1. FC KölnErhoffte Zuschauer-Rückkehr zum Abstiegsfinale geplatzt

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Müssen draußen bleiben: Anhänger des 1. FC Köln vor dem Rheinenergiestadion.

Müssen draußen bleiben: Anhänger des 1. FC Köln vor dem Rheinenergiestadion.

Köln – Die Geschichte des 1. FC Köln ist auch eine Geschichte seiner Abstiege. Sechsmal schon hat das Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga das Oberhaus verlassen. Darunter waren tränenreiche Abschiede, allen voran in der Saison 1997/98, als das bis dato kaum Vorstellbare geschah und die Geißböcke nach 35 Jahren ununterbrochener Erstliga-Zugehörigkeit erstmals den Gang in die Zweitklassigkeit antreten mussten. Es gab aber auch hässliche Szenen in Müngersdorf. Im Mai 2012 versank das Rheinenergiestadion in einer schwarzen Rauchbombenwolke, nachdem am letzten Spieltag eine 1:4-Niederlage gegen den FC Bayern den fünften Abstieg der Vereinshistorie besiegelt hatte.

Am Samstag (15.30 Uhr, Sky) könnten die Kölner pandemiebedingt in aller Stille vor leeren Rängen absteigen. Gelingt zum Showdown der Bundesliga-Saison 2020/21 gegen das abgeschlagene Schlusslicht FC Schalke 04 kein Sieg, wäre der Sprung weg vom vorletzten Tabellenplatz nicht mehr zu schaffen – losgelöst vom Abschneiden der Konkurrenten Werder Bremen (gegen Borussia Mönchengladbach) und Arminia Bielefeld (beim VfB Stuttgart).

Hansa Rostock will mit 7500 Fans feiern

An der Ostseeküste wird die größte Fan-Rückkehr erwartet, wenn der FC Hansa Rostock am Samstag vor 7500 Zuschauern mit einem Sieg gegen den VfB Lübeck nach neun Jahren Drittklassigkeit in die 2. Liga zurückkehren kann. In Rostock liegt der Inzidenzwert derzeit weit unter 100. Auch in Köpenick dürfte am Samstag die Stimmung steigen. Bis zu 2000 Fans können bei der Bundesligapartie des 1. FC Union Berlin gegen RB Leipzig im Stadion dabei sein, wenn die Inzidenzzahlen in der Hauptstadt auch in den kommenden Tagen so niedrig bleiben wie aktuell (68,6). Für Union geht es noch um die Qualifikation für die neue europäische Conference League. Neben Köln wird es auch andernorts in Nordrhein-Westfalen keine Zuschauer geben. Am Montag hatten auch die betreffenden Spielorte Dortmund (107,6) und Bochum (100,4) Sieben-Tage-Inzidenzen von über 100 aufgewiesen. Bei Meister München bleiben die Stadiontore ebenfalls dicht. Das Kreisverwaltungsreferat verwehrte dem FC Bayern eine Sonderregelung für das letzte Saisonspiel gegen den FC Augsburg. (dpa)

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Um das Fiasko zu verhindern, ist der FC gewillt, sämtliche Register zu ziehen. Nachdem sich der Inzidenzwert in Köln zuletzt halbiert hatte, war bei den Verantwortlichen des Geißbock-Clubs die Hoffnung entstanden, gegen Schalke auf Fan-Unterstützung im Stadion zurückgreifen zu können. Wie die Rundschau erfuhr, hatte sich der Verein zunächst um eine bis zu 20-prozentige Auslastung bemüht. Da nur Sitzplätze erlaubt gewesen wären, hätte dies bis zu 9200 Zuschauern entsprochen. Ein als tragfähig bescheinigtes Hygienekonzept lag sogar für bis zu 23 000 Besucher vor.

Der Inzidenzwert gibt den Ausschlag

Doch all diese Hoffnungen haben sich bereits wieder zerschlagen. Grund ist der vorerst gestoppte Abwärtstrend des Inzidenzwertes in Köln, der am Montag wieder über die 100er-Marke geklettert ist. Die aktuell gültige Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen erlaubt Besucher bei Sportveranstaltungen unter freiem Himmel überhaupt nur dann, wenn der Inzidenzwert an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unter 100 gehalten wird. Die erlaubte Höchstmarke liegt dann bei 500 Zuschauern – mehr wären auch dem FC nicht genehmigt worden.

Bis zum kommenden Wochenende ist jene Voraussetzung in Köln nicht mehr erfüllbar. „Da der Wert am Montag bei 105,3 lag, ist eine Teilzulassung von Zuschauern für das Heimspiel gegen Schalke ausgeschlossen“, resümierte Alexander Wehrle. Der Finanz-Geschäftsführer des FC will dennoch in „engem Austausch“ mit dem Kölner Gesundheitsamt bleiben. Rettet sich der FC nämlich in die Relegation, stünde am Mittwoch, 26. Mai (18.30 Uhr), das Hinspiel auf eigenem Platz gegen den Tabellendritten der Zweiten Bundesliga (aktuell: SpVgg Greuther Fürth) an. Womöglich dann mit immerhin 500 Fans im Rücken, die per Los auserwählt würden. Infrage kämen Dauerkarteninhaber aus dem Public- und dem Business-Bereich, die auf eine Erstattung ihres Saisontickets verzichtet haben. „Stichtag für den Inzidenzwert ist in diesem Fall der Mittwoch“, erläuterte Wehrle. „Sollte der Wert dann unter 100 sein, werden wir uns auf ein Szenario mit einer Teilzulassung von Zuschauern vorbereiten.“

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Allein schon der Blick auf die nackten Zahlen zeigt, wie sehr dem FC der Kontakt mit den Anhängern fehlt. Elf Punkte aus 16 Heimspielen in der nun zu Ende gehenden Saison stellen die schlechteste Ausbeute aller Bundesligisten dar. Begonnen hatte die Misere bereits in der abgelaufenen Runde. Seit dem Geisterspielstart vor einem Jahr haben die Kölner saisonübergreifend nur zwei von 21 Punktspielen daheim gewonnen. Nun droht dem Verein die Quittung – mit sportlich und wirtschaftlich dramatischen Folgen.

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