Stimmung aus der KisteJonas Bach feuerte den FC mit Partylautsprecher an

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Jetzt gibt’s was auf die Ohren: Jonas Bach (l.) und Jan Widemann (M.) unterstützten den FC auf ihre Art. FC-Fan Tobias (r.) kam spontan dazu.

Köln – Man kann nicht sagen, dass Jonas Bach ein Mann der leisen Töne ist. Beim Heimspiel des 1.FC Köln gegen Union Berlin am Sonntagabend lief nicht viel zusammen auf dem grünen Rasen, aber an der fehlenden Unterstützung kann  es nicht gelegen haben: Bach ist mit seinem Freund Jan Widemann aus Bad Neuenahr nach Köln-Müngersdorf gefahren. Im Kofferraum: ein schwarzer Partylautsprecher mit 216 Watt und 122 Dezibel Lautstärke. Und der beschallte die Kicker 90 Minuten lang.

„Die Idee ist uns am Samstag beim Fußballgucken gekommen“, sagt Bach, der selbst aktiver Volleyballspieler ist. Es sei doch sehr traurig, jedes Wochenende die leeren Stadien zu sehen, die sterile Atmosphäre. „Das ist nicht der Fußball, den wir lieben.“ Der 1.FC Köln ist wie kein anderer Club aus der Spur geraten, kein einziger Sieg gelang den Geißböcken vor leeren Rängen (siehe Infobox). Also schritten die beiden Fans zur Tat und starteten die Aktion „Volle Dröhnung“.

Partylautsprecher für 800 Euro

Den Partylautsprecher hat sich Bach vor einem Jahr angeschafft. Für 800 Euro.  Zum Einsatz kommt er bei Volleyball-Heimspielen seines Meckenheimer SV. „Wir nutzen ihn beim Aufwärmen, um uns in Stimmung zu bringen.“ Er ist aber auch bei der ein oder anderen Party zum Einsatz gekommen.

Vor dem Spiel haben sich die beiden 19-Jährigen erstmal am Stadion umgeschaut. „Weil wir nicht wussten, wie die Aktion aufgenommen wird, haben wir uns einen etwas ruhigeren Platz gesucht.“ Und den ausgerechnet vor der Südtribüne gefunden. Ein paar Security-Mitarbeiter waren da, aber die haben sich nicht an der Beschallung gestört. Natürlich wurden die offiziellen Durchsagen und die FC-Hymne aus den Stadionlautsprechern abgewartet, aber ab dem Anpfiff lief die Dezibelmaschine aus Bad Neuenahr 90 Minuten lang durch.

Die beliebtesten FC-Schlachtgesänge

Die Stücke kamen von einer „Spotify“-Playlist (die beliebtesten FC-Schlachtgesänge). „Wir haben dann einzelne Songs angewählt und auch manches weggelassen“, sagt Bach. Unflätige Gesänge über die schlimmsten Feinde aus Leverkusen und anderen Städten wollte man nicht präsentieren. Schließlich schaute die fußballinteressierte Republik zu.

Tatsächlich war die Unterstützung aus dem Lautsprecher während der Live-Übertragung auf dem Pay-TV-Kanal Sky bestens zu hören. Auch FC-Manager Horst Heldt blieb der Support nicht verborgen, er rief einen Fanbeauftragten des Clubs an, der sich am Zaun erkundigte, wer denn die Stimmungskanonen seien – und der sich dann dazugesellte. „Wir haben ein wenig geplaudert über den Club“, sagt Bach.

Der Glaube an den Klassenerhalt

Er selbst hat das Spiel auf dem Handy bei „Sky go“ gesehen. Und natürlich durch den Zaun gespinxt. Doch so fürchterlich ermutigend sah das nicht aus, was er da an Spielszenen ausmachen konnte. Sein letztes Spiel im Stadion hat der frühere Dauerkarteninhaber im vergangenen Jahr gesehen. Beim 1:1 gegen Augsburg hat ein gewisser Jhon Cordoba zum Ausgleich getroffen. Für den FC war es ein wichtiger Punkt zum Klassenerhalt.

An den glaubt auch Bach, wobei es mit dem Punktesammeln langsam losgehen könnte. Er selbst war enttäuscht, dass der Fankurven-Klassiker „Come on, FC“ auf der Playlist „nicht in der erhofften Qualität“ zu finden gewesen sei. Dafür aber „Steht auf, wenn Ihr Kölner seid“. Das gab es nach dem gehaltenen Elfmeter zu hören. Im Nachschuss fiel dummerweise der Treffer zum 1:2-Endstand.

Beim nächsten Heimspiel wird Bach die Aktion nicht wiederholen. „Nein, das ist nicht geplant“, sagt der Schüler. Schließlich könnten dann 200 statt zwei am Zaun stehen, und das sei mit den Corona-Regeln sicher nicht zu vereinbaren. Also schaut er den FC daheim und bereitet er sich weiter auf sein Abitur vor. Wenn er  es geschafft hat, wird er vielleicht studieren. Sport und Psychologie  sei doch eine interessante Kombination.    

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