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Kantersieg im wichtigsten Spiel des Jahres1.FC Köln besiegt Mönchengladbach mit 4:1

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Kölner Spieler bejubeln den Treffer zum 3:1 durch Ondrej Duda.

Köln – Der 1. FC Köln hat das wichtigste Spiel des Jahres gewonnen. Und nicht nur irgendwie, sondern spektakulär und begeisternd. 45.000 Kölner im mit 50.000 Zuschauern restlos ausverkauften Rheinenergiestadion feierten ihre Lieblinge nach denkwürdigen 94 Minuten für einen 4:1 (0:0)-Derby-Kantersieg gegen den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach.

Zwei Änderungen in der Startelf

Dejan Ljubicic, Mark Uth, Ondrej Duda und Sebastian Andersson sorgten mit ihren Treffern für den höchsten Saisonsieg der Geißböcke, die im eigenen Stadion weiter ungeschlagen sind. Es war der höchste Derbysieg seit September 1996, als der FC unter Trainer Peter Neururer 4:0 gewann. Steffen Baumgart hat die Kölner mit dem Derbysieg endgültig wachgeküsst. Der Trainer, der sich unmittelbar nach Anderssons 4:1 in Jubelpose vor der Tribüne aufbaute, wurde von den Fans nach dem Schlusspfiff minutenlang gefeiert und bedankte sich mit abgezogener Schiebermütze in der Hand persönlich vor der Süd. „Das ist Wahnsinn, mein erstes Spiel, 50.000 Zuschauer und ein Derbysieg. Gänsehaut“, fasste FC-Torwart Marvin Schwäbe nach seinem gelungenen Bundesliga-Debüt die Dinge passend zusammen.

Steffen Baumgart änderte seine Startelf im Vergleich zum 1:1 in Mainz auf zwei Positionen. Für die verletzte Nummer eins Timo Horn stand Marvin Schwäbe in seinem ersten Bundesligaspiel zwischen den FC-Pfosten. Außerdem feierte Ellyes Skhiri nach seiner Wadenbeinköpfchen-Fraktur Comeback. Für den Tunesier musste Mark Uth zunächst auf der Bank Platz nehmen. Der FC-Trainer entschied sich mit Skhiri für die Variante mit einer Sechs. Salih Özcan und Dejan Ljubicic, in Mainz noch als Doppelsechs unterwegs, rückten auf die offensiveren Halbpositionen im Mittelfeld vor. Dazwischen sollte Ondrej Duda das Kölner Spiel lenken.

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Köln startet druckvoll in die Partie

Der FC hatte ordentlich Kohlen aufgelegt und startete mit viel Dampf in das Derby. Mit den kompromisslosen Aufräumern Rafael Czichos, Luca Kilian und Benno Schmitz in der Defensive jagten die Kölner den Erzrivalen und gewann in der ersten Viertelstunde viele Bälle. Die ganz große Gefahr blieb aber zunächst aus. Ein Schüsschen von Duda (4.) war alles, was heraussprang. Die Gladbacher hatten sich mit einer Dreierkette gut auf die FC-Attacken eingestellt und brachten nach Ballverlusten rasch immer wieder genug Spieler hinter den Ball. Die Gäste beruhigten dann nach zwei Abschlüssen von Joe Scally (13./14.) die Partie etwas und versuchten über die Achse Denis Zakaria und Lars Stindl schnell nach vorne zu spielen. Aber auch die Kölner verteidigten aufmerksam und ließen nichts zu.

Die erste Chance des Spiels ging auf das Konto von Anthony Modeste. Der auf links sehr umtriebige Jonas Hector hatte geflankt, der FC-Torjäger aus der Drehung vom Elfmeterpunkt aber nicht genug Druck hinter den Ball bekommen (22.). Ähnlich erging es Duda, der aus 16 Metern freistehend den Ball nur in die Arme von Borussen-Keeper Yann Sommer schlenzte (25.). Da war mehr drin für den Slowaken. Die Baumgart-Elf zog das Tempo nun wieder an und wäre beinahe in Führung gegangen. Nach einer Ecke von Florian Kainz verlängerte Hector auf Modeste. Den Kopfball des Franzosen parierte Sommer aber mit einem Reflex auf die Querlatte (35.).

Die Gladbacher hatten ihre liebe Mühe und Not mit dem FC und kamen erst kurz vor der Pause zu ihren ersten Möglichkeiten. Die hatten es aber gleich in sich. Schwäbe wehrte einen strammen Versuch von Patrick Herrmann aus 14 Metern mit einer Hand etwas unkonventionell, aber sehr stark ab. Nach der anschließenden Ecke setzte Zakaria den Ball aus 18 Metern an den rechten Außenpfosten (42.).

Ljubicic erzielt die Führung

Die zweite Halbzeit war gerade fünf Minuten alt, als es schlechte Nachrichten für die Gastgeber gab. Der bis dahin starke Jonas Hector musste angeschlagen vom Platz. Kingsley Schindler kam für den Kapitän und besetzte die Rechtsverteidiger-Position. Benno Schmitz rückte dafür auf links. Der Wechsel verwirrte aber nicht die Kölner sondern die Borussia. Salih Özcan leitete eine Angriff über links ein, nahm den Ball links außen von Schmitz wieder auf und brachte ihn in die Strafraum. Dort prallte er von Duda zum durchgelaufenen Schmitz, der die Übersicht behielt und Ljubicic bediente. Der Österreicher ließ sich die Chance nicht entgehen und schoss mit rechts in den rechten Knick. Sein erstes Bundesliga-Tor und noch ein schönes dazu (55.).

Jetzt waren Emotionen im Derby. Sommer geriet mit Duda aneinander (59.) und nachdem die beiden Streithähne Gelb gesehen hatten, setzte Alessane Plea den Ball mit einem herrlichen 18-Meterschuss an den rechten Pfosten. Schwäbe wäre machtlos gewesen (62.). Gladbach erhöhte nun den Druck und kam durch Jonas Hofmann zur Ausgleichschance (66.). Der Nationalspieler zielte rechts daneben, durfte es aber acht Minuten später besser machen. Die linke Kölner Abwehrseite war einen Moment lang zu passiv, sodass sich Herrmann und Hofmann durchkombinieren konnten. Hofmann knallte den Ball schließlich durch Skhiris Beine unhaltbar für Schwäbe von rechts zum 1:1 ins lange Eck (74.). Ärgerlich für den FC, denn Zakaria hätte nach einem taktischen Foul an Özcan kurz zuvor Gelb-Rot sehen müssen (71.).

Kölner Doppelschlag entscheidet das Spiel

Der FC steckt unter Trainer Steffen Baumgart solche Rückschläge aber weg. Und wie: Der eingewechselte Mark Uth nutzte einen Katastrophenpass von Florian Neuhaus zu einem kapitalen Linksschuss aus 17 Metern. Vom rechten Innenpfosten sprang der Ball zum umjubelten 2:1 ins Netz (77.). „Diese Szene hatte schon entscheidenden Charakter. Wir waren nach dem 1:1 gut im Spiel“, klagte Gästetrainer Adi Hütter. Keine Minute später leistete sich die Borussia den nächsten Bock, als Nico Elvedi zu kurz abwehrte und Ondrej Duda mit links zum 3:1 traf (78.). Ausgerechnet Uth und Duda, die im bisherigen Saisonverlauf trotz guter Leistungen noch auf der Suche nach offensiver Effektivität gewesen waren. Die Gladbacher waren geschlagen und hatten Glück, dass Sommer gegen Sebastian Anderssons Kopfball das 4:1 verhinderte (83.). Nachdem einem Treffer von Plea wegen Abseits die Anerkennung verwehrt blieb (87.) und konnte die Derby-Party in der Südkurve so richtig starten. „Die Nummer eins am Rhein sind wir“, sangen die Fans. Und tatsächlich: Als Andersson in der Nachspielzeit spektakulär doch noch zum 4:1 traf (90.+3) hatte der FC die Gladbacher in der Tabelle überholt. „Jedes Derby ist besonders und wichtig. Wir freuen uns über den Sieg, aber das Spiel war sicher enger als es das Ergebnis aussagt“, analysierte Steffen Baumgart seinen ersten Derbysieg recht nüchtern. Aber so ist er eben, der neue Trainer des 1. FC Köln.

Köln: Schwäbe; Schmitz, Kilian, Czichos, Hector (51. Schindler); Skhiri; Ljubicic (3. Schaub), Duda (83. Thielmann), Özcan; Kainz (69. Uth), Modeste (69. Andersson). – Gladbach: Sommer; Ginter, Elvedi, Bensebaini; Herrmann (81. Lainer), Koné (66. Neuhaus), Zakaria, Scally (81. Netz); Hofmann, Stindl (66. Thuram); Plea. – SR.: Schröder (Hannover). – Zuschauer: 50.000. – Tore: 1:0 Ljubicic (55.), 1:1 Hofmann (74.), 2:1 Uth (77.), 3:1 Duda (78.), 4:1 Andersson (90.+3). – Gelbe Karten: Duda; Sommer, Zakaria.

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