Der Abend des KapitänsJonas Hector führt den 1. FC Köln zum Sieg gegen Leipzig

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Jonas Hector nach dem Spiel gegen Leipzig

Jonas Hector nach dem Spiel gegen Leipzig

Köln – Jonas Hector hatte sich völlig entkräftet auf einem Stuhl an der Seitenlinie niedergelassen. Die Beine waren ausgestreckt, die Hände über dem Bauch gefaltet. Der Kapitän des 1. FC Köln ließ den Blick in die Weite des Stadions schweifen und genoss für einen Augenblick die Stille, die sich nach hektischen 90 Minuten über Müngersdorf gelegt hatte. An deren Ende hatte ein ebenso überraschender wie lebensnotwendiger 2:1-Heimsieg gegen den Tabellenzweiten RB Leipzig gestanden, durch den der Vorletzte der Fußball-Bundesliga den Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen vier Spieltage vor Saisonende wahrte.

Erster Doppelpack im Oberhaus

Entscheidenden Anteil daran hatte der 30-jährige Hector, der sich mit seinem ersten Doppelpack im Oberhaus überhaupt und einem Auftritt im Stile eines echten Anführers zum besten Mann auf dem Rasen aufschwang. Es waren zwei Tore gewissermaßen mit Ansage. Schließlich war Jonas Hector in den Spielen zuvor mehrfach nur haarscharf an einem Treffer vorbeigeschrammt. Am Dienstagabend stand die Querlatte dann nicht im Weg, das notwendige Quäntchen Glück war zurück auf seiner Seite und auf der des FC.

Schmitz ersetzt gesperrten Ehizibue

Einen kleinen Wermutstropfen aus Sicht des 1. FC Köln hatte das 2:1 gegen Leipzig am Ende doch noch. Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue hatte früh in der Partie seine fünfte Gelbe Karte gesehen und musste eine Viertelstunde vor Schluss am Rande des Platzverweises wankend von Benno Schmitz abgelöst werden. Der 26-Jährige wird den gesperrten Ehizibue auch in Augsburg ersetzen. Darauf hat sich Trainer Friedhelm Funkel bereits festgelegt: „Benno genießt mein 100-prozentiges Vertrauen. Er zeigt wirklich gute Trainingsleistungen.“ (tca)

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Dem anschließenden Rummel um seine Person begegnete der im vergangenen Jahr aus der Nationalmannschaft zurückgetretene Saarländer mit der für ihn typischen unaufgeregten Art. „Generell ist es mir egal, wer die Tore bei uns schießt. Sie haben uns in den letzten Wochen auf jeden Fall gefehlt“, stellte Hector mit Blick auf die vermeidbaren Niederlagen in Wolfsburg, gegen Mainz sowie in Leverkusen nüchtern fest. Ein wenig Genugtuung verspürte der Linksfuß, der auf ein privat wie sportlich schwieriges Jahr zurückblickt, nun aber schon. „Ich habe zuletzt das eine oder andere Ding versemmelt. Deshalb tut es mir jetzt gut, unter den Torschützen zu sein.“

Friedhelm Funkel hatte seinen Teil mit einem taktischen Kniff dazu beigetragen. Der neue Trainer des FC hatte seinen Kapitän nach 45 Minuten erdrückender Leipziger Überlegenheit zur Entlastung aus dem defensiven Mittelfeld nach vorn gezogen. Im zweiten Durchgang waren gerade einmal 56 Sekunden absolviert, als die Umstellung das erste Mal Wirkung zeigte und Hector eine Maßflanke von Jannes Horn zur schmeichelhaften Führung einköpfte. Den Leipziger Ausgleich durch Amadou Haidara (59.) beantwortete Hector nach Hackenvorlage von Ondrej Duda postwendend mit dem Siegtor.

Großes Lob von Friedhelm Funkel

„Jonas ist vorne weg und an seine Grenzen gegangen“, lobte Funkel. „Dass er dann noch zwei Tore macht, spricht für die Geschichte des Spiels.“ Komplimente erhielt Hector auch von seinen Mitspielern. „Jonas hat das herausragend gemacht, das muss man hervorheben“, meinte Schlussmann Timo Horn. Innenverteidiger Sebastiaan Bornauw bescheinigte Hector ein „fantastisches Spiel. Er war einfach überall.“

Doch reden wollte der Sieggarant hinterher lieber über die Leistung des Kollektivs, die er als „kämpferisch überragend“ bezeichnete. „Das war der Schlüssel für etwas Zählbares. Alle, die auf dem Platz gestanden haben, haben alles für diesen Sieg getan. Das ist absolut wichtig für die nächsten Wochen.“

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Auch die nicht im Kader stehenden Spieler hatten sich für den zweiten Saison-Heimsieg kräftig ins Zeug gelegt, indem sie gelungene Aktionen ihrer Teamkollegen frenetisch bejubelten. „Ich habe in meinem Rücken gespürt, wie die Spieler auf der Tribüne mitgefiebert und unterstützt haben. Das war ein super Gefühl für mich, wie die gesamte Mannschaft und das Funktionsteam mitgezogen haben“, schwärmte Friedhelm Funkel, der jene positiven Emotionen in den alles entscheidenden Saison-Endspurt transportieren will. „Ich hoffe, dass das weitere Kräfte freisetzt.“

Die sind auch nötig, schließlich gilt es bereits am Freitag (20.30 Uhr, Sky) beim FC Augsburg nachzulegen. Funkel erwartet bei den seit drei Spielen tor- und sieglosen bayerischen Schwaben eine grundverschiedene Partie. „Leipzig ist sehr über das Fußballerische gekommen. Augsburg ist dagegen sehr robust. Wir werden dort viel mehr körperliche Gegenwehr bekommen“, prognostizierte der FC-Coach und forderte: „Das müssen wir annehmen. Dann sind wir auch in der Lage, gegen Mannschaften zu gewinnen, die in der Tabelle in unmittelbarer Nähe stehen.“

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