Nachbericht über letzten SpieltagEnttäuschung über katastrophalen, wehrlosen Auftritt

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(Symbolbild).

Köln – Markus Gisdol hätte entsetzt sein müssen. Das furchtbare 1:6 beim Abstiegskandidaten Werder Bremen zum Kehraus der Corona-Saison produzierte beim sichtlich erschöpften Trainer des 1. FC Köln aber nur leise Enttäuschung und Erleichterung. Enttäuschung über den katastrophalen, wehrlosen Auftritt bei der höchsten Niederlage der Spielzeit 2019/20 und Erleichterung, dass nun erst einmal alles vorbei ist. Zehn sieglose Geisterspiele in Folge und der bedenkliche Zustand seiner auseinanderfallenden Mannschaft gaben dem 50-Jährigen auch jeden Grund zu einer solchen Stimmungslage.

Gisdol unterließ es aber, näher auf die Demontage an der Weser einzugehen. Und obwohl sie es verdient gehabt hätten, wollte er auch nicht auf seine Spieler „einhacken“. Nichts war nämlich zu sehen von des Trainers angekündigtem „Fokus“, dem „allgefallenem Druck“ nach dem Klassenerhalt oder irgendeiner Spur von Lust an der Ausübung des Berufs. Die FC-Profis straften ihren Coach vielmehr Lügen und ergaben sich ihrer mental und körperlichen schwierigen Situation. „Es war wieder keine einfache Woche. Ich weiß, was die Mannschaft durchgemacht hat“, machte der FC-Coach eine Kehrtwende.

Schwarzer Fleck auf der weißen Klassenerhalts-Weste

Er deutete damit die Auswirkungen von Jonas Hectors privatem Unglück als Ursache an und gab seinem Team so ein Alibi. Hätten die Düsseldorfer bei Union Berlin ein Remis geholt und wären aufgrund des schlechteren Torverhältnisses abgestiegen, hätten die Fortuna-Fans das Geißbockheim belagert und Wettbewerbsverzerrung gezetert.

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So aber werden die Sieglosserie und das peinliche 1:6 wohl nur ein kleiner schwarzer Fleck auf der weißen Klassenerhalts-Weste des FC-Jahrgangs 2020 bleiben. Wenn alles nach Plan läuft, steht Markus Gisdol nach dem für alle überfälligen Urlaub Anfang August ein personell veränderter Kader zur Verfügung, um die für Köln traditionelle Aufbruchsstimmung vor einer neuen Bundesliga-Saison zu entfachen.

34. Spieltag

„Ein solcher Saisonabschluss hat auf keinen Fall Auswirkungen auf die nächste Saison“, hakte der Trainer den 34. Spieltag sofort ab und blickte nach vorne: „Wir müssen analysieren, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen und wo es Veränderungen geben muss. Wir haben die Klasse gehalten, das darf aber nicht Anlass sein, mit allem zufrieden zu sein.“

Gisdol, sein Stab und Sportchef Horst Heldt dürften das ein oder andere Defizit ihres Kaders längst erkannt haben. So ist nach Informationen dieser Zeitung definitiv die Verpflichtung eines Torwarts mit Nummer eins-Potenzial geplant. Das Spiel in Bremen hat unterstrichen, dass Timo Horn Konkurrenz braucht. Bei Milos Rashicas 0:2 sah der Keeper ganz schlecht aus und vor dem 0:4 von Davy Klaassen stellte er sinnbildlich für die ganze Mannschaft an diesem schwül-warmen Nachmittag nach einem Pfostenabpraller die Arbeit ein. Eine weitere klar ersichtliche Baustelle liegt auf der Position des rechten Außenverteidigers.

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Über allen Planungen schwebt die finanzielle Situation der Geißböcke. Nachdem die Profis im April, Mai und Juni coronabedingt schon auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet haben, stellt sich diese Frage nun erneut: „Wir haben ab dem 1. Juli noch keine Regelung“, sagte Dr. Werner Wolf am Sonntag. Der FC-Präsident geht aber davon aus, dass die künftig unter Vertrag stehenden Spieler auch angesichts von bis zum Jahresende drohenden Geisterspielen („Wolf: Wir planen so“) zu weiteren Einbußen bereit sein werden: „Die Gespräche dazu werden jetzt aufgenommen.

Nach dem Urlaub steht dafür genügend Zeit zur Verfügung. Es ist wichtig, den Spielern Transparenz darüber zu geben, wie der Club da steht.“ Und genau deshalb rief der Vorstand am Tag nach dem Debakel an der Weser aus, dass es auch in der nächsten Saison für den 1. FC Köln erst einmal wieder nur um den Klassenerhalt gehen wird.

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