Der ausgebremste TorjägerFC-Stürmer Sebastian Andersson am Knie operiert

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Andersson

Sebastian Andersson

Köln – Der 1. FC Köln verwöhnt seine treuen Anhänger seit geraumer Zeit virtuell mit einer Rubrik, die die Bezeichnung „Das passiert heute beim FC“ trägt. Damit auch in Zeiten von Corona  jeder weiß, was sich rund ums Geißbockheim so tut.  So erfuhren die Fans am Montagmorgen, dass die Mannschaft die Trainingswoche in der Länderspielpause einläutet und wer von den FC-Profis alles mittrainiert oder wer nicht. Ganz am Ende der Mitteilung stand, dass Sebastian Andersson die ganze Woche nicht am Mannschaftstraining wird teilnehmen können. Individuelles Training aus Gründen der „Belastungssteuerung“, hieß  es im offiziellen  Club-Jargon. Ein neumodischer Begriff im Fußball-Geschäft, der reichlich Interpretationsspielräume zulässt.

Der Fall des neuen FC-Torjägers liegt so, dass er sich seit der Woche vor dem zweiten Saisonspiel in Bielefeld (0:1) mit Knieproblemen rumschlägt. Salih Özcan war im Training etwas zu hart gegen den 29-Jährigen eingestiegen. Eine Szene mit Konsequenzen, denn Andersson muss seit dem 23. September auf die Zähne beißen, um überhaupt auf dem Feld stehen zu können. Das Knie schmerzt, aber der Neuzugang von Union Berlin ist nun mal der einzige in der Startelf  einsetzbare  FC-Stürmer. Anthony Modeste wird einfach nicht fit und der 19-jährige Tolu Arokodare ist noch nicht so weit.

Trainingswoche gestartet

Sechs Spieler bei Ihren Nationalmannschaften, neun im Reha-Programm beziehungsweise im individuellen Training: Der 1. FC Köln ist am Montagnachmittag mit einer überschaubaren Gruppe in seine Trainingswoche gestartet. Coach Markus Gisdol musste neben den Nationalspielern, Ellyes Skhiri, Dimirtis Limnios, Ondrej Duda, Sebastiaan Bournauw, Salih Özcan und Ismail Jakobs auf die angeschlagenen Anthony Modeste, Jonas Hector und Florian Kainz verzichten. Neben Sebastian Andersson konnten zudem auch Torwart Timo Horn, Benno Schmitz, Elvis Rexhbecaj, Sava Cestic und Robert Voloder nur eine individuelle Einheit bestreiten. (sam)

Andersson stand trotz seiner Knie-Probleme in allen sieben Saisonspielen für den FC von Beginn auf dem Feld, hat 21 Mal auf das gegnerische Tor geschossen, zwei Treffer erzielt und ist 80,7 Kilometer gelaufen. Das sind 11,5 Kilometer im Schnitt. Beim 1:1 vergangenen Freitag in Bremen lag der Wert bei 11,05 Kilometern – erstaunlich viel für einen zentralen Stürmer und Zeugnis einer guten Fitness.

Der gebremste Torjäger

Allerdings war zuletzt unübersehbar, dass der 1,90 große Schwede nicht frei spielt. Das lädierte Knie bremst ihn beim Antritt und in seinen stärksten Disziplinen, dem Kopfballspiel und dem Zweikampf. Seine Rolle als klassischer Wandspieler kann er deshalb nicht so ausfüllen wie  bei Union, wo er die Bälle reihenweise festgemacht und abgelegt hatte. Genau so, wie es der FC benötigt, um sein Spiel nach vorne entwickeln zu können. In Bremen stand Andersson  trotz seiner beiden guten Möglichkeiten in der zweiten Hälfte zumeist auf verlorenem Terrain. Zum einen, weil die langen Bälle  seiner Kollegen zu selten und  zu ungenau kamen, zum anderen, weil er eben nicht bei 100 Prozent ist.  „Wir haben nach vorne nicht viel kreieren können“, erklärte Andersson frustriert. Er hatte in 90 Minuten nur 25 Ballkontakte.

Die dritte Länderspielpause der mit sieben Spieltagen immer noch jungen Bundesliga-Saison 2020/21 kommt für den 40-fachen Bundesligaspieler (14 Tore)  zur rechten Zeit, um seine Probleme verstärkt anzugehen. Er hat die 16 Tage bis zum Spiel gegen seinen Ex-Club Union Berlin genutzt, um einen kleinen Eingriff am Knie vornehmen zu lassen. Ein operativer Eingriff, der  die  Bremse lösen soll, die Andersson bis auf das Auftaktspiel gegen Hoffenheim daran gehindert hat, zu zeigen, was für ein Spieler er im Gesamtpaket sein kann. Beim 2:3 gegen die TSG hat er auch seinen bislang einzigen Treffer aus dem Spiel heraus erzielt, als er eine Flanke von Jan Thielmann  zum 1:1 einköpfte. Sein zweiter Saisontreffer war der verwandelte Foulelfmeter beim 1:1 in Stuttgart, den er selber herausgeholt hatte.

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In der Belastungssteuerung wird Sebastian Andersson diese Woche nun also  individuell in Köln trainieren. Der Plan lautet, dass er nächste Woche wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigt und dann am 22. November die Geißböcke ungebremst mit seinen Toren gegen die „Eisernen“ zum ersten Saisonsieg zu schießen.

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