Abo

1. FC KölnAlexander Wehrle wünscht sich Saisonende bis zum 30. Juni

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

FC-Finanzchef Alexander Wehrle

Köln – Alexander Wehrle zählt sich sicher nicht zu den großen Verfechtern des Konjunktivs. Sein Job als Geschäftsführer des 1. FC Köln und Präsidiumsmitglied der Deutschen Fußball Liga (DFL) zwingt ihn zwar öfters zum Aufenthalt im Bereich des Möglichen, als Herr der Zahlen beim Bundesligisten aber schätzt er klare Entscheidungen. In Zeiten der Corona-Krise und all ihrer Unwägbarkeiten ist es nun aber extrem schwer die entsprechenden Fakten auszumachen. Auch für Alexander Wehrle. Der 45-Jährige berichtete also einen Tag nach der DFL-Video-Vollversammlung nur über „mögliche Szenarien“ und Wünsche, die die 36 Clubs der 1. und 2. Liga umsetzen wollen, um den Spielbetrieb und damit ihre Existenzgrundlage aufrechtzuerhalten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der größte Wunsch der deutschen Proficlubs ist es ihre aktuell unterbrochene Saison zu Ende spielen zu dürfen. „Der Plan lautet, am 2. oder 9. Mai wieder beginnen und dann die Spielzeit bis zum 30. Juni zu Ende zu bringen. Dafür gibt es einen entsprechenden Rahmenterminkalender“, sagte Wehrle. Neun Spieltage hat die Bundesliga-Saison 2019/20 für diesen Zeitraum von neun beziehungsweise acht Wochen noch im Wartehäuschen stehen. Dazu kommen die Relegationsspiele sowie Halbfinale und Finale im DFB-Pokal.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Verlust von 1,8 Millionen Euro pro Spiel

Die Kröte der „Geisterspiele“ bis Saisonende und wahrscheinlich auch darüber hinaus haben die DFL-Clubs längst geschluckt. „Das bedeutet für uns einen maximalen Verlust von 1,8 Millionen Euro pro Heimspiel. Die Saison so zu Ende zu spielen, wird für alle Club ein finanzieller Kraftakt“, rechnete Wehrle vor. Bitter, aber noch kalkulierbar. Die Kölner etwa haben sich mit einem Eigenkapital von 38 Millionen Euro und entsprechenden Finanzierungsmöglichkeiten Spielraum für magere Zeiten geschaffen.

Ein Abbruch der Saison ohne Zahlung der ausstehenden TV-Gelder würde dagegen die gesamte Branche an den Abgrund führen. „Die Thematik der Insolvenz hängt von dem jeweiligen Szenario ab, das eintritt. Bei einem Abbruch hätten wir und ganz viele andere große Probleme. Deswegen lautet unsere klare Zielsetzung: Reguläres Saisonende bis zum 30. Juni“, erklärte der FC-Geschäftsführer. Bis die nächste Entwicklungsstufe der Krise klarer zu erkennen ist, hat die DFL deshalb auch davon abgesehen, über schon besonders gefährdete Clubs zu sprechen, finanzielle Soforthilfen in Gang zu setzen oder über die Verwendung der 20 Millionen Euro zu sprechen, die die vier Champions League-Teilnehmer aus Eigeninitiative in den Topf der Solidarität geworfen haben.

Am Montag startet das Training

Um sich auf die Zeit nach dem 30. April vorzubereiten, steigt der FC am kommenden Montag wieder ins Training auf dem Platz ein. Wehrle bestätigte am Mittwoch, dass die NRW-Landesregierung genehmigt hat, dass Berufssportler ab dem 6. April unter strengen Auflagen wieder trainieren dürfen: „Wir werden die notwendigen Hygienevorschriften und Schutzmaßnahmen beachten und planen zunächst mit Training in Kleingruppen.“

Die nächsten Schritte wären Mannschaftstraining und Spielbetrieb. Wehrle und die DFL setzen bei ihrer Planung dabei auch auf das medizinische Kernteam, das die Liga am Dienstag zum Leben erweckt hat: „Wir hoffen auf die für die nächsten Wochen angekündigte Entwicklung der Schnelltests. Wenn wir einen Corona-Fall haben und alle in Quarantäne müssen, werden wir die Saison nie zu Ende bringen können. In diesen Dingen berät das medizinische Team die DFL“, erläuterte Wehrle. Obwohl bis zu 250.000 Test täglich zur Verfügung stehen sollen, stellt sich die DFL bei der Verwendung aber hinten an. „Wir wollen und werden unserer gesellschaftlichen Verpflichtung gerecht werden.“

Neue Form der Solidarität

In dieses neue Bild des oft so kalten Millionengeschäfts Profifußball passen auch Wehrles Ausführungen zum „spürbar anderen“ Solidaritätsgedanken innerhalb der DFL: „Ford braucht Mazda nicht, um existieren zu können. Aber wir brauchen den Wettbewerb mit 18 etwa gleichstarken Konkurrenten, um unser Produkt überhaupt anbieten zu können. Deshalb wollen alle Clubs, dass die Liga so stark bleibt und alle ihre Daseinsberechtigung haben.“ Eine klare Aussage ohne jeden Konjunktiv.

Rundschau abonnieren