Wechsel perfektFC-Torjäger Anthony Modeste unterschreibt für ein Jahr in Dortmund

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Anthony Modeste verlässt den 1. FC Köln in Richtung Dortmund.

Köln – Am Tag danach nahmen die Dinge ihren gewöhnlichen Lauf. Gegen 10.30 Uhr fuhr Anthony Modeste auf dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund im Stadtteil Brackel vor, ehe es weiter ging zu den medizinischen Untersuchungen ins nahe gelegene Knappschaftskrankenhaus. Der Franzose gab sich gewohnt lässig, trug eine Sonnenbrille und eine Silberkette.

Am Abend waren dann alle Formalitäten geklärt und der Wechsel des Torjägers von Fußball-Bundesligist 1. FC Köln zum BVB besiegelt. Modeste unterzeichnete beim Champions- League-Teilnehmer einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023, der sein  Jahresgehalt von vier auf sechs Millionen Euro steigert.

Modeste sieht beim BVB „einmalige Chance“

Der 34-Jährige kommt als Ersatz für Sebastian Haller (Hodenkrebs) und spricht von einer „in meinem Alter einmaligen Chance“, sich „auf höchstem Niveau beweisen zu können“.  Modeste verabschiedete sich mit gewohnt viel Pathos vom Geißbockheim: „Köln wird immer meine zweite Heimat bleiben – ich liebe den Club und die Stadt. Dem FC und Steffen Baumgart, der immer an mich geglaubt hat, bin ich sehr dankbar für die schöne und erfolgreiche Zeit hier.

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Im Gegenzug überweist der Vizemeister fünf Millionen Euro Ablöse an den FC, der  Ende Mai für die gleiche Summe in Salih Özcan  einen ersten Leistungsträger an den BVB verloren hatte. FC-Geschäftsführer Christian Keller („Tony hat Großes für den FC geleistet“) spricht von einer „gangbaren Einigung“. Zusammengerechnet haben die Kölner damit ihr Einnahmeziel drei Wochen vor dem Ende der Sommerperiode erreicht.

Modeste-Verkauf für den FC alternativlos

Keller bezeichnete den Verkauf des Franzosen, dessen Kontrakt nach dieser Spielzeit ausgelaufen wäre, als praktisch alternativlos: „Es gab relativ viele Gründe dafür, dem Transfer zuzustimmen – und relativ wenige dagegen“, unterstrich der Geschäftsführer und wies auf den Sparzwang hin: „Es war uns nicht möglich, ein besseres oder gleichwertiges Angebot zu unterbreiten. Gesundung ist der Hauptauftrag.“ Modeste wiederum habe nach dem Eintreffen der Offerte am Freitag „klar den Wunsch formuliert, dem Angebot des BVB folgen zu wollen“.

Steffen Baumgart ließ durchblicken, dass Anthony Modeste zuletzt offenbar nicht mehr mit ganzem Herzen dabei war: „Wir wollen den Weg gehen mit Leuten, die diesen Weg zu 100 Prozent gehen wollen. Deshalb haben wir alle gemeinsam eine klare Entscheidung getroffen“, sagte der FC-Trainer  am Sonntag nach dem 3:1 zum Ligaauftakt gegen Schalke 04. Dazu gehörte, Modeste  aus dem Kader zu streichen. „Ich finde, dass Spieler, die den Weg nicht mehr mitgehen wollen, nichts mehr in der Mannschaft zu suchen haben.“

Der Franzose  setzt mit seinem Wechsel nach Dortmund jene Ankündigung um, die er im Trainingslager unverblümt herausposaunt hatte – den FC bei einem entsprechenden Angebot zum zweiten Mal zu verlassen. Auch 2017 nach der ersten Kölner Europapokal-Qualifikation in diesem Jahrtausend hatte Modeste sich für noch mehr Geld und gegen die Liebe der Fans entschieden.

Abgang ist keine Überraschung

Modeste wurde mit seinem Wechsel nach China ein noch reicherer Mensch, doch sein sportliches Glück fand er erst vor einem Jahr unter Baumgart wieder, der dem sensiblen Franzosen sein Vertrauen aussprach und das System auf die Stärken des kopfballstarken Mittelstürmers zuschnitt. Trotzdem kokettierte Modeste schon im Winter mit einer Offerte aus Saudi-Arabien. Sein nun erfolgter Abgang war keine Überraschung mehr.

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Steffen Baumgarts Frust war folglich auf einen anderen Grund zurückzuführen. Der FC-Coach zeigte sich  verärgert darüber, dass der  Modeste-Wechsel wenige Stunden vor dem Spiel gegen Schalke durchgesickert war. „Dass es heute rauskommt, das kotzt mich an“, redete sich Baumgart den Frust von der Seele. Alles andere sei „in diesem Business Normalität“.

Pohjampalo oder Hrgota als Ersatz?

Baumgart machte keinen Hehl daraus, wie tief der Verlust des 20-Tore-Mannes den FC qualitativ trifft: „Aus sportlicher Sicht ist es kein guter Weg für uns, das ist klar.“ Zugleich richtete Baumgart aber den Blick  nach vorne auf die Zeit ohne den Franzosen: „Ich freue mich auf die Jungs, die mit vollem Herzen dabei sind und alles raushauen – auch wenn der ein oder andere noch nicht die Qualität hat.“ Im Mittelpunkt soll auch in Zukunft der Teamgedanke  stehen: „Solange die Jungs weiter alles raushauen, bin ich überzeugt, dass wir mehr Spiele gewinnen als verlieren werden.“

Dennoch werden die FC-Verantwortlichen eine Sturm-Nachverpflichtung  prüfen. „Ich gehe davon aus, dass wir uns in den nächsten Tagen zusammensetzen und überlegen, ob wir etwas machen“, sagte Baumgart. Gehandelt werden Leverkusens Joel Pohjanpalo sowie Branimir Hrgota (Greuther Fürth).

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