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1. FC KölnWas Dejan Ljubicic zu einer echten Allzweckwaffe macht

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Ljubicic effzeh

Dejan Ljubicic 

Köln – Zwei Pflichtspiele, zwei Tore: Dejan Ljubicic hat im DFB-Pokal in Regensburg und zum Bundesliga-Auftakt gegen den FC Schalke 04 umgehend einen tiefen Wunsch von Steffen Baumgart erfüllt. Der Trainer des 1. FC Köln hatte im Sommer mit Nachdruck angemerkt, dass es hinter 20-Tore-Stürmer Anthony Modeste gerne mehr Spieler geben könne, die zwischen acht und zwölf Treffer pro Saison erzielen. Baumgarts direkte Aufforderung an Spieler wie Florian Kainz, Mark Uth, Jan Thielmann oder auch Neuzugang Sargis Adamyan hat seit Montag noch an Bedeutung zugenommen. Denn Modeste hat sich zu Borussia Dortmund verabschiedet und wird in der Spielzeit 2022/23 kein einziges Tor mehr für die Geißböcke erzielen.

Als Dejan Ljubicic am Sonntag gegen die Königsblauen mit dem 3:1 in der 80. Minute das Spiel entschied, wollte es das Schicksal so, dass der Österreicher nach perfekter Flanke von Jan Thielmann per Kopf und mit Hilfe des Innenpfostens traf. In bester Modeste-Manier aus zwölf Metern, wuchtig und präzise. „Nein, ein Modeste-Ersatz kann ich nicht sein“, reagierte der 24-Jährige am Mittwoch lachend auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob er auch Stoßstürmer könne und fügte an: „Diesen Kopfball werdet ihr von mir nicht so häufig sehen. Ich bin für die anderen Positionen da.“

Gerüchte um Rückkehr von Jhon Cordoba

Volle drei Wochen hat der 1. FC Köln noch Zeit, um sich auf dem Transfermarkt nach einem Ersatz für den zu Borussia Dortmund abgewanderten Anthony Modeste umzuschauen. Wenn der Fußball-Bundesligist bis zum 1. September tatsächlich die Notwendigkeit sieht, in der Offensive nachzulegen. Sportchef Christian Keller ließ dies am Mittwoch in einem Interview bei Sky offen. „Wir haben mehrere, sehr veranlagte Spieler, die jetzt mehr Chancen kriegen, sich zu präsentieren und den nächsten Entwicklungsschritt machen können.“ Keller ließ durchblicken, dass der FC sich die Zeit nehmen möchte, um eine Entscheidung zu treffen, ob ein weiterer Zugang überhaupt nötig ist: „Wenn wir zu dem Ergebnis kommen, dass wir jemanden verpflichten wollen, sind wir dazu in der Lage – wen auch immer. Vielleicht auch niemanden.“ Diese Entscheidung dürfte auch davon abhängen, ob sich der FC für die Gruppenphase der Europa Conference League qualifiziert und dadurch zusätzliche Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe generieren könnte. Die beiden Playoff-Spiele finden am 18. und 25. August voraussichtlich gegen den ungarischen Vertreter FC Fehervar statt. Die Entscheidung fällt also eine Woche vor Schließung des Transferfensters.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Derweil wird die Liste der als Modeste-Nachfolger gehandelten Stürmer immer länger. Nach Joel Pohjanpalo (Leverkusen), Branimir Hrgota (Fürth) und Alexander Sörloth (Leipzig) soll auch Ex-FC-Torjäger Jhon Cordoba (Foto) ein Thema sein. Der Kolumbianer, aktuell in Diensten des russischen Clubs Krasnodar, wechselte 2020 aus Köln zu Hertha BSC und befeuerte die Gerüchteküche mit einem Instagram-Foto aus FC-Zeiten. (sam)

Die Frage hatte irgendwo trotzdem ihre Berechtigung, denn der schlaksige, antrittsschnelle Ljubicic hat sich längst zu einer Allzweckwaffe in Steffen Baumgarts Teamgefüge entwickelt. Die Kölner hatten ihn vor der Saison 2021/22 mit einem Fünfjahresvertrag von Rapid Wien nach Köln gelockt. Vorgesehen war Ljubcic als Sechser und möglicher Nachfolger von Ellyes Skhiri, der als FC-Tafelsilber erster Verkaufskandidat war. Auf der Sechs tauchte er selten, auf der Alternativposition Innenverteidiger gar nicht auf. Stattdessen stellte ihn Baumgart vornehmlich auf die rechte Außenbahn. In 30 Bundesligapartien erzielte Ljubicic drei Tore, zwei davon bei den beiden Derbysiegen gegen den Erzrivalen Mönchengladbach.

Gegen Schalke lief der gebürtige Wiener als Spielmacher auf und vertrat den verletzten Mark Uth (Adduktoren) prächtig: „Ich bin eine Option auf der Zehn, aber Mark hat es auch schon in der letzten Saison supergemacht und richtig stark gespielt“, sieht er sich eher als Backup. Aber einer, dem die Rolle auf der Zehn gefällt: „Ich habe mich wohl gefühlt, aber das tue ich rechts auch.“ Am zweiten Spieltag bei RB Leipzig wird er Uth wohl wieder vertreten. Der etatmäßige FC-Zehner fehlte am Mittwoch beim Training und wird weiter ausfallen.

Womöglich erzielt Ljubicic am Samstag (15.30 Uhr/Sky) sein drittes Saisontor und womöglich mit einem Distanzschuss. Es war jedenfalls auffällig, dass er es gegen die Schalker immer wieder aus größerer Entfernung versuchte. Eine Disziplin, in der die Kölner vergangene Saison sehr viel Luft nach oben hatten. „Es hat sich ergeben, dass ich so häufig geschossen habe. Die Schalker haben mich nicht attackiert und ich dachte, ich haue mal drauf. Das könnten wir öfter mal im Spiel probieren.“

Als Torjäger aus dem Mittelfeld sieht sich „Dejo“ aber nicht. „Ihr wollt jetzt Druck aufbauen?“, reagierte er auf die Frage nach seinem nächsten Treffer, „aber ich bin kein Spieler, der über zehn Tore schießt.

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Vielleicht klappt es in dieser Saison, aber ich will mir keinen Druck aufbauen. Ich will gute Spiele absolvieren, damit die Mannschaft erfolgreich ist.“ Dazu gehört, dass Baumgarts Wunsch in Erfüllung geht und die Kölner sich in der Torschützenliste breiter aufstellen. „Tony war extrem wichtig für uns. Jetzt müssen eben die anderen treffen und wir haben genug Spieler, die das schaffen können. Ich finde, wir sind im Angriff gut aufgestellt“, zeigte sich Dejan Ljubicic optimistisch.

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