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FC-Neuzugang Dejan Ljubicic„Ich musste den nächsten Schritt machen“

Lesezeit 4 Minuten
Der 23-jährige Neuzugang Dejan Ljubicic

Der 23-jährige Neuzugang Dejan Ljubicic

Köln – Nein, einen Ratschlag bei Toni Polster hat er sich nicht eingeholt. Der sei ja schließlich „Austrianer“, witzelt Dejan Ljubicic in bestem Wiener Schmäh, mit dem man am Geißbockheim noch aus der Ära Peter Stögers eng vertraut ist. Und kein anderes Spiel im österreichischen Fußball ist so bekannt wie das Wiener Stadtderby zwischen den Erzrivalen Austria und Rapid, jenem Club, von dem Ljubicic in diesem Sommer zum Bundesligisten 1. FC Köln gewechselt ist.

Allzu viel Überzeugungsarbeit hätte FC-Idol Polster aber ohnehin nicht leisten brauchen. Zwar habe er über „Angebote von mehreren Vereinen“ verfügt, berichtet der defensive Mittelfeldspieler. Eintracht Frankfurt war dabei, auch die Serie A. „Aber der FC hat sich am meisten um mich bemüht. Deshalb wollte ich den Schritt hierhin wagen.“

Gezittert um den Klassenerhalt

Dafür hätte der 23-Jährige sogar den Gang in die Zweite Bundesliga in Kauf genommen. Denn zu dem Zeitpunkt, als Ljubicic Ende April seine Unterschrift unter einen ligaunabhängigen Vierjahresertrag beim FC gesetzt hatte, belegten die Kölner den 16. Tabellenplatz. „Ein bisschen gezittert“ habe er danach schon, gesteht Ljubicic. Doch es ist ja nochmal gut gegangen. Weil die Geißböcke den siebten Abstieg der Vereinsgeschichte über die Relegation abwenden konnten, darf sich Ljubicic in der kommenden Saison wie erhofft auf der großen Bundesliga-Bühne präsentieren.

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„Ich musste den nächsten Schritt machen“, begründet er seinen Sprung ins deutsche Oberhaus. „Ich will mich weiterentwickeln, als Mensch und als Fußballer.“ Der Abschied aus der Heimat dürfte ihm dennoch nicht ganz leicht gefallen sein. Dejan Ljubicic ist gebürtiger Wiener, der bereits als Kind für Rapid auflief. Bei den Grün-Weißen reifte er auch zum Profi. Zuletzt trug er sogar die Kapitänsbinde des 32-fachen österreichischen Meisters. „Das war eine Ehre für mich, weil ich dort aufgewachsen bin und es nur einen Club für mich gab.“

Mit Ausnahme einer kurzen Leihe direkt zu Beginn seiner Profi-Laufbahn zum Kooperationspartner SC Wiener Neustadt spielte Ljubicic im Herrenbereich ausschließlich für Rapid. Am Ende hatte er in 131 Profi-Pflichtspielen (acht Tore/zehn Vorlagen) für seinen Jugendverein auf dem Platz gestanden.

Verletzung vermasselte den Sprung in die USA

Auch, weil ein Wechsel im Wintertransferfenster der Saison 2019/20 in die Major League Soccer zu Chicago Fire am Medizincheck gescheitert war. Die amerikanischen Ärzte hatten eine Verletzung am Kreuzband diagnostiziert, bei Rapid wurde diese Einschätzung nicht geteilt. Ljubicic wäre den Schritt in die USA damals gerne gegangen. „Ich war in der Situation, dass ich nicht so oft gespielt habe.“ Nun aber freut er sich auf seine große Chance beim 1. FC Köln. Dort könnte Dejan Ljubicic angesichts des wahrscheinlichen Verkaufs von Leistungsträger Ellyes Skhiri auf Anhieb eine überaus wichtige Rolle in der Mittelfeldzentrale neben dem gesetzten Kapitän Jonas Hector einnehmen. „Ich werde mein Maximum geben“, verspricht er.

Er punkten mit Schnelligkeit und Laufstärke

Dazu zählt er sein Tempo und seine Laufstärke. „Als Sechser bin ich richtig schnell. Wenn ich den Ball erobere, kann ich ihn schnell in die Tiefe spielen. Und ich kann sehr viel laufen.“ Dennoch müsse er sich an das Tempo in Deutschland erst noch gewöhnen. Dieses sei „viel höher als in Österreich. Das habe ich in den ersten Trainingseinheiten gemerkt. Da muss ich mich Schritt für Schritt entwickeln.“ Verbesserungspotenzial sieht der 1,87 Meter messende Ljubicic in seinem „defensiven Kopfballspiel“.

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Die Eindrücke der ersten Tage am Geißbockheim stimmen den Sohn bosnischer Kroaten, die vor dem Krieg nach Österreich flüchteten, jedenfalls zuversichtlich. „Die Mannschaft hat mich super aufgenommen.“ Auch die impulsive Art des neuen FC-Trainers Steffen Baumgart, dessen Team am Freitag (18 Uhr/sporttotal.tv) bei Regionalligist SC Fortuna Köln vor 4100 zugelassenen Zuschauern im ausverkauften Südstadion erstmals testet, gefällt ihm gut. „Der pusht uns sehr.“ Und auch vor dem latent unruhigen Kölner Umfeld hat er keine Bedenken. „Bei Rapid, einem Traditionsverein wie dem FC, herrscht ebenfalls ein enormer Druck. Dort geht es die ganze Zeit um den Meistertitel.“

Den Wechsel nach Köln will der zwölffache österreichische U21-Nationalspieler indes auch nutzen, um sich für das A-Aufgebot des EM-Achtelfinalisten zu empfehlen. „Jeder will für sein Land spielen. Ich hoffe, dass ich hier meine Leistung zeige und Franko Foda mich dann anruft.“

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