Derby in KölnFC rechtfertigt Vollauslastung des Stadions mit 50 000 Zuschauern

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Fans des 1. FC Köln halten Fanschals in die Luft.

Köln – Deutschland hat angesichts der in die Höhe schießenden Corona-Zahlen am Samstag erneut fassungslos nach Köln geschaut. Nach der Kritik zum Karnevalsauftakt, den Zehntausende Menschen am 11.11. trotz Pandemie in der Domstadt gefeiert hatten, stieß nun in weiten Teilen des Landes das ausverkaufte Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach auf Unverständnis. Am 13. Spieltag der Fußball-Bundesliga lasteten von neun Clubs mit Heimspielen nur der FC sein Stadion aus. Eine entsprechende Genehmigung für 50 000 Zuschauer unter 2G-Regeln hatte das Gesundheitsamt erteilt.

Kurzfristig vor dem Spiel erließ das Kölner Amt unter dem Eindruck der neuen Omikron-Corona-Variante eine Maskenpflicht im ganzen Stadion – also auch auf den Plätzen. Eine Maßnahme, an die sich zu viele Zuschauer trotz mehrfacher Aufforderung nicht hielten. Auch in den teilweise überfüllten Straßenbahnen auf der Anfahrt zum Stadion war es mit der Maskenpflicht nicht weit her – und 3G wurde nicht kontrolliert.

Befürchtungen vor Kapazitätseinschränkungen

Angesichts der neuesten Pandemie-Entwicklungen ist damit zu rechnen, dass das Derby das vorerst letzte FC-Heimspiel vor voller Hütte war. Die Kölner müssen wie alle anderen Bundesliga-Clubs Kapazitätseinschränkungen bis hin zu erneuten Geisterspielen befürchten. „Ich weiß nicht, was kommt. Ich bin mir aber sicher, dass die Fußballvereine sehr gute Hygienekonzepte haben und mir ist kein Stadion als Hotspot bekannt“, sagte FC-Coach Steffen Baumgart. Alexander Wehrle orientiert sich an den Fakten nach 216 Erst- und Zweitligaspielen mit 3,76 Millionen Zuschauern: „Es gab zehn positive Fälle“, erklärte der FC-Geschäftsführer im ZDF. Das Impfangebot des Clubs vor dem Stadion wurde nach Clubangaben hervorragend angenommen.

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Übrigens blieb es trotz der großen Rivalität beider Fangruppen beim Derby erfreulich ruhig. Nur in der Nordkurve mit dem Borussia-Block kam es nach der Explosion von zwei Böllern kurz zu Ausschreitungen, bei denen vier Gladbacher Ordner leicht verletzt wurden. (sam)

Kommentar: Mit allen Emotionen

Es mag Ironie des Schicksal sein, dass das erste Geisterspiel der Fußball-Bundesliga Mönchengladbach am 11. März 2020 gegen Köln hieß und das Derby an diesem Samstag die vorerst letzte Partie vor ausverkauften Haus gewesen sein könnte. Das mitreißende Duell in Müngersdorf barg angesichts der unberechenbaren Pandemie-Entwicklung sicher ein unkalkulierbares Risiko, es hat aber in gleicher Weise gezeigt, welche Emotionen ein volles Stadion auf und neben dem Platz freisetzen kann. Bei allen berechtigten Diskussionen um die Vollauslastung, das Derby hätte ohne die 50 000 Zuschauer wohl kaum einen solchen Verlauf nehmen und solche Bilder produzieren können.

Sportlich hat das Derby die Erkenntnis vertieft, dass Steffen Baumgart diesen 1. FC Köln in einer Art und Weise wachgeküsst hat, auf die der Club lange warten musste. Der neue Trainer ist wie gemacht für die Emotionen dieses Clubs, transportiert sie intern wie extern ungefiltert und ist so in der Lage, seine Mannschaft taktisch und mental perfekt auf so ein großes Spiel wie gegen Gladbach einzustellen. Mit dem Derbysieg, der auf einer geschlossenen Teamleistung mit überragenden Einzeldarbietungen fußte, bieten sich dem FC alle Optionen.

Nach 13 Spielen haben die Kölner mit 18 Punkten fast die halbe Miete zum Klassenerhalt eingefahren und die Europapokal-Ränge in Sichtweite. Die Aussicht, die gute Position bis zur Winterpause zu festigen oder sogar auszubauen, ist verlockend, die Umsetzung realistisch. Denn dieser FC ist gefestigt - auf und neben dem Platz.

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