vom FC Middlesbrough.

Womit hat Köln Sie überzeugt?

Der FC hat eine große Tradition und eine große Fanbase. Ich mag die Stimmung, die hier herrscht. 50 000 Zuschauer im Testspiel gegen den AC Mailand – das war außergewöhnlich und eine gute Erfahrung, trotz der Niederlage. Ich freue mich sehr, hier zu sein.

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Sie sind Defensiv-Allrounder. Auf welcher Position spielen Sie am liebsten?

In Birmingham habe ich überwiegend als Linksverteidiger agiert. Ich bin da aber flexibel. Wenn der Trainer mir sagt, dass ich in der linken Innenverteidigung benötigt werde, dann kann ich auch da spielen.

Hinten links duellieren Sie sich ausgerechnet mit Jonas Hector.

Jonas ist seit 2010 im Verein und zudem Kapitän. Er hat so viele Spiele in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft absolviert. Es ist eine große Aufgabe für mich. Andererseits gibt es viele personelle Möglichkeiten. Jonas kann auch im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen oder ich in der Innenverteidigung. Ich bin ein positiv denkender Mensch. Sollte ich auf der Bank sitzen, muss ich noch mehr Gas geben.

Setzen Sie auch auf die mögliche Dreifachbelastung durch Bundesliga, DFB-Pokal und Conference League?

Die höhere Anzahl an Spielen ist definitiv eine gute Möglichkeit, um mich anzubieten und Steffen Baumgart zu zeigen, was ich drauf habe.

Mit welchem Gefühl gehen Sie aus der Vorbereitung?

Ich habe ein gutes Gefühl. Der Konkurrenzkampf ist sehr hoch. Für viele Spieler ist es schwer einzuschätzen, ob sie es in die Startelf schaffen.

Wie beurteilen Sie die Ausgeglichenheit des Kaders?

Genau so soll es sein im Profifußball. Du brauchst auf jeder Position zwei personelle Möglichkeiten, um den anderen pushen zu können. Nur so wirst du selbst auch besser.

Auf was freuen Sie sich in der Bundesliga besonders?

Ganz besonders freue ich mich auf die Heimspiele, um unsere Fans zu erleben. Auf das Derby gegen Gladbach. Und auf Jude Bellingham von Borussia Dortmund, mit dem ich in Birmingham zusammengespielt habe.

Sie haben im Oktober 2020 für die dänische A-Nationalmannschaft debütiert. Warum ist es bislang bei einem Einsatz geblieben?

Diese Frage kann der Nationaltrainer (Kasper Hjulmand, Anm. d. Red.) bestimmt besser beantworten (schmunzelt). Nach meinem Nationalelfdebüt hatte ich eine Kopfverletzung und konnte die darauffolgende Einladung nicht annehmen. Vielleicht hatten Birmingham und ich danach auch mal keine ganz so gute Phase. So ist es manchmal.

Wollen Sie sich über die Bundesliga ins Nationalteam zurückspielen?

Das ist eine gute Möglichkeit für mich. Wenn es passiert, dann passiert’s.

Ist die WM in Katar Ihr Traum?

Wir haben eine sehr gute dänische Mannschaft und rangieren in der Weltrangliste unter den zehn besten Teams. Es wird also nicht einfach für mich. Aber: Jeder Fußballer hat den Traum von der Nationalmannschaft.

Steffen Baumgarts Traumziel ist das DFB-Pokal-Finale.

Wir werden versuchen, auf dem Weg dorthin so weit wie möglich zu kommen. Wir wollen immer gewinnen und haben eine Sieger-Mentalität in unserem Team. Es geht für uns immer nur ums Gewinnen.

Was erwarten Sie in Regensburg?

Wir sind topfit, wissen aber auch, dass wir Regensburg nicht unterschätzen dürfen. Das ist eine gute Mannschaft. Es wird hart, euphorisch, ein klassischer Pokal-Fight. Wir müssen cool bleiben.

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