1. FC KölnUmsatzeinbußen von 63 Millionen Euro durch Corona

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Köln – Der 1. FC Köln steht im Frühjahr 2021 mit dem Rücken zur Wand.  Sportlich kämpft der Fußball-Bundesligist acht Spieltage vor Saisonende als 16. der Tabelle verzweifelt  um den Klassenerhalt.  Finanziell geht es für den FC ums Überleben.  Geschäftsführer Alexander Wehrle stellte am Mittwoch mit einem halben Jahr Verspätung die Zahlen für das Geschäftsjahr 2019/20 vor und gab einen Ausblick auf das laufende Jahr.  Der 46-Jährige rechnet mit einem Corona-bedingten Umsatzverlust von insgesamt 63 Millionen Euro. „Wir stehen vor einer großen  Herausforderung“, fasste Wehrle die Lage zusammen.

Wie hoch sind die Verluste des 1. FC Köln insgesamt?

Seit 2014 sind die Umsatzzahlen beim FC kontinuierlich gestiegen. Bis zur Saison 2019/20 haben die Geißböcke dadurch ein Eigenkapital von 38,6 Millionen Euro bilden können. Nun gibt es einen deutlichen Einbruch des Ergebnisses. Trotz eines Umsatzes von 122,5 Millionen Euro in der zurückliegenden Spielzeit und der damit verbundenen Steigerung um acht Millionen Euro zum Vorjahr als Zweitligist fuhren die Kölner  einem Verlust von 23,8 Millionen Euro nach Steuern ein. Das Eigenkapital  ist dadurch auf 14,8 Millionen Euro geschrumpft.

Welche Ursachen hat das negative Ergebnis?

Der 1. FC Köln hat nach dem direkten Wiederaufstieg 2019 die unternehmerische Entscheidung getroffen, mit einer Unterdeckung des Etats in Höhe von 13,7 Millionen Euro in die Saison zu starten.

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Jan Thielmann fällt verletzt aus

Der 1. FC Köln muss am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Bundesliga-Spiel beim VfL Wolfsburg neben Sebastiaan Bornauw auch auf Jan Thielmann verzichten. Der 19-Jährige fällt mit einer Muskelverletzung vorerst aus. Noah Katterbach (Fußverletzung) konnte dagegen  nach einem Tag Trainingspause am Mittwoch wieder einsteigen.  Neben Ellyes Skhiri (Nationalmannschaft Tunesien) standen auch die deutschen U21-Nationalspieler Ismail Jakobs und Salih Özcan am Mittwoch  wieder auf dem Platz. Jakobs war am Dienstag beim 0:0 gegen Rumänien nur acht Minuten zum Einsatz gekommen, Özcan gar nicht. Ondrej Duda (Slowakei), Dimitrios Limnios (Griechenland) und Sava Cestic (U21 Serbien) werden frühestens am Donnerstag am Geißbockheim zurück erwartet.  (sam)

Der Kader sollte so verstärkt werden, dass der FC eine realistische Chance auf den Klassenerhalt hat. Die Neuverpflichtungen Sebastiaan Bornauw, Ellyes Skhiri, Kingsley Ehizibue und Birger Verstraete kosteten rund 20 Millionen Euro. Hinzu kamen im Winter die Leihen von Mark Uth, Elvis Rexhbecaj und Toni Leistner. Die Kosten für das Personal stiegen im reinen Spielbetrieb von 48 Millionen auf 70 Millionen. Eine Differenz, die sich auch durch die günstigeren Zweitliga-Verträge von Spielern wie Jonas Hector, Timo Horn oder Marco Höger erklärt. Die Wechsel  auf den Positionen des Trainers (Beierlorzer auf  Gisdol) und Sportchefs (Veh auf Heldt) schlugen ebenfalls ins Kontor. Die fünf Geister-Heimspiele am Saisonende kosteten  den FC zusätzlich   13,3 Millionen Euro.

Was sagt FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle?

„Auch wenn wir zur Zielerreichung des Klassenerhalts und der damit verbundenen Investitionen in den Lizenzkader bewusst mit einem einkalkulierten Verlust in die Saison 2019/20 gegangen sind, hat die im März 2020 begonnene Pandemie und die damit verbundenen fünf Heimspiele ohne Zuschauer die wirtschaftliche Substanz des Clubs deutlich angegriffen. Die Corona-bedingten Umsatzeinbußen konnten trotz der eingeleiteten Gegenmaßnahmen, wie dem Gehaltsverzicht von Spielern und Verantwortlichen sowie der Unterstützung unserer Dauerkarteninhaber und Sponsoren nicht kompensiert werden. “

Wie hoch sind  die Einbußen  in der Saison 2020/21?

Alexander Wehrle rechnet durch die drohenden 17 Heimspiele ohne Zuschauer noch einmal mit 50 Millionen Euro Umsatzeinbußen.

Wie  begegnet der 1. FC Köln den Herausforderungen?

Neben dem bis Saisonende vereinbarten Gehaltsverzicht mit Profis, Management sowie Vorstand und der Kurzarbeit auf der Geschäftsstelle setzen die Verantwortlichen auf drei Bausteine: Um zahlungsfähig zu bleiben, will der FC mit einer  im Januar beantragten Landesbürgschaft in Höhe von 20 Millionen Euro einen neuen Kredit bei seiner Hausbank absichern.  Der Kredit läuft über sechs Jahre (Tilgung erst ab dem  dritten Jahr).   Um das bröckelnde Eigenkapital  zu stärken, setzen die Kölner auf Genussscheine. Dabei geben Privatpersonen und Unternehmen Geld, dass erst  verzinst wird, wenn der FC ein positives Ergebnis einfährt. Der Geldgeber trägt das Risiko, dass er im Insolvenzfall seine Einlage verliert.

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Wehrle geht davon aus, mit den Genussschein  einen zweistelligen Millionenbetrag zu erwirtschaften. Der Geschäftsführer setzt zudem  auf eine Minderung der Stadionpacht für die 22 Geister-Heimspiele. Entsprechende Verhandlungen mit der Stadt auf Basis eines vom FC erstellten Rechtsgutachtens laufen. Hoffnung beinhalten auch die neuen Verträge mit Sponsor Telekom, Ärmelsponsor DEVK und Ausrüster Hummel, die bis 2025 30 Millionen Euro Einnahmen bringen sollen.  Laut Wehrle ist der FC ligaunabhängig stabil aufgestellt. Die Frage, ob der FC im Fall eines Abstiegs  den sofortigen Wiederaufstieg anpeilen könnte, beantwortete der Geschäftsführer am Mittwoch jedenfalls mit einem klaren „Ja“.

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