1. FC KölnWarum Baumgart beim Modeste-Hype nicht mitmachen will

Lesezeit 4 Minuten
Baumgart liest Modeste die Leviten

Steffen Baumgart liest Anthony Modeste die Leviten. 

Köln – Schon zehn Saisontore in der Bundesliga und im DFB-Pokal, dabei drei Doppelpacks markiert und immer für eine spaßige Showeinlage gut: Beim 1. FC Köln dreht sich im November 2021 vieles um Anthony Modeste und die Geschichte seiner fußballerischen Auferstehung unter dem neuen Trainer Steffen Baumgart. Es war keine große Überraschung, dass die gerne und meist schnell aufgeregte Öffentlichkeit in Köln den 33-jährigen Franzosen nach seinen beiden Toren am Sonntag gegen Union Berlin als „Lebensversicherung“ des FC bezeichnete.

Baumgart liest Modeste die Leviten

Steffen Baumgart ist kein großer Freund davon, einzelne Spieler über die Mannschaft zu stellen. „Ich habe auch bei Tony zwei, drei Dinge gesehen, die nicht so gepasst haben“, sagte der 49-Jährige nach dem 2:2 gegen Union. Der FC-Coach war nach Modeste zweitem Tor sogar richtig angefressen, als der Torjäger ihm die Schiebermütze vom Kopf stibitzte und ein extravagantes Jubeltänzchen aufführte. Baumgart schrie Modeste aber nicht etwa wegen der stibitzten Mütze an, sondern weil das Spiel nicht zu Ende war. Modeste sollte sich auf seinen Job konzentrieren, denn es bestand schließlich noch die Möglichkeit, dass der FC gewinnt.

Mit einem Tag Abstand zum Spiel äußerte sich auch Thomas Kessler zu Modeste und es klang durch, dass dem Sportlichen Leiter des FC die Sache mit der Lebensversicherung etwas zu hoch gegriffen war: „Es ist zu einfach zu sagen, dass es nur an Tony hängt. Er wird auch in die Situationen gebracht, dass er die Tore erzielen kann. Das liegt daran, dass wir versuchen, hinten raus zu spielen. Man muss die gesamte Mannschaft dafür hervorheben, dass sie immer weiter nach vorne spielt und Gas gibt.“

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Einer so wichtig wie der andere

Kessler hätte auch sagen können, dass einer so wichtig wie der andere ist. Womit die Rede von Ellyes Skhiri ist, dessen Ausfall beim Blick auf die Statistik gehörig ins Gewicht fehlt. Bevor der Tunesier sich vor gut einem Monat im WM-Qualifikation gegen Mauretanien eine Fraktur im Wadenbeinköpfchen am rechten Knie zuzog, war der FC in sieben Bundesligapartien einmal lediglich als Verlierer vom Platz gegangen. Und nur bei jenem 2:3 am zweiten Spieltag bei Meister FC Bayern München kassierten die Geißböcke mehr als einen Treffer.

Fakt ist also, dass die Kölner in sieben Spielen mit Skhiri als Sechser neun Gegentore kassierten und ohne ihn elf Gegentore in vier Spielen. Vier Spiele, in denen der FC zudem sieglos blieb. Wer möchte, kann die erhöhte defensive Anfälligkeit der Kölner zwischen den beiden Länderspielpause in einen direkten Zusammenhang mit dem Fehlen von Skhiri setzen. Hinzu kommt, dass der 26-jährige Tunesier, trotz seiner nur sieben Einsätze und obwohl er als defensiver Mittelfeldspieler aufläuft, mit drei Treffern hinter Anthony Modeste weiter zweitbester Torschütze der Geißböcke ist.

FC ohne Skhiri defensiv deutlich anfälliger

Kein Wunder, dass alle beim FC die Rückkehr von Skhiri herbeisehnen. Seit gut einer Woche arbeitet der laufstärkste Kölner am Geißbockheim mit Athletiktrainer Leif Frach an seinem Comeback. Bis eine Wadenbeinköpfchen-Fraktur verheilt ist, dauert es normalerweise sechs Wochen. Es gibt zwar noch keine Garantie für Skhiris Einsatz beim nächsten Bundesliga-Spiel am 21. November beim 1. FSV Mainz 05, utopisch erscheint er aber auch nicht.

Zugute kommt Spieler wie Club die letzte Länderspielpause des Kalenderjahres. Skhiri darf und kann aufgrund seiner Verletzung nicht zur tunesischen Nationalmannschaft fahren und verpasst die WM-Qualifikationsturniere in Äquatorialguinea und gegen Sambia. Das bedeutet auch, dass Skhiri weiter konzentriert an seiner Rückkehr feilen kann. Er stand auch am Dienstag wieder mit Frach auf dem Platz, während seine Teamkollegen sich bei den Kölner Haien im Eisfußball versuchten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Sollte Skhiri wieder gesund werden und es auch bleiben, muss den FC wahrscheinlich im Januar aber erneut wochenlang auf einen seiner wichtigsten Spieler verzichten. Vom 9. Januar bis 6. Februar 2022 findet in Kamerun der Afrika-Cup statt. Tunesien ist qualifiziert und trifft in der Gruppe F auf Mali (12.1.), Mauretanien (16.1.) und Gambia (20.1.). Wenn sich die Nordafrikaner durchsetzen, könnten bis zum Finale am 6. Februar vier weitere Spiele hinzukommen, Skhiri würde den Kölnern dann in vier Bundesligaspielen (Hertha, Bayern, Bochum, Freiburg) sowie im Pokal-Achtelfinale am 18. Januar gegen den Hamburger SV fehlen.

Rundschau abonnieren