Karl-Heinz Thielen wird 80Ein echter VIP in der Historie des 1. FC Köln

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Held der Massen: Der damalige FC-Kapitän Karl-Heinz Thielen jubelt nach dem Pokalsieg 1968 mit dem "Pott", umringt von Fotografen und Fans. Im Finale in Ludwigshafen besiegte der FC den VfL Bochum mit 4:1.

  • Als damaliger FC-Kapitän wurde Karl-Heinz Thielen 1968 zum Held der Massen beim FC.
  • Sein 80. Geburtstag ist Anlass zu einem unfangreichen Rückblick auf das Leben und die Karriere des Fußballspielers und Managers.

Köln – Das Geißbockheim, die gute Stube des 1. FC Köln, war schon lange gebucht. Eine schöne Feier sollte es werden. Ein Treffen mit Freunden und Weggefährten, ein Abend voller Erinnerungen an glanzvolle und ruhmreiche Zeiten. Dann kam das Virus, und in seiner Folge die Schließung des Restaurants, die Absage des Festes. "Jetzt feiere ich mit meiner Frau zu Hause, und vielleicht können wir das große Fest an ihrem Geburtstag im August nachholen", erzählte Karl-Heinz Thielen mit Blick auf die Vollendung seines 80. Lebensjahres an diesem Donnerstag.

An allen drei Meisterschaften beteiligt

Seinen Platz als herausragende Persönlichkeit in der Vereinshistorie hatte er sich bereits als Spieler mit 570 Einsätzen und 429 Torerfolgen zwischen 1959 und 1973 gesichert. In den folgenden 20 Jahren blieben ihm die Erfolge als Manager und in anderen Funktionärstätigkeiten treu. Deshalb war Thielen als einziger an allen drei deutschen Meisterschaften und vier DFB-Pokalsiegen des FC beteiligt.

Fragt man ihn aber nach den besonderen Ereignissen, so blickt er auf die allerersten Erlebnisse mit dem 1. FC Köln zurück. "In der A-Jugend hatte ich mehr als 100 Tore für den TSV Rodenkirchen geschossen. Als ich ohne brauchbare Fußballschuhe zur Seniorenmannschaft kam, schenkte mir unser Vorsitzender ein Paar. Das rief Neider auf den Plan. Deshalb habe ich den Verein nach einigen Monaten verlassen. Paul Eich, ein Freund, der beim FC spielte, überredete mich zu einem Testspiel. Ich schoss als Rechtsaußen in einer Halbzeit vier Tore für die zweite Amateurmannschaft. Daraufhin war ich am Abend beim Freundschaftsspiel der ersten Amateurmannschaft dabei und schoss fünf Tore.

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Bereits mit 22 Jahren deutscher Meister

Ein paar Tage später erhielt ich einen Vertrag. Im ersten Jahr musste ich als Amateur spielen, danach als Vertragsspieler, also Profi." Als solcher wurde er mit 22 Jahren bereits in seiner dritten Saison 1962 deutscher Meister. 30 Tore in 33 Oberliga- und Endrundenspielen steuerte Karl-Heinz "Kalli" Thielen zum Erfolg bei. 1964, am Ende der ersten Bundesligasaison, wurde er erneut Meister, und 1968 führte er den FC als Kapitän zum ersten DFB-Pokalsieg.

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"Wir hätten allerdings viel öfter Titel und Pokal gewinnen müssen", ärgert sich das Geburtstagskind noch immer. "Aber dat is Kölle", fügte er lächelnd hinzu. Man habe es nicht so tragisch genommen, stattdessen nach jeder der vier Vizemeisterschaften (1960, '63, '65 und '73), den zwei Finalniederlagen im DFB-Pokal (1971 und '73) sowie dem dreimaligen Halbfinal-Aus im Europapokal (1964, '69 und '71) gesagt: "Dann gewinnen wir eben im nächsten Jahr."

Mit knapp 33 Jahren beendete er seine Spielerkarriere, nicht zuletzt aufgrund einer Verletzung. Dem diplomierten Kaufmann - während seiner ersten Profijahre hatte er noch an der Kölner Universität studiert und sein Examen gemacht - , der auch Englisch, Französisch und Spanisch spricht, wurde die Geschäftsführerstelle beim FC angeboten. Daraus entwickelte sich seine Tätigkeit als Manager.

Und die Erfolgswelle rollt

Wieder war der Erfolg an seiner Seite: 1977 gewann der FC den DFB-Pokal, im Jahr darauf das Double und 1983 nochmals den Pokal. Zudem sorgte "Kalli" Thielen für Transfer-Rekorde. Im Sommer 1973 wurde Jupp Kapellmann für den Bundesliga-Höchstpreis von 804 000 D-Mark an den FC Bayern verkauft. 1976 tätigte er den ersten Millionen-Transfer der Bundesliga: Roger van Gool kam für 1,15 Millionen vom FC Brügge. Und auch die 2 493 750 Mark, die die Kölner 1979 für Tony Woodcock an Europapokalsieger Nottingham Forest überwiesen, waren ein neuer Höchstwert.

Nicht weniger spektakulär als diese Glanzlichter war für ihn 1973 die Verpflichtung des gerade 19 Jahre alten Dieter Müller. "Wir hatten keinen richtigen Mittelstürmer. Den Dieter habe ich dann für fast nix von den Offenbachern bekommen", erinnert sich Thielen schelmisch lächelnd angesichts der kleinen Zuwendung in die stets klamme Vereinskasse der Offenbacher Kickers. Weitere Volltreffer bei Spielerverpflichtungen waren die von Pierre Littbarski und Bernd Schuster.

Als ständiger Tribünengast, zusammen mit seiner Frau, hat er die jüngste Hinrunde mit großer Sorge verfolgt. Seit der im Dezember begonnenen Erfolgsserie aber blickt die FC-Ikone beruhigt in die Zukunft, wie auch immer es spieltechnisch weitergeht.

"Entscheidend war, dass Mark Uth zurückgeholt wurde. Er kann ein Spiel lenken und entscheiden. Zweitens ist Jonas Hector im Zentrum ganz wichtig. Er gibt den Rhythmus vor. Drittens sind Sebastiaan Bornauw und Toni Leistner ein Abwehr-Bollwerk. Und viertens setzen wir wieder erfolgreich auf unsere Jugend", analysiert Karl-Heinz Thielen auch mit 80 Jahren noch wie in seinen Erfolgszeiten.

Nur auf die Frage, wie es mit den Spielen angesichts der Corona-Krise weitergehen soll, ist auch er etwas ratlos: "Unser Geisterspiel war eine furchtbare Sache. Aber wenn es nicht anders geht, muss so die Saison zu Ende gespielt werden."

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