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1. FC KölnWarum es an der Zeit ist, Markus Gisdol zu loben

Lesezeit 3 Minuten
Markus Gisdol

Kölns Trainer Markus Gisdol 

Köln – Markus Gisdol hat vor nicht allzu langer Zeit einmal die Frage beantworten sollen, wie er ganz persönlich das Umfeld des 1. FC Köln bewertet. Immerhin gilt das Drumherum beim Geißbock-Club als eines der schwierigsten in der Bundesliga und Gisdol wäre nicht der erste Trainer der FC-Historie, der daran zu knabbern hat.

Der Schwabe lächelte kurz, bevor er ruhig erklärte, dass er es in Köln gar nicht so extrem empfindet, wie es beschrieben wird. Er hätte es schon anders erlebt. Jetzt darf jeder für sich aussuchen, ob der 51-Jährige damit Schalke, Hoffenheim oder den Hamburger SV gemeint hat. Eines ist aber sicher: Markus Gisdol hat ein dickes Fell und an kaum einem Ort im deutschen Fußball trägt es sich besser als am Geißbockheim.

Der aktuelle Trainer des 1. FC Köln stand schon in der Kritik, bevor er im November 2019 das erste Mal einen Fuß auf das Gelände im Grüngürtel gesetzt hat. Kritik, die nie ganz abebbte. Weder in der Erfolgsserie im Winter 2019/20, noch als der schon abgeschriebene Aufsteiger den Klassenerhalt geschafft hatte. Nach 18 sieglosen Partien stand Gisdol Ende November 2020 vor dem Aus. Auch diese Situation stand er durch.

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Das Team immer wieder neu ordnen

Ruhiger wurde es nicht um seine Person. „Das ist gefühlt das 100. Endspiel“, fasste FC-Sportchef Horst Heldt die Situation vor dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld zusammen. Eine Niederlage im Duell mit dem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf und Gisdol hätte wieder auf der Kippe gestanden. Kaum ein Wort darüber, dass der FC die gesamte Hinrunde ohne gelernten Stürmer absolvieren musste oder Jonas Hector als Kapitän und Anführer nur eingeschränkt zur Verfügung stand. Und das Gefüge innerhalb eines Teams neu zu sortieren, gehört sicher zu den kompliziertesten Aufgaben eines Trainers.

Die Zweifel an Gisdol blieben aber auch nach dem 3:1 gegen Bielefeld, weil sich die Kölner die Pokal-Blamage in Regensburg leisteten. Körperlich und mental angeschlagen stand der FC vor dem Derby in Gladbach mal wieder mit dem Rücken zur Wand. Zumal in Sebastiaan Bornauw, Jonas Hector und Marius Wolf drei wichtige Säulen nicht zur Verfügung standen. Als wäre das am Ende der Chaos-Woche nicht schon genug Herausforderung gewesen, beherrschte am Samstag die „Spacken“-Affäre die Schlagzeilen.

Lösungen mussten her

Markus Gisdol reagierte mit Lösungen und managte die Mannschaft zu einem verdienten 2:1-Derbysieg. Matchwinner war Elvis Rexhbecaj mit seinen zwei Toren. Ein Spieler, der drei Tage zuvor in Regensburg nach dürftiger Leistung schon zur Pause vom Feld musste. „Die Ansprachen des Trainers vor dem Spiel sind immer gut. Er reißt uns mit. Das hat er vor dem Gladbach-Spiel trotz der schwierigen Bedingungen auch geschafft“, berichtete Linksverteidiger Jannes Horn, der sein Plädoyer für den Trainer anzureichern wusste: „Wir sind hier ein verschworener Haufen und die Situation vor dem Derby hat uns alle noch einmal mehr zusammengeschweißt.“

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Für Markus Gisdol wäre der Erfolg in Mönchengladbach der passende Anlass gewesen, ein paar Dinge gerade zu rücken. Stattdessen aber erklärte er dem FC seine Liebe und überließ die Kritiker sich selbst: „Ich spüre keine Genugtuung. Sicher ist nicht alles so ganz fair. Wir haben aus fünf Spielen jetzt zehn Punkte geholt. Aber so ist das Geschäft. Damit muss ich klar kommen und mich ein Stück weit davon freimachen“, sagte der Trainer und erklärte: „Sicher haben wir manchmal nicht so toll gespielt. Aber ich kann das einschätzen, wenn ich sehe, welche Möglichkeiten wir haben und in welchen Situationen wir stecken.“ Der Mann trägt ein dickes Fell und das ist nicht nur passend für ihn sondern auch gut für den ganzen Club.

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