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Nicht im Team-TrainingZukunft von Ondrej Duda beim 1. FC Köln ist offen

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Duda auf dem Platz

Ondrej Duda auf dem Platz 

Köln – Der 1. FC Köln speist seine Stärke in der Saison 2021/22 aus dem Kollektiv. Seit Steffen Baumgart am Geißbockheim tätig ist, steht der Zusammenhalt im Grüngürtel an oberster Stelle. Der 50-jährige Fußballlehrer versucht, alle mitzunehmen auf dem Weg der Gemeinschaft, den er tagtäglich vorlebt – und umgekehrt auch von allen Beteiligten einfordert.

Mit Extravaganzen kann Baumgart wenig anfangen. Der Gruppengedanke dominiert seine Vorstellung von Mannschaftsführung. Baumgarts Erfolgsrezept funktioniert in Kombination mit einer mutigen Spielweise so gut, dass der letztjährige Tabellensechzehnte drei Spieltage vor Saisonende über die Chance verfügt, sich zum zweiten Mal in diesem Jahrtausend für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Es wäre das i-Tüpfelchen auf eine Erfolgsgeschichte.

Duda mindestens eine Woche nicht beim Training dabei

In einer großen Gruppe wie dem Mannschaftssport kann es allerdings vorkommen, dass nicht alle Mitglieder mit gleicher Entschlossenheit in dieselbe Richtung lenken. Irgendwann kann sich die Situation in einzelnen Fällen derart zuspitzen, dass jemand verloren geht auf dem langen Weg durch eine Saison.

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Und so kam am Wochenende die Meldung zustande, dass Ondrej Duda mindestens eine Woche lang nicht mehr am Mannschaftstraining des 1. FC Köln teilnehmen darf. Für den 52-fachen slowakischen Nationalspieler sind vorerst nur individuelle Übungen vorgesehen. Wenn die Geißböcke am Samstag (15.30 Uhr) beim FC Augsburg einen vielleicht schon vorentscheidenden Schritt Richtung Europapokal tätigen wollen, wird der Offensivmann nicht dabei sein.

Am Montagabend sickerte der Grund durch. Wie „Sport 1“ zuerst berichtete, wollte sich Duda am Samstag im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (3:1) in der Schlussphase nicht mehr warm machen. Die Darstellung deckt sich mit Informationen der Rundschau. Der FC ging derweil auch auf Nachfrage weiterhin nicht näher auf die Hintergründe ein. Gegenüber dieser Zeitung sprach Christian Keller von einem „Vorfall, den wir nicht tolerieren konnten. Wir hätten diese Entscheidung zu jedem Zeitpunkt der Saison so getroffen“, erklärte der neue Sport-Geschäftsführer. „Denn das Verhalten hat nicht zu unserem Kollektivgedanken gepasst.“

Keller sucht Gespräch mit Duda

Ob Ondrej Duda, der gegen die Arminia zum ersten Mal in dieser Spielzeit 90 Minuten auf der Bank schmorte, bis Saisonende nochmal zum Einsatz kommen wird, hänge „vom Spieler selbst“ ab, betont Keller. Der 43-Jährige wird sich am Dienstag „mit ganz bewusst gewähltem zeitlichen Abstand“ zu einem persönlichen Austausch mit dem Slowaken treffen. „Es geht darum, zu klären, ob Ondrej bereit ist, seine persönlichen Befindlichkeiten wieder dem Teamgedanken unterzuordnen“, erklärt Keller. „Wenn man gemeinsam erfolgreich sein will, geht es nicht anders.“ Den vorläufigen Ausschluss vom Mannschaftstraining solle Duda „zur Selbstreflexion“ nutzen.

Der Vorfall vom Wochenende ist indes nur der negative Höhepunkt einer langwährenden Entwicklung in eine unerfreuliche Richtung, die Ondrej Duda schon früh in der Saison zum Sorgenkind werden ließ. Der Ex-Herthaner, vergangenen Spielzeit noch Topscorer des FC, tat sich von Beginn an schwer, die Umstellung von Markus Gisdols defensiven Ansatz auf Steffen Baumgarts kraftvollen Offensivfußball mitzugehen.

Duda fremdelt mit neuer FC-Spielidee

Der Slowake ist ein feiner Techniker, der über die Qualität verfügt, besondere spielerische Momente einfließen zu lassen. Als die Kölner Offensive in der vergangenen Saison brach lag, war es Duda, der mit sieben Toren und sechs Vorlagen für die wenigen spielerischen Glanzlichter sorgte. Der Rechtsfuß wurde auch deshalb zu einem Garant für den Nichtabstieg, weil er in Ermangelung einsatzfähiger Stoßstürmer auf verschiedenen Offensivpositionen überzeugend einsprang.

Mit der auf aggressivem Anlaufverhalten basierenden neuen Spielidee des FC fremdelt Ondrej Duda dagegen auch nach fast einem Jahr der Eingewöhnung noch immer. Seine Vorliebe für Kabinettstückchen und mehrere Ballkontakte passt nicht zur Vorstellung von Steffen Baumgart. Trotzdem erhielt der Slowake immer wieder neue Chancen, sich zu beweisen. Doch in 29 Liga-Einsätzen, davon 20 von Beginn an, gelangen ihm gerade mal zwei Tore – bei null Vorlagen.

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Nun erscheint Ondrej Dudas Zukunft trotz eines Vertrags bis 2024 ungewisser denn je. Die Situation ist auch aus finanziellen Gründen komplex. Mit einem Altvertrag zählt Duda zu den bestbezahltesten Spielern des Teams. Seine Gegenleistung in dieser Spielzeit ist jedoch zu gering, weshalb Interessenten eher rar gesät sein dürften. Aus FC-Sicht kommt erschwerend hinzu, dass die im Sommer 2020 gezahlte Ablöse an Hertha BSC von mehr als sieben Millionen Euro erst zur Hälfte abgeschrieben sein dürfte. Kommt es zur vorzeitigen Trennung von Duda, droht dem FC ein Transfer-Verlustgeschäft in wirtschaftlich ohnehin schwierigen Zeiten.

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