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Horst Heldt im Interview„Bei Schalke geht es mit Herzblut zur Sache“

Lesezeit 4 Minuten
Horst Heldt

Horst Heldt vom 1. FC Köln.

  • Horst Heldt ist mit einer Amtszeit von sechs Jahren nach Rudi Assauer der dienstälteste Manager des FC Schalke 04.
  • Am Samstagabend geht es in der Bundesliga mit dem 1.FC Köln gegen den Ex-Club.
  • Vor dem Bundesliga-Duell sprach Martin Sauerborn mit dem Geschäftsführer des 1. FC Köln.

Köln – Herr Heldt, oder sollen wir Herr Leutnant sagen? Sie sind auf dem Wagen der Bürgergarde „blau-gold“ zum ersten Mal beim Kölner Rosenmontagszug mitgefahren. Was hat das mit Ihnen gemacht?

Horst Heldt: Es war einfach toll zu sehen, wie die Menschen in der Stadt diesen Tag feiern, auf der Straße und in ihren Häusern. Auf dem Wagen hatte ich eine Menge Spaß mit meinem herausragenden Kollegen Alexander Wehrle. Ich habe das mit Ehrfurcht und Stolz miterlebt. Und das Kamellewerfen ist harte Arbeit. Die größte Schwierigkeit dabei ist, sich das Wurfmaterial richtig einzuteilen. Dafür braucht es Erfahrung.

Mehr Erfahrungen haben Sie schon mit dem FC Schalke 04, für den sie von 2010 bis 2016 gearbeitet . Wie war die Zeit im Rückblick?

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Es war eine schöne Zeit mit dem Pokalsieg 2011, dem Champions League-Halbfinale und drei weiteren Champions League-Teilnahmen in Folge. Es war aber auch eine schwierige Aufgabe. Als ich Felix Magath als Manager im März 2011 abgelöst habe, hatte der Club ernstzunehmende finanzielle Sorgen. Die Verbindlichkeiten waren auf einem Höchststand. Trotzdem gibt es auf Schalke ja immer den Anspruch, oben mit dabei zu sein. Es ging also darum, mit wenigen Möglichkeiten das Maximale zu erreichen. Die handelnden Personen haben es geschafft alles so umzusetzen, dass wir erfolgreich Fußball spielen konnten. Wir haben damals die Grundlage gelegt, von der Schalke bis heute profitiert. Das Stadion ist abgezahlt und am Ende meiner Zeit, waren es 100 Millionen Euro weniger Schulden. Wir mussten dafür viele gute Spieler wie Manuel Neuer verkaufen und mehr auf den Nachwuchs setzen.

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Schalke ist ein besonderer Club, der FC auch. Gibt es Parallelen?

Ich bin kein Freund davon Clubs miteinander zu vergleichen. Beides sind auf jeden Fall Traditionsclubs, in denen es mit viel Herzblut zur Sache geht.

Und wo liegen die Unterschiede?

Schalke ist in der jüngeren Vergangenheit deutlich erfolgreicher als der FC und hat immer den Anspruch international zu spielen. Wir sind Aufsteiger auf der Suche nach mehr Stabilität.

Haben nicht auch beide Clubs ein extrem aufgeregtes Umfeld, das das Arbeiten so schwierig macht?

Aufgeregtheit kann auch ein Vorteil sein. Unsere Aufgabe ist es, sie mehrheitlich für uns zu nutzen. Grundsätzlich braucht es aber Ruhe, um erfolgreich zu sein. Von daher war es ein Kompliment für mich, als ein Journalist damals die Schlagzeile „Auf Schalke ist es langweilig geworden“ verfasst hat.

Was braucht es, um Aufgeregtheit und Ruhe zu Erfolg zu verknüpfen?

Gegenseitiges Verständnis auf den unterschiedlichen Positionen im Club. Der Verein steht immer über allem. Jeder muss das bestmögliche für den Verein tun und nicht für sich. Und es braucht sportlichen Erfolg.

Ein recht unkalkulierbarer Parameter, oder?

Leistung kann ich genauso wenig beeinflussen wie Ergebnisse garantieren. Die Kunst ist es, trotzdem in ruhigem Fahrwasser zu bleiben.

Das ist Ihnen auf Schalke am Ende nicht mehr so gelungen. Warum?

Nach drei Mal Champions League war nicht jeder mit „ nur“ Europa League zufrieden. Clemens Tönnies und ich sind dann zu dem Ergebnis gekommen, dass es einen neuen Input braucht, den Christian Heidel als neuer Manager einbringen sollte. Auch ich musste das Rad in dieser Situation neu für mich drehen. Wir haben es bis zum endgültigen Wechsel trotz aller Schwierigkeiten gut und konsequent durchgezogen.

Wie stehen Sie in diesem Zusammenhang zu dem Begriff Abnutzungseffekt?

Es ist elementar wichtig, Kontinuität zu haben. Es ist aber ein Gefühl von unbestimmter Länge, weil man immer intensiv mit vielen Menschen arbeitet. Es kann dabei zu ungeplanten Situationen kommen, die einen dazu bringen, den Weg der Kontinuität zu verlassen.

Wünschen Sie sich auch für Ihre Position möglichst lange Kontinuität in Köln?

Erst einmal wünsche ich mir den Klassenerhalt. Wir sind jetzt in der Lage, es selbst zu schaffen. Die nächsten Wochen und Monate sind extrem wichtig. Es wäre nicht gut, jetzt schon an den Sommer und darüber hinaus zu denken.

Am Samstag geht es gegen Schalke. Nach den jüngsten Ergebnissen ist der FC klarer Favorit, oder?

Schalke will in die Europa League, ist uns in den meisten Belangen voraus und Favorit. Wir haben zuletzt gut gespielt. Das gibt uns Selbstsicherheit. Und wir spielen zu Hause.

Ist Schalke also vor den wichtigen Partien gegen Paderborn, Mainz und Düsseldorf ein Bonusspiel?

Ich warne davor, es so zu sehen und davon auszugehen, dass die Spiele nach Schalke sowieso gewonnen werden. Es gibt drei Punkte und wir wollen versuchen, sie zu holen. 

Der von Schalke ausgeliehene Mark Uth darf am Samstag wegen einer Vertragsvereinbarung nicht spielen.

Das ist sehr schade. Die Zeit vor und nach Schalke möchte ich aber nicht missen mit ihm. Deshalb bleibt es dabei: Wir mussten die Entscheidung hinnehmen, denn Mark war bislang für uns extrem wertvoll.

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