1.FC Köln gegen Borussia MönchengladbachDas Derby droht zum Geisterspiel zu werden

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Horst Heldt wünscht sich eine klare Ansage zum Umgang mit dem Corona-Virus bei Großveranstaltungen.

  • Das Spiel wird wegen des Corona-Virus vermutlich ohne Zuschauer stattfinden.
  • Nun macht sich die Angst breit vor Fan-Krawallen vor geschlossenen Stadiontoren.
  • Horst Heldt kritisiert die inkonsequente Haltung beim Veranstaltungsverbot und verweist auf Bahnhöfe und Flughäfen, die dennoch offen seien.

Köln/Mönchengladbach – Das 107. Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln steht unter keinem guten Stern. Erst wurde das Duell der niederrheinischen Nachbarn wegen des Orkantiefs Sabine verlegt, jetzt droht die Nachholpartie ohne Zuschauer stattzufinden. Bis auf den Journalistenbereich werden die rund 54.000 Plätze am Mittwoch (18.30 Uhr) wohl leer bleiben. Die Entscheidung, die Begegnung wegen der Ansteckungsgefahr durch das Corona-Virus als „Geisterspiel“ auszutragen, soll an diesem Dienstag durch das Gesundheitsamt der Stadt Mönchengladbach getroffen werden.

Heldt kritisiert fehlende Konsequenz

„Ich finde es konsequent inkonsequent. Da wird das Champions-League-Spiel zwischen Leipzig und Tottenham am Dienstagabend vor Zuschauern stattfinden, während am Mittwoch keine Besucher zum Spiel zwischen Paris und Dortmund zugelassen sind. Ich würde mir wünschen, dass jemand mal eine klare Ansage macht“, ärgerte sich FC-Sportchef Horst Heldt am Montag und fügte hinzu: „Von uns Führungspersonen wird verlangt, dass wir Führungsaufgaben übernehmen. Das würde ich mir von anderen auch gerne wünschen.“

Vor allem die Inkonsequenz hält Horst Heldt für fragwürdig. Wenn künftig Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen abgesagt werden müssten, müssten große Bahnhöfe und Flughäfen ebenso geschlossen werden wie die Kantinen von Großunternehmen.

Was Zuschauer-Aussperrungen anbelangt, so könnten die daraus resultierenden finanziellen Auswirkungen für die Bundesligisten schwerwiegende Folgen haben. Denn die Einnahmen aus dem Kartenverkauf müssen in den meisten Fällen und zum größten Teil zurückgezahlt werden (dazu Seite 2). Millionenbeträge könnten in den Club-Kassen fehlen, was die anstehende Lizenzvergabe für die kommende Saison gefährde. Die DFL kündigte wenig später an, dafür Lösungen zu finden.

Was, wenn die Fans dennoch anreisen?

Zudem fragt sich der FC-Geschäftsführer, was unternommen werden soll, wenn im Falle eines „Geisterspiels“ trotzdem womöglich viele Fans beider Lager vor das Stadion kommen. Genau das erlebte er am 27. August 2013 als Sportchef des FC Schalke, als die Königsblauen nach einem 3:2 bei PAOK Saloniki in die Gruppenphase der Champions League einzogen. Wegen vorheriger Zuschauerausschreitungen waren nur 410 handverlesene griechische Fans ins Stadion gelassen worden. Mehrere hundert fanatische PAOK-Anhänger aber begleiteten den Mannschaftsbus durch die Stadt, legten den Verkehr lahm und belagerten das Toumba-Stadion.

Während des Spiels habe eine ganz seltsame Atmosphäre geherrscht, „weil man auf der Tribüne jedes Wort verstanden hat, was auf und neben dem Spielfeld gerufen wurde“, so Horst Heldt.

Gisdol will Mannschaft vorbereiten

Trainer Markus Gisdol und seine Spieler kennen solch ein gespenstisches Szenario von Testspielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Er werde mit seiner Mannschaft darüber sprechen, wenn es so kommen sollte. Am liebsten sei es ihm aber, wenn er sich nur über sportliche Dinge äußern und Gedanken machen müsse.

„Oberste Priorität besitzen für mich unsere Mannschaft, die des Gegners und das, was auf dem Platz passiert, nicht das Drumherum“, wehrte sich der 50-Jährige dagegen, mehr als unbedingt notwendig über ein mögliches „Geisterspiel“ zu sprechen. Die Szenerie spiele natürlich eine Rolle, dürfe die Spieler aber nicht tangieren: „Die Jungs müssen das ausblenden.“

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Gisdol: Mönchengladbach ist der Favorit

Für Markus Gisdol ist und bleibt Borussia Mönchengladbach trotz der speziellen Derby-Situation in der Favoritenrolle. Er tue sich „unheimlich schwer damit, den Komplettwandel zu vollziehen. Der würde beinhalten, dass der krasseste Absteiger aller Zeiten innerhalb von drei Monaten zu einem Champions-League-Gegner auf gleicher Höhe mit Gladbach aufgestiegen sei“. Solch ein Ansinnen sei in seinen Augen fast schon respektlos.

Sicherlich sei seine Mannschaft derzeit „gut drauf“. Aber die Borussia besitze ein anderes Niveau kommt. Natürlich ist da eine große Rivalität. „Wir müssen schön demütig bleiben. Wir müssen immer wissen, woher wir kommen und welches Ziel wir haben“, mahnte Kölns Trainer.

Der kann bis auf Sebastiaan Bornauw auf alle Spieler zurückgreifen. Was den Innenverteidiger anbelangt, so könne der aufgrund seiner muskulären Probleme noch länger ausfallen.

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