Köln gegen GladbachGroße Glücksmomente im Derby – Baumgart lobt Özcan

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Kölns Torschütze Dejan Ljubicic (l) und Salih Özcan jubeln nach dem Treffer zur 1:0 Führung.

Köln – Salih Özcan konnte sich ein offenen Lachen nicht verkneifen: „Die Statistik läuft weiter“ sprudelte es aus dem 23-Jährigen heraus. Der Junge aus Ehrenfeld bleibt der Derby-Talisman des 1. FC Köln. In vier Profi-Duellen gegen Borussia Mönchengladbach stand das FC-Eigengewächs in der Kölner Startelf, vier Mal ging er als Sieger vom Feld. Der spektakuläre 4:1 (0:0)-Kantersieg gegen den Erzrivalen am Samstag vor 50 000 Zuschauer im ausverkauften Rheinenergiestadion nimmt unter all diesen besonderen Erfolgen sicher einen ganz speziellen Platz in Özcans noch junger Karriere ein.

Lob von Baumgart: „Salih hebe ich diesmal heraus."

Der Mittelfeldspieler ragte aus einem geschlossenen und starken Team derart heraus, dass sogar Steffen Baumgart mit einer seiner eisernen Regeln brach: „Ich bin ja keiner der irgendjemanden heraushebt, aber Salih hebe ich diesmal heraus. Er hat viele wichtige Zweikämpfe geführt, mit denen er die Mannschaft immer wieder angetrieben hat“, lobte der FC-Trainer und führte Özcans besonderen Auftritt auch auf seine Herkunft zurück: „Als Kölner Junge hat er das Derby nicht nur für sich gewürzt sondern auch Spaß am Zweikampfverhalten gehabt. Das war ganz wichtig für uns.“ Sportchef Jörg Jakobs legte noch einen drauf: „Salih war ohne Wenn und Aber bester Mann auf dem Platz.“

Özcans, für dessen Verbleib in Köln Baumgart sich im Sommer vehement eingesetzt hatte, gab das Lob direkt an die ganze Mannschaft weiter und lag richtig damit: „Es war der Hammer, eine mega Team-Performance. Wir haben nach einer guten ersten Hälfte in der zweiten Halbzeit geliefert und die Fans stolz gemacht.“ Das ist neben den drei Punkten, die es auch in einem Derby zu vergeben gibt, die wichtigste Aufgabe der Kölner, wenn es gegen Gladbach geht. Und einen solchen klaren Sieg wie hat es seit 25 Jahren nicht mehr gegeben. 1996 hieß der FC-Trainer noch Peter Neururer.

Den Gladbachern den Spaß am Spiel nehmen

Die Geißböcke waren mit viel Leidenschaft und einem klaren Plan ins Spiel gegangen, der vorsah, das starke Zentrum der Borussia mit Lars Stindl und Denis Zakharia lahm zu legen. „Wir wollten den Gladbachern die Spaß am Spiel nehmen und das ist uns gelungen“, beschrieb Özcan, der bei diesem Unternehmen als Achter und später als Sechser kompromisslos voranging. Nebenbei bereitete er auch das 1:0 von Dejan Ljubicic gemeinsam mit Benno Schmitz über links vor (55.). Ein kurioser erster Bundesligatreffer für den stark aufspielenden Österreicher, denn bevor er aus elf Metern in den rechten Knick traf, musste er sich im Mittelkreis noch den Schuh zubinden. Womöglich hatten ihn die Gladbacher deshalb aus den Augen verloren. „Das war aber keine Absicht“, stellte Ljubicic klar.

Vor dem 1:0 hatte der FC das Ausscheiden von Kapitän Jonas Hector (51./Oberschenkelprobleme) gut weggesteckt. Auch das zu diesem Zeitpunkt verdiente 1:1 von Jonas Hofmann (74.) brachte die Kölner nicht von ihrem Weg ab. „In der Phase, als wir das 2:1 machen, hatte ich das Gefühl, dass das Spiel hätte kippen können. Ich bin froh, dass wir weiter vorne draufgegangen sind. Am Ende haben wir es in unsere Richtung geschoben“, freute sich Baumgart über die Konsequenz seiner Spieler.

Das könnte Sie auch interessieren:

Es passte ins Bild dieses besonderen Tages, dass die Treffer zwei bis vier auf das Konto jener Spieler gingen, die im bisherigen Saisonverlauf noch auf der Suche nach ihrem Glück waren. Mark Uth zum Beispiel, der nur als Joker ran durfte und einen kapitalen Bock von Nationalspieler Florian Neuhaus zu seinem zweiten Saisontor nutzte (77.). Oder Ondrej Duda, der nach seinen beiden vergebenen Mega-Chancen gegen Leipzig und in Mainz sein erstes Saisontor erzielte (78.). Als der ebenfalls eingewechselte Sebastian Andersson in der Nachspielzeit auch sein Tor markierte und den FC damit in der Tabelle an der Borussia vorbeiführte, war das Kölner Derby-Glück perfekt. „Glückliches Händchen hin oder her, es freut mich, dass die Jungs sich belohnt haben. Sie hatten auch vorher ihre Möglichkeiten, diesmal aber das Quäntchen mehr“, sagte Steffen Baumgart.

Der Trainer durfte neben dem gelungenen Debüt von Torwart Marvin Schwäbe („können wir mehr als zufrieden mit sein“) und dem siebten ungeschlagenen Spiel im eigenen Stadion erfreut zur Kenntnis nehmen, dass es im 127. Derby vier verschiedene Torschützen auf FC-Seite gab. Baumgart hatte eine Abhängigkeit des diesmal leer ausgegangenen Torjägers Anthony Modeste stets verneint.

Dann waren da noch die großen Gefühle, die so ein Duell gegen die Mönchengladbacher immer mit sich bringt: „Jedes Derby hat für uns und die Fans eine große Bedeutung. Es ist schön, diese Emotionen zu erleben. Ich durfte sie das erste Mal erleben“, sagte Baumgart ein wenig stolz. Gegen eine Wiederholung hat er sicher nichts einzuwenden.

Rundschau abonnieren