DrittligistCorona-Krise stellt Viktoria Köln vor nie dagewesene Herausforderungen

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Viktoria-Geschäftsführer Axel Freisewinkel 

Köln – Die Geschäftsstelle des FC Viktoria Köln gleicht einer Geisterstadt. In den Räumlichkeiten am Clevischen Ring ist neben den Geschäftsführern Eric Bock und Axel Freisewinkel in diesen Tagen nur eine Notbesatzung anzutreffen. Alle anderen Mitarbeiter sind vorsichtshalber von zu Hause aus tätig. Die Corona-Pandemie stellt auch den Fußball-Drittligisten vor bislang nie dagewesene Herausforderungen. „Wir werden täglich mit neuen Situationen konfrontiert, die zum Teil eine neue Bewertung erfordern“, erläutert Eric Bock in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung des Clubs.

Weil ein Ende dieser Ausnahmesituation derzeit nicht absehbar ist, hat die Spielleitung der 3. Liga in Abstimmung mit den 20 Drittligisten beschlossen, die Meisterschaft zunächst bis 30. April ruhen zu lassen. „Wir tragen diese Entscheidung voll und ganz mit. Es herrschte diesbezüglich ein sehr großer Konsens in der 3. Liga, erst einmal eine lange Pause zu machen, um der Gesundheits- und gesamtgesellschaftlichen Situation in Deutschland gerecht zu werden“, resümierte Axel Freisewinkel nach der per Videokonferenz durchgeführten Beratungen. Ursprünglich hatte es eine Zusammenkunft der Manager in Frankfurt am Main geben sollen. Doch die war, um Menschenansammlungen zu vermeiden, kurzfristig lieber abgesagt worden.

Viktoria befasst sich mit Sparmaßnahmen

Der Ausfall der im Etat vieler Drittligisten überlebensnotwendigen Zuschauereinnahmen trifft bei weiterlaufenden Fixkosten vor allem die über eine große Anhängerschaft verfügenden Vereine hart. Während mehrere Vereine wie der 1. FC Kaiserslautern oder der FC Carl Zeiss Jena ihre Belegschaft bereits in Kurzarbeit geschickt haben, prüft der Chemnitzer FC die Inanspruchnahme staatlicher Hilfen. Ernst ist die Lage auch beim SC Preußen Münster, der „betriebsbedingte Kündigungen“ nicht ausschloss. Die Kölner Viktoria befasst sich ebenfalls mit möglichen Sparmaßnahmen. „Wir prüfen jetzt intern, wo wir einsparen können, um diesen Verlust erst einmal aufzufangen“, sagt Axel Freisewinkel. Ganz so bedrohlich wie andernorts stellt sich die Situation beim von Mäzen Franz-Josef Wernze unterstützten Aufsteiger jedoch nicht dar, versichert der Geschäftsführer: „Weil wir nicht so hohe Zuschauereinnahmen haben, wie manch anderer Drittligist, geht es bei uns – Stand heute – nicht um die Existenz.“

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Derweil kommen Kölns Spieler am Freitag nach einer Woche ohne Mannschaftstraining erstmals wieder zusammen. „Wir werden das Team dann über die weiteren Abläufe informieren“, kündigt Pavel Dotchev an. Der bulgarische Coach steht bei der Trainingsgestaltung der kommenden Wochen vor der auch für ihn völlig neuen Aufgabe, die Spannung in seiner Mannschaft trotz fehlenden Wettkampfs irgendwie hochzuhalten. „Es gibt keinen Tag X mehr, auf den wir im Training hinarbeiten können. Wenn man nicht genau weiß, wann und ob überhaupt wieder gespielt wird, ist es schwierig, den Spielern ein Ziel vor Augen zu führen“, sagt Dotchev. Der 54-Jährige möchte seine Worte allerdings nicht als Klage verstanden wissen: „Wir werden das Beste aus dieser Situation machen. Es gibt viele Menschen in anderen Berufsgruppen, denen es weitaus schlechter geht als uns, weil sie gerade jetzt um ihre Existenz bangen müssen.“

Sollte die 3. Liga ihren Spielbetrieb Ende April wieder aufnehmen können, müssten die elf ausstehenden Spieltage innerhalb von maximal zwei Monaten über die Bühne gehen. „Das würde physisch und psychisch zu einer enormen Belastung werden“, gibt Pavel Dotchev zu bedenken. Ob es aber überhaupt dazu kommt, ist angesichts der steigenden Fallzahlen bei Deutschlands Coronavirus-Infektionen fraglicher denn je.

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