1. FC Köln nach dem Spiel in AugsburgModeste ist endgültig zurück

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Modeste Jubel FCA

Kölns Anthony Modeste (l) jubelt über sein Tor zum 0:1 mit seinen Teamkollegen Ismail Jakobs (M) und Elvis Rexhbecaj (r).

Köln – Anthony Modeste ist ein Torjäger der Gesten. Wenn der Franzose seinen Hauptjob für den 1. FC Köln erfüllt hat, liefert er gerne auch immer einen nonverbalen Einblick in sein Innenleben mit. Wie seine pure Lebens- und Spielfreude mit dem Brillen-Emoji, als er die Geißböcke mit 25 Toren in den Europapokal schoss. Oder mit seiner politisch motivierten „Schwarz und Weiß“-Geste für „Black Lives Matter“ nach dem Tor am Pfingstmontag gegen Leipzig. Als der 32-Jährige nun am Sonntag beim 1:1 des FC in Augsburg sein drittes Jokertor in vier Teileinsätzen nach der Corona-Zwangspause erzielte, setzte er sich mit ernster Miene auf eine Werbebande.

Modestes Linksschuss von der Strafraumgrenze nach intelligenter Kopfballvorlage von Ismail Jakobs war eine Augenweide. Ein Tor, wie es aktuell wohl nur ein Modeste für den FC erzielen kann: technisch anspruchsvoll, als Volley aus der Drehung mit Wucht und unglaublicher Präzision. „Tony hat wieder gebrannt, als er reingekommen ist. Der Ball war nicht einfach, den hat er gut im Tor untergebracht“, lobte FC-Coach Markus Gisdol seinen Stürmer angesichts des wunderbaren Treffers doch recht sachlich. Obwohl Modeste zuletzt per Kopf gegen Düsseldorf und mit rechts aus 20 Metern gegen Leipzig seine Unberechenbarkeit beim Abschluss und seine klar ansteigende Form bewiesen hatte, ließ Gisdol ihn in Augsburg 82 Minuten lang auf der Bank sitzen. Der Trainer hatte sich auch von der Diskussion um ein System mit zwei Spitzen nicht beeinflussen lassen und am bewährten System mit Jhon Cordoba als Solist festgehalten.

„Die ein oder andere Schwierigkeit“

Wer es so interpretieren möchte, darf Modestes sitzende Tor-Geste nur vier Minuten nach seiner Einwechslung als stillen Protest gegen seinen langen Bank-Aufenthalt verstehen. Der Franzose ist gut drauf, hilft der Mannschaft nach langer, schwieriger Anlaufzeit wieder und will mehr. Verständlich und aus Sicht des Trainers gut, dass er mit einer Einwechslung in der 82. Minute nicht zufrieden ist.

Zumal die Kölner eine erste Halbzeit spielten, die ihnen allenfalls in der Nachbetrachtung von Nutzen sein kann. „In der ersten Halbzeit sind wir auf einen richtig starken Gegner getroffen, der wirklich laufstark und aggressiv war. Wir hatten damit die ein oder andere Schwierigkeit“, räumte Markus Gisdol ein. Nur ein starker Torwart Timo Horn und die Abschlussschwäche der Augsburger bewahrten den FC vor einem Rückstand. Es ist in der Liga kein großes Geheimnis mehr, dass den Kölnern in ihrem Aufbauspiel ein aggressives Pressing des Gegners nicht bekommt. „In der Pause haben wir einige Dinge beredet und versucht, besser auf den zweiten Ball zu gehen und nicht auf die Sechs zu spielen. Das hat gewirkt und wir sind gut ins Spiel gekommen“, erklärte Gisdol den Umschwung, den er auch mit der Einwechslung von Marco Höger einleitete. „Marco war der Schlüssel zu unserer zweiten Halbzeit“, hob FC-Geschäftsführer Horst Heldt den in der Rückrunde noch beschäftigungslosen Routinier hervor.

Höger und Modeste liefern ab

Högers Erfahrung und seine Passsicherheit sorgten für Struktur. Nach Modestes Kunststück schienen die Kölner im sechsten Anlauf dann sogar ihren ersten Sieg in einem Geisterspiel einfahren zu können. Fehlende Ruhe bei eigenem Ballbesitz und ein verlorener Zweikampf von Youngster Noah Katterbach gegen Raphael Framberger ermöglichte dem FCA aber den postwendenden Ausgleich durch Philipp Max.

„Es ist ein gewonnener Punkt, der uns mehr hilft als den Augsburgern“, fand Horst Heldt. In dieser Saisonphase zähle nur „das nackte Ergebnis“: „Es geht um den Klassenerhalt, es macht keinen Sinn etwas schönzureden, aber auch nicht etwas unnötig schlecht zu machen.“ Das gilt auch für das Heimspiel am Samstag gegen Mitaufsteiger Union Berlin, in dem der FC mit einem Sieg den entscheidenden Schritt gehen kann. Möglicherweise dann auch mit einer Doppelspitze: „Tony hat viel dafür getan, wieder Tore zu erzielen.

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Und die Treffer waren entscheidende. Das sollte ihm weiter Auftrieb geben“, sagte Horst Heldt. Die Entscheidung darüber, ob Modeste und Cordoba gegen Union gemeinsam auflaufen, läge aber nicht in seinem Verantwortungsbereich: „Unser Trainer macht es in der Entscheidungsfindung richtig gut, wenn es um die Startaufstellung geht.“

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