Das Wunder von Dortmund1. FC Köln beendet Siegflaute mit einem 2:1 beim BVB

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Kölns Ellyes Skhiri (2.v.r) feiert das Tor zum 0:2.

Dortmund – Um die Dinge richtig einzuordnen, sei auf Horst Heldt verwiesen. Als der 1. FC Köln das letzte Mal in Dortmund gewonnen hat, stand der Sportchef selbst noch auf dem Platz. Der unvergessene „Mucki“ Banach erzielte am 13. April 1991 beide Treffer beim 2:1 der Geißböcke. 29 Jahre später wiederholte sich dieses Ergebnis und es hätte für den FC keinen besseren und wichtigeren Zeitpunkt geben können. Zwei Treffer von Ellyes Skhiri und das 2:1 (1:0) des seit 18 Spielen sieglosen FC am Samstag beim eigentlich so übermächtigen BVB beendeten alle Diskussionen um Trainer Markus Gisdol.

Seinen 50. Sieg als Bundesliga-Trainer kann sich der Schwabe nach einer taktischen und kämpferischen Meisterleistung seines Teams einrahmen und den 28. November als möglichen Wendepunkt in dieser bislang für den FC so komplizierten Corona-Zeit sehen. „Damit hat keiner gerechnet. Wie die Jungs sich heute reingehauen haben, war sensationell. Der Trainer hat eine tolle Ansprache gehalten und gesagt, dass wir diese Serie jetzt endlich hinter uns lassen sollen“, freute sich FC-Kapitän Timo Horn über den erlösenden Sieg  beim Champions League-Teilnehmer.

Änderungen im Team

Gisdol veränderte sein Team im Vergleich zur bitteren 1:2-Heimniederlage gegen Union Berlin auf vier Positionen und das System von Vierer- auf Dreierkette. Sebastiaan Bournauw kehrte ins Abwehrzentrum zurück, wo Rafael Czichos wieder ran durfte und Sava Cestic sein Bundesliga-Debüt feierte. Der 19-Jährige stand bislang überhaupt erst dreimal im Spieltagskader des FC. Was für eine Feuertaufe gegen die BVB-Tormaschinerie, die am Samstag Erling Haaland, Marco Reus und Jadon Sancho ans Laufen bringen sollten. Zudem entsendete Gisdol Elvis Rexhbecaji und Jan Thielmann in die Startelf, die auch über sein Schicksal entscheiden sollte.

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Mit dem Mute der Verzweiflung hatte sich der FC-Trainer dafür entschieden, den Ausfall des kniegeplagten Torjägers Sebastian Andersson mit Spielmacher Ondrej Duda als „falscher Neun“ zu kompensieren. Thielmann und Rexhbecaj sollten im Umschaltspiel aus den Halbpositionen im Mittelfeld schnell nachrücken, während Salih Özcan und Ellyes Skhiri dafür zuständig waren, im Zentrum die Räume für Dortmund eng zu machen.

Gisdols Plan geht auf

Wer die Meinung vertreten hatte, dass Gisdol die Mannschaft nicht mehr erreicht und sein Abschied naht, musste sich schnell eines Besseren belehren lassen. Der Plan des 51-Jährigen ging auf, weil die FC-Profis ihn von der ersten Sekunde an  mit Leidenschaft und Mut ausfüllten. Nach einer Schrecksekunde und Sanchos Schuss an die Querlatte (4.), gab Ismail Jakobs mit zwei gelungenen Aktionen auf links das Signal, selbstbewusst aufzutreten. Aus der zweiten entsprang der erste und einzige Eckball der ersten Hälfte.

Duda fand Marius Wolf am kurzen Pfosten. Die BVB-Leihgabe  verlängerte auf den einlaufenden Skhiri, der den Ball aus kürzester Distanz über die Linie drückte (9.). Die frühe Führung pushte die Kölner, die sich auf dem Platz gegenseitig anfeuerten und konsequent in die Zweikämpfe gingen. Die Dortmunder fanden kaum Lücken. So kam Erling Haaland auf einen einzigen Ballkontakt, mit dem er allerdings auch den Ausgleich hätte erzielen können. Der Norweger schoss aber aus zwölf Metern knapp rechts vorbei (26.).

Ecke Duda, Kopfball Wolf und Treffer Skhiri

Der FC verdiente sich die Halbzeitführung aber nicht nur durch seine starke Defensiv- und Laufleistung (64,23 Kilometer/vier mehr als Dortmund), die Geißböcke suchten immer wieder auch den Weg nach vorne. Özcan hätte fast ein Missverständnis zwischen BVB-Keeper Roman Bürki und Manuel Akanji ausnutzen können (21.) und Jakobs fällte nach einem kapitalen Fehlpass von Weltmeister Mats Hummels die falsche Entscheidung. Anstatt selbst den Abschluss zu nehmen, versuchte der Linksaußen den Ball zu Duda zu passen, was misslang (38.).

Vor einer Woche in Berlin hatten die Dortmunder nach einem 0:1-Pausenrückstand mit einem Haaland-Hattrick bis zur 62. Minute eine gewaltige Antwort parat gehabt. Gegen den FC reichte es zunächst nur zu einem von Timo Horn parierten Reus-Freistoß (49.) und einen Schuss von Emre Can, den Skhiri am rechten Pfosten vorbeilenken konnte (51.). Das erste Tor der zweiten Halbzeit erzielte dann der FC als perfekte Kopie des 1:0: Ecke Duda, Kopfball Wolf und Treffer Skhiri am langen Pfosten (60.).

Abwehrschlacht mit Happy End

Noch aber waren 30 Minuten zu spielen. BVB-Coach Lucien Favre verstärkte mit den Einwechslungen von Thorgan Hazard, Wunderkind Youssoufa Moukoko und Giovanni Reyna seine Offensive. Moukoko verpasste den Eintrag in die Rekordbücher als jüngster Bundesliga-Torschütze knapp (70.). Nach einem Ballverlust von Jan Thielmann kombinierten die Dortmunder dann aberden Ball auf links bis zu Hazard, der technisch hochwertig zum 1:2 ins lange Eck vollendete (74.).

Dem FC standen jetzt noch lange 20 Minuten Abwehrschlachtbevor. Er überstand sie ohne weiteren Schaden, weil Timo Horn gegen Mats Hummels Schuss aus sieben Metern Weltklasse auspackte (87.) und Erling Haaland für einen Moment zeigte, dass er Mensch und nicht Maschine ist. Der 20-Jährige brachte das Kunststück fertig aus vier Metern den Ball am Tor vorbeizusetzen (90.+5). Der Rest war Kölner Jubel und mittendrin in den Armen von Horst Heldt und Co-Trainer Frank Kasapari ein überglücklicher und erleichterter Markus Gisdol. Dortmund: Bürki; Meunier (61. Hazard), Akanji, Hummels, Passlack (67. Moukoko); Witsel, Can; Sancho, Reus, Brandt (67. Reyna); Haaland. - 1. FC Köln: T. Horn; Wolf, Bournauw, Czichos (66. J. Horn), Cestic, Jakobs; Skhiri, Rexhbecaj (74. Drexler), Duda, Özcan; Thielmann (90.+3 Ehizibue). - SR.: Aarnink (Nordhorn). – Tore: 0:1 Skhiri (9.), 0:2 Skhiri (60.), 1:2 T. Hazard (74.). – Gelbe Karten: Can; Skhiri, Jakobs.

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