3. LigaFC Viktoria Köln trennt sich von Rekordtrainer Pavel Dotchev

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Pavel dotchev entlassen

Abschied von der Viktoria: Der entlassene Trainer Pavel Dotchev am Sonntagmorgen im Sportpark Höhenberg.

Köln – Pavel Dotchev stand am Samstag zum 268. Mal an der Seitenlinie eines Fußball-Drittligaspiels. Eine stolze Zahl, mit der er seine Position als Rekordtrainer festigte. Weitere Einsätze werden aber zumindest in Diensten des FC Viktoria Köln nicht hinzukommen. Am Morgen nach der 1:2 (1:0)-Niederlage zum Rückrunden-Auftakt gegen den SV Waldhof Mannheim wurde der 55-jährige Deutsch-Bulgare von seinen Aufgaben entbunden.

Damit reagierte der Club aus dem Rechtsrheinischen auf seine anhaltende sportliche Talfahrt und das Abrutschen in den Abstiegskampf. Nach starkem Start mit 13 Punkten aus den ersten sechs Spielen war die Viktoria im Herbst aus der Spur geraten und in den folgenden 14 Partien nur noch zu zwei Siegen gekommen.

Zuletzt spitzte sich die Situation immer mehr zu: Vier der jüngsten fünf Spiele gingen verloren, der Vorsprung auf die Abstiegsplätze schrumpfte auf zwei Punkte zusammen. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, es ging auch um Menschlichkeit“, sagte Sportvorstand Franz Wunderlich. „Wir schätzen Pavel Dotchev sehr, die Zusammenarbeit war von großem Respekt geprägt. Er hat bei der Viktoria viel bewegt. Doch nach den Ergebnissen der letzten Wochen mussten wir jetzt reagieren.“

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23 Zähler aus 20 Spielen sind für die gewachsenen Ansprüche des Vereins deutlich zu wenig. Nach Rang zwölf im Drittliga-Premieren-Jahr und mehreren kostspieligen Verpflichtungen wie der FC-Leihgabe Marcel Risse peilten die Höhenberger als nächsten Entwicklungsschritt das obere Tabellendrittel an. Die namhaften Zugänge enttäuschten bislang jedoch fast alle. Hinzu kam noch Verletzungspech.

Die bereits siebte Heimpleite der laufenden Spielzeit war ein Spiegelbild der Probleme. Trotz Führung durch Simon Handles Kontertor (45.+1) agierte die Viktoria offensiv ideen- und harmlos. Die spielerische Leichtigkeit des Vorjahres ist verflogen. Zudem hat es Dotchev seit seinem Amtsantritt im Sommer 2019 nie geschafft, dauerhaft für defensive Stabilität zu sorgen. Die zweitschwächste Abwehr der abgelaufenen Drittliga-Saison weist aktuell schon wieder die zweitmeisten Gegentore auf. Auch den Mannheimer Treffern durch Rafael Garcia (48.) und Anton Donkor (71.) gingen gravierende Fehler voraus.

Fehler in der Zusammenstellung

Hauptgrund für die Krise sind Fehler in der Zusammenstellung des Kaders, in dem es von Alphatieren wimmelt. „Wir haben zu sehr auf Namen gesetzt“, räumte Franz Wunderlich ein. Heraus kam eine Anhäufung von Individualisten, die selten als echte Einheit funktionierte und nun zunehmend leblos wirkt. Zudem laufen die jahrelangen Unterschiedsspieler Mike Wunderlich und Albert Bunjaku ihrer Form hinterher.

Pavel Dotchev reagierte derweil „enttäuscht, dass meine Zeit bei Viktoria Köln endet“. Gleichwohl zeigte der erfahrene Coach Verständnis für die Entscheidung des Clubs: „Im Fußball zählen die Ergebnisse. Und entsprechend greifen die Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts. Ich wünsche der Viktoria für ihren weiteren Weg alles Gute.“

Wer auf Dotchev folgen soll, steht noch nicht fest. Mögliche Kandidaten sind Stefan Krämer (53) vom insolventen Ligakonkurrenten KFC Uerdingen, Torsten Lieberknecht (47/zuletzt MSV Duisburg) und der weiterhin mit seiner Familie in Köln lebende Ex-Fortuna-Coach Uwe Koschinat (49/zuletzt SV Sandhausen). Im zweiten Spiel der Englischen Woche am Dienstag (19 Uhr, Magenta Sport) beim SV Wehen Wiesbaden sitzen interimsweise Chefscout Daniel Zillken und Co-Trainer Markus Brzenska auf der Bank. „Die Mannschaft hat jetzt keine Ausreden mehr“, meinte Franz Wunderlich. „Sie steht jetzt in der Pflicht“.

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