Auswärtsspiel in AugsburgHeiko Herrlich: Ergebnisdelle des 1. FC Köln ausweiten

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Heiko Herrlich

Augsburgs Trainer Heiko Herrlich

  • Der 1. FC Köln spielt am Sonntag gegen Augsburg.
  • Augsburg-Trainer Heiko Herrlich konnte bislang noch nicht für die gewünschte Stabilität seiner Mannschaft sorgen.
  • Vor der Partie gegen den Mitkonkurrenten Köln beschreibt er die Situation als ernst: „Wir brauchen Punkte.“
  • Sein „Zahnpasta“-Verstoß gegen die Corona-Regeln sei abgehakt. Stattdessen habe er sich und das Team auf das anstehende Spiel „extrem vorbereitet“.

Augsburg – Heiko Herrlich hat lieber Vorsicht walten lassen. Zur virtuellen Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln (Sonntag, 18 Uhr/Sky) trat der Trainer des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg am Freitag mit einem Mund-Nasen-Schutz auf das Podium. Zwar setzte Herrlich seine Gesichtsbedeckung ab, als er mit den Medienvertretern von Bildschirm zu Bildschirm zu plaudern begann. Doch als die Gesprächsrunde vorbei war, band sich der 48-Jährige die Maske geradezu vorbildlich direkt wieder um.

Herrlichs Vorsicht bei diesem Thema hat eine turbulente Vorgeschichte. Denn es liegen schwierige erste Wochen hinter ihm als neuem Augsburger Coach. Als sich die Fuggerstädter Anfang März vom Schweizer Martin Schmidt getrennt und in Herrlich einen raschen Nachfolger ausgewählt hatten, rechnete dieser zunächst damit, alsbald an der Seitenlinie gefordert zu sein. Dann aber brachte die Pandemie das deutsche Fußball-Oberhaus für zwei Monate zum Stillstand.

Verstoß gegen Corona-Regeln

Herrlich war zunächst weniger als Trainer, sondern vielmehr als Corona-Krisenmanager gefragt. Einer Funktion, für die er sich kurz vor dem Re-Start der Bundesliga Mitte Mai jedoch krachend selbst disqualifizierte – mit einem geradezu unglaublichen Verstoß gegen die Corona-Regeln der Deutschen Fußball Liga (DFL), indem Herrlich das Quarantäne-Hotel seines Clubs verlassen hatte für einen Gang zum Supermarkt, weil ihm Zahnpasta und Hautcreme ausgegangen waren. Unbedacht ausgeplaudert auf der Video-Pressekonferenz vor seinem vermeintlichen Debüt gegen den VfL Wolfsburg.

Ausgerechnet Heiko Herrlich, der Risikopatient, der nach einem Gehirntumor im Jahr 2000 ein nach eigenen Angaben beschädigtes Immunsystem besitzt, hatte nach der Video-Affäre um den danach suspendierten Hertha-Profi Salomon Kalou die Zweifel am DFL-Konzept zur Fortsetzung der Bundesliga befeuert. Für Herrlich ging es in den Tagen danach vor allem darum, sein frühzeitig angekratztes Ansehen als neuer Augsburger Chef nicht noch weiter zu beschädigen. Der frühere Nationalstürmer preschte dafür in die Offensive vor und kritisierte seinen Fauxpas als „naiv, dumm oder doof“. Es war nicht der erste auf dem an speziellen Momenten reichen Karriereweg des gebürtigen Mannheimers.

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Durch die selbst auferlegte Zwangspause gegen Wolfsburg (1:2) wurde der Einstand des früheren Trainers von Bayer 04 Leverkusen an der Augsburger Seitenlinie weiter nach hinten verschoben. Er glückte schließlich mit einem 3:0-Erfolg bei abgestürzten Schalkern. Weil aber nur eine magere Nullnummer gegen Schlusslicht Paderborn sowie eine 0:2-Pleite bei der wiedererstarkten Hertha folgten, steckt der FCA als Tabellendreizehnter mit überschaubaren vier Zählern Vorsprung auf Relegationsrang 16 noch immer mittendrin im Abstiegskampf. „Die Situation ist ernst. Wir brauchen Punkte“, mahnt Herrlich deshalb vor der Partie gegen den Mitkonkurrenten 1. FC Köln.

Uth zurück im Teamtraining

Wenn sich der 1. FC Köln am Samstag nach dem Abschlusstraining mit dem Flieger zum Auswärtsspiel bei Angstgegner FC Augsburg aufmacht, wird Mark Uth mit an Bord sitzen. Der Offensivspieler, der gegen RB Leipzig (2:4) wegen einer leichten Zerrung ausgefallen war, konnte am Freitag erstmals wieder mit der Mannschaft trainieren. Anthony Modeste war ebenfalls wieder dabei. Tags zuvor hatte der Stürmer nur individuell trainiert. Simon Terodde (anhaltende Knieprobleme) droht dagegen auszufallen. Dominick Drexler fehlte in der Freitags-Einheit wegen Magen-Darm-Problemen, darf gegen Augsburg gelbgesperrt aber ohnehin nicht mitwirken. (cto)

Augsburgs Sportchef Stefan Reuter hat zwar einen „guten Eindruck“ von der bisherigen Zusammenarbeit zwischen Herrlich und der Mannschaft gewonnen. Für die erhoffte Stabilisation konnte allerdings auch der neue FCA-Coach noch nicht so recht sorgen. „Wir wollen mehr Kontinuität reinbekommen und so schnell wie möglich da unten raus“, sagt Herrlich, dessen Team bei diesem Unterfangen mit Köln, Mainz und Düsseldorf noch drei absolute Schlüsselspiele vor sich hat.

Erst einmal gilt Heiko Herrlichs ganze Konzentration aber nur dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln, auf das er sich und sein Team „extrem vorbereitet“. Denn Herrlich hat den Kölner Aufstieg aus dem Tabellenkeller mit Bewunderung verfolgt. Die acht Siege aus zehn Spielen, die der FC unter Markus Gisdol vor der Zwangspause aneinanderreihte, waren für Herrlich auf „Champions-League-Niveau“ angesiedelt. Dass der Aufsteiger zuletzt jedoch schwächelte und noch keines seiner fünf Geisterspiele gewonnen hat, bewertet der FCA-Coach „eher als eine Ergebnisdelle, von der wir uns aber erhoffen, dass sie bis Montag anhält“. Heiko Herrlich fühlt sich bereit für diese Aufgabe. Die Sache mit der Zahnpasta ist „abgehakt“.

Voraussichtliche Aufstellungen

Augsburg: Luthe; Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Max; Khedira, Baier; Richter, Löwen, Vargas; Niederlechner. Köln: Horn; Ehizibue, Leistner, Czichos, Katterbach; Skhiri, Hector; Uth, Kainz; Cordoba, Modeste. SR.: wird wegen des Corona-Tests erst am Spieltag nominiert.

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