1. FC KölnAnthony Modeste bekommt Balsam für die Seele

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Fußball, DFB-Pokal, 2. Runde, 1. FC Köln - VfL Osnabrück im RheinEnergieStadion. Anthony Modeste (l), Kölns Torschütze zum 1:0, jubelt mit Ismail Jakobs.

Köln – Diesmal war etwas anders. Anthony Modeste ballte zuerst die Faust und schrie seine Freude und Erleichterung heraus. Erst dann formte er die Finger zu Brillengläsern vor seinen Augen. Jenem Torjubel, der längst zu seinem Markenzeichen geworden ist.

Was in der Betrachtung lediglich wie ein kleiner Unterschied gewirkt haben mag, sagte in Wirklichkeit sehr viel aus über den Gemütszustand des Mittelstürmers, der auf ein schweres Jahr zurückblickt. Sein Siegtreffer in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zum 1:0-Arbeitserfolg im Zweitrunden-Heimspiel des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten VfL Osnabrück dürfte zumindest etwas Balsam für die geschundene Seele des 32-Jährigen gewesen sein.

Überraschend in der Startelf

„Es freut mich für Tony, dass er so einen Jahresabschluss mit dem entscheidenden Tor hat“, sagte Markus Gisdol. Modeste war im letzten Spiel in 2020 durchaus überraschend in die Startelf berufen worden. „Ich wollte eine zentral immer besetzte und weniger eine flexible Spitze haben“, erklärte der FC-Coach die taktische Umstellung.

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Das hatte ein gewisses Wagnis bedeutet, schließlich war fast ein halbes Jahr vergangen seit dem letzten Pflichtspieleinsatz des Franzosen von Beginn an, dem 1:6 zum Ausklang der Bundesliga-Saison 2019/20 in Bremen. Es folgten gesundheitlich frustrierende Monate, in denen Modeste wegen langwieriger Knieprobleme die gesamte Sommervorbereitung verpasste. Als seine Leidenszeit schließlich beendet schien, gab es im Herbst neuerliche Probleme.

Zusätzlicher Frust bei Torjäger

Nun war es der Rücken. Nur vier Kurzeinsätze in der laufenden Meisterschaft sorgten für zusätzlichen Frust beim einstigen Torjäger. Die teure China-Rückkehr drohte sich auch angesichts mehrheitlicher Einwechslungen Modestes in der vergangenen Rückrunde zunehmend zu einem großen Missverständnis zu entwickeln.

Obwohl Anthony Modeste in diesem Kalenderjahr lediglich vier Pflichtspieltore erzielt hat, kann er für den 1. FC Köln noch zu einem wichtigen Faktor im Abstiegskampf werden. Das hängt eng mit der komplizierten Personalsituation im Sturm zusammen. Der als Ersatz für Jhon Cordoba verpflichtete Sebastian Andersson fehlte wegen anhaltender Kniebeschwerden auch gegen Osnabrück.

Mut für Modeste

Es soll noch Wochen dauern, bis der zuletzt wie ein Fremdkörper wirkende Schwede wieder einsetzbar ist. Der junge Tolu Arokodare, den die Geißböcke im Sommer als Überraschungstransfer aus der ersten lettischen Liga geholt hatten, ist derweil noch weit davon entfernt, eine ernsthafte Alternative zu sein.

Markus Gisdol hatte deshalb großes Interesse daran, seinem sensiblen Matchwinner Mut zuzusprechen: „Tony hat sich aufgerieben, viel Gas gegeben im Spiel gegen den Ball und sich mit dem Tor belohnt. Wenn wir ihn jetzt stabilisieren und fit bekommen, werden wir noch viel Spaß an ihm haben“, lobte der Kölner Trainer.

Schwache Darbietungen vom FC

Dass es seiner Mannschaft nicht gelungen war, die Stärken des bulligen Wandspielers noch besser einzusetzen, hatte viel mit der spielerisch schwachen Darbietung des FC zu tun. „Ich hätte mir in der ersten Halbzeit noch mehr Bälle auf Tony gewünscht“, sagte Gisdol. Die meisten Aktionen waren in Ermangelung an Ideen, Tempo und Genauigkeit allerdings bereits im Ansatz stecken geblieben. Auch deshalb wird Modeste bei seiner Auswechslung in der 69. Minute mit finsterer Miene den Rasen verlassen haben.

Unter dem Strich stand aber das erstmalige Erreichen des Achtelfinals seit drei Jahren. „Das tut uns gut“, meinte Gisdol, den auch der Aufwärtstrend in der Bundesliga hoffnungsfroh nach vorne blicken lässt: „Wir sind auf dem Weg, den Turnaround zu schaffen.“ Gleichwohl merkte der FC-Coach an, dass „die großen Herausforderungen mit 21 Spielen in vier Monaten und nur wenigen Pausen erst noch auf uns warten.

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