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1. FC Köln gegen RB LeipzigIn ungewohnten Positionen

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SG 1899 Hoffenheim - 1. FC Köln, 28. Spieltag in der PreZero Arena. Sebastiaan Bornauw (r) aus Köln verlässte nach seiner Roten Karte den Platz und wird von einem Betreuer getröstet.

Die Seite drei gehört normalerweise der Geschäftsführung. Im Clubmagazin „Geißbockecho“ schwören also Sportchef Horst Heldt und Alexander Wehrle die Mitglieder des 1. FC Köln auf die aktuelle Lage und das nächste Heimspiel ein. In Corona-Zeiten bleibt aber nun mal alles anders.

Vor der Bundesliga-Partie am Pfingstmontag im Rheinenergiestadion gegen RB Leipzig (20.30 Uhr/Amazon) ist es mit Jonas Hector erstmals in dieser Saison ein Spieler, der in dem Magazin das Wort an die Fans richtet und ihnen mitteilt, wie sehr den FC-Profi die Unterstützung von Rängen fehlt: „Die Fans, das Gefühl nicht allein zu sein, sondern von der ganzen Stadt unterstützt zu werden, ist etwas, das uns unheimlich pusht und durch das wir vor der Corona-Zwangspause eine richtig starke Serie hingelegt haben.“

Wichtiges Signal

Es ist ein wichtiges Signal, das Hector als Kapitän da sendet. Zugleich versucht er zu erklären, warum die Geißböcke bei ihren bisherigen vier Geisterspielen ohne Sieg geblieben sind und ihre eigene, kleine Corona-Krise an den Start gebracht haben. Der Nationalspieler hätte auch über seine ganz persönliche Situation sprechen können, denn er steht sinnbildlich für die Wellenbewegungen der Kölner von weit oben vor Corona bis ins aktuelle Tal.

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Hector war auf der Doppelsechs mit Ellyes Skhiri als laufstärkste FC-Spieler ein wesentlicher Faktor des sportlichen Aufschwungs, der die Optimisten im Umfeld schon wieder von Europa träumen ließ. Mit der Leistung des seit Mittwoch 30-Jährigen kann aber genauso erklärt werden, warum es nach Covid-Unterbrechung in den Heimspielen gegen Mainz und Düsseldorf nicht zu einem Dreier gereicht hat. Hector gehörte zu den FC-Spielern, die auf der Suche nach ihrer Normalleistung nicht fündig wurden.

Große Überraschung

Trotzdem war es eine große Überraschung, dass der Kapitän am Mittwoch in Hoffenheim nicht zur Startelf gehörte. Es war das erste Mal, dass er als Profi beim FC nur eingewechselt wurde. Zuletzt war das im November 2011 bei einer Partie der U21 der Geißböcke der Fall. Ein Vorgang, den die Kölner Verantwortlichen vor dem Anpfiff in Sinsheim erklärten und den Markus Gisdol am Freitag zum Anlass nahm, um eine Lanze für Spieler wie Hector zu brechen: „Jonas wird seiner Verantwortung gegenüber dem Team und dem Verein zu jeder Zeit zu 100 Prozent gerecht.

Er macht das vorbildlich. Ich erwarte von einem Spieler, dass er mir mitteilt, wenn er ein Problem hat, wegen dem er nicht über 90 Minuten Gas geben kann und dem Team so hilft“, lobte der FC-Coach Hectors reife Selbsteinschätzung: „Denn in einem solchen Fall ist es wahrscheinlich besser, jemand anderen aufzustellen wie in Hoffenheim Elvis Rexhbecaj, der es gut gemacht hat.“

Hinschauen und zuhören

Gisdol wird weiter genau hinschauen und zuhören. Auch im Hinblick auf die Besetzung der Innenverteidigung, die beim 1:3 im Kraichgau nicht den allerbesten Eindruck hinterließ. Sebastiaan Bournauw wird nach seinem Platzverweis und zwei Spielen Sperren definitiv bei dem Versuch fehlen, 24-Tore-Stürmer Timo Werne r& Co. zu stoppen. Jorge Meré könnte den Belgier wie in Hoffenheim ersetzen.

Gisdol ließ aber auch durchblicken, dass neben Youngster Robert Voloder auch Rafael Czichos nach seiner schweren Halswirbelverletzung wieder eine Option ist: „Rafa ist seit fast zwei Wochen im Mannschaftstraining und hat einen guten Eindruck hinterlassen. Ich glaube, dass wir ihn in dieser Saison nochmal auf dem Platz sehen werden.“

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Der wie Hector kürzlich 30 Jahre alt gewordene Abwehr-Spezialist könnte dabei helfen, die FC-Defensive wieder stabiler zu machen. Eine Verbesserung, die nach sieben Gegentoren in den drei jüngsten Partien gerade gegen die schnellen Leipziger unabdingbar ist. „Wir wollen uns als gesamte Mannschaft defensiv besser verhalten, um eine wie in Hoffenheim über weite Strecken gute Leistung auch in Zählbares umzumünzen“, fordert Markus Gisdol.

Ob Jonas Hector ein Teil des Defensiv-Puzzles gegen den Champions League-Teilnehmer und Tabellendritten aus Leipzig sein wird, ließ der FC-Trainer am Freitag unbeantwortet. Die Frage dürfte nach dem Abschlusstraining am Sonntag Bestandteil eines weiteren, offenes Gesprächs zwischen Gisdol und Hector sein. Dem Kapitän, der sich in diesen Tagen in ungewohnte Positionen begibt.

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