Coronakrise in KölnStadt stellt Erlass der Stadionpacht für den FC in Frage

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Rheinenergiestadion

Das Rheinenergiestadion

  • Dem 1. FC Köln droht in der Coronakrise ein hoher Millionenverlust.
  • FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle würde daher auch gerne bei der hohen Pacht fürs Rheinenergie-Stadion sparen.
  • Ein Gespräch zwischen der Kölner Sportstätten GmbH und dem Bundesligisten soll noch im April stattfinden.

Köln – Die Kurzarbeit für die rund 80 Mitarbeiter der Geschäftsstelle läuft beim 1. FC Köln seit dem 1. April. Die Lizenzspieler verzichten dem Vernehmen nach auf bis zu 20 Prozent ihres Monatsgehalts. Auch Geschäftsführung, Abteilungsleiter und Vorstand des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln tragen mit Einbußen auf dem Lohnstreifen zum Sparprogramm in den wirtschaftlich schweren Zeiten der Corona-Pandemie bei. FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle durfte sich zudem am Mittwoch über die Botschaft von DFL-Chef Christian Seifert freuen, dass die TV-Partner der Liga bis auf einen (Eurosport) im Mai einen Teil der ausstehenden letzten Rate für die Übertragungsrechte zahlen werden.

Millioneneinnahmen fallen weg

„Uns hilft jeder Euro, wenn wir damit rechnen müssen, dass uns bei fünf Heimspielen ohne Zuschauer Einnahmen von mindestens neun Millionen Euro wegfallen werden“, sagte Wehrle. Der 45-Jährige hätte also sicher nichts dagegen, wenn der Club auch bei der hohen Pacht für das Rheinenergiestadion aufgrund der Corona-Krise sparen könnte. Wehrle darf aber davon ausgehen, dass dem FC auf diesem Spielfeld ein harter Kampf mit der Kölner Sportstätten GmbH (KSS) bevorsteht.

Kosten fürs Stadion

9,5 Millionen Euro etwa zahlt der 1. FC Köln pro Saison an Pacht für das Rheinenergiestadion an die Kölner Sportstätten GmbH (KSS). Der Betrag setzt sich aus den Miet- (rund 7,9 Millionen Euro) und den Betriebskosten zusammen. Er geht zurück auf einen zum 1. Juli 2013 geschlossenen und noch bis 30. Juni 2024 gültigen Pachtvertrag, der auf Betreiben des FC als  damaliger Zweitligist einen noch gültigen Kontrakt abgelöst hatte. 

Vor dem 1. Juli 2013 hatte der Bundesligist 3,5 Millionen Euro pro Zweitliga-Saison und 6,9 Millionen Euro pro Bundesliga-Saison bezahlen müssen. Um den damaligen Schuldenberg von 40 Millionen Euro schneller abbauen zu können, einigte sich der FC in Person von Geschäftsführer Alexander Wehrle mit der KSS im neuen Vertrag auf 1,8 Millionen Euro als Zweitligist und 7,9 Millionen Euro Pacht in der Bundesliga. (sam)

Dieser Zeitung liegt eine nicht-öffentliche Vorlage für die nächste Sitzung des Stadtrats vor, in der die Stadtverwaltung Stellung zum Thema Mieterlass für städtische Immobilien nimmt. Demnach hatte der FC Mitte April um einen Gesprächstermin gebeten, bei dem er sich zum Thema „Pachtzahlung austauschen“ wolle. Der Bundesligist hoffe, dass bis zum Zeitpunkt schon entschieden sei, ob die Saison 2019/20 mit Geisterspielen zu Ende gespielt wird.

Dem wird nicht so sein. Nach Informationen dieser Zeitung wird der Termin zwischen FC und KSS noch im April stattfinden, eine Entscheidung über die Saison-Fortsetzung aber erst im Mai fallen. Zudem geht aus der Verwaltungsvorlage hervor, dass der FC zum aktuellen Zeitpunkt nicht mit einem Mietnachlass rechnen darf: „Aktuell ist kein Mieterlass für Mieterinnen und Mieter geplant. Sollte eine Mieterin oder eine Mieter in einen existenzbedrohliche Lage kommen, könnte darüber neu nachgedacht werden, um den Mieter auf der Anlage zu halten“, heißt es in dem Papier, das auf eine Anfrage im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses gestellt wurde.

Eigenkapital ist noch da

Der FC befindet sich aber noch nicht in einer solchen „existenzbedrohlichen Lage“. Alexander Wehrle hatte zuletzt immer wieder betont, dass die Geißböcke vor allem aufgrund des gebildeten Eigenkapitals in Höhe von 38 Millionen Euro bis zum 30. Juni keine Liquiditätsprobleme befürchten müssen.

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Inwiefern die Aussage der Stadt als Gesellschafterin der KSS auf juristischer Ebene standhalten kann, wird sicherlich Gegenstand der Gespräche und folgenden Verhandlungen sein. Fakt ist, dass die KSS als Betreiberin dem FC bei einem vorzeitigen Abbruch der Saison das Stadion nicht zur Verfügung stellen kann – die Leistung für die zu entrichtende Pacht demnach nicht erbringt. Ein im Mietrecht untypischer Vorgang, der sich etwa von einem Fall im Einzelhandel unterscheiden würde. Käme es zu Geisterspielen, könnte der FC gegenüber der KSS mit den deutlichen Mindereinnahmen von etwa 1,8 Millionen pro Heimspiel argumentieren, um die Pacht zu mindern. Geklärt werden sollte die Frage möglichst schnell. Auch, weil ein Bundesliga-Geisterspiele bis zum Ende des Jahres drohen. „Wir haben unterschiedliche Szenarien, das liegt in unserer Verantwortung. Eins davon ist, auch in der Hinrunde der nächsten Saison ohne Zuschauer zu spielen“, erklärte FC-Geschäftsführer Wehrle.

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