Kollaps von Eriksen im ZDFKommentator Réthy: „Emotional die härteste Übertragung“

Lesezeit 3 Minuten
Eriksen Stadion

Informationen zum Vorfall auf einem Screen im Stadion

Kopenhagen – Nach dem tragischen Vorfall beim EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland haben das ZDF und Magenta TV schnell reagiert und ihre Übertragungen aus dem Stadion in Kopenhagen vorübergehend unterbrochen. Sender in anderen Ländern entschieden sich für einen anderen Weg – und ernten dafür viel Kritik.

Fußball-Star Christian Eriksen war kurz vor der Halbzeitpause kollabiert. ZDF-Kommentator Bela Rethy suchte zunehmend geschockt nach Worten und schwieg zwischendurch lange. Im Studio waren auch Moderator Jochen Breyer und seine Gäste Christoph Kramer und Per Mertesacker tief betroffen.

Das ZDF zeigte dann zunächst die „Heute“-Nachrichten, ehe wieder ins EM-Studio und auch zu Reporter Rethy nach Kopenhagen geschaltet wurde. Angesichts der fortdauernden Unterbrechung der Partie und der unklaren Lage um Eriksen entschied sich der Sender schließlich, seine EM-Sendung vorerst abzubrechen. Stattdessen wurde eine alte Folge der Serie „Der Bergdoktor“ gezeigt.

„Der Vorfall um Christian Eriksen hat auch uns sehr betroffen gemacht. Unsere Erleichterung darüber, dass sich seine Lage offenbar stabilisiert hat, ist riesig. Wir wünschen ihm und seiner Familie alles Gute“, twitterte das ZDF-„Sportstudio“.

Schwierige Situation für Kommentator Réthy

Für den erfahrenen ZDF-Reporter Béla Réthy war die Kommentierung des Spiels Dänemark die bisher schwierigste Situation seiner Karriere. „Das war für mich emotional die bisher härteste Übertragung“, sagte der 64 Jahre alte TV-Journalist der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Er sei anfangs weniger Reporter gewesen und mehr „ein Mensch, der mitempfindet“.

„Das war schon das negativste Gefühl, das ich je bei meiner Arbeit hatte“, sagte Réthy. Der seit Jahrzehnten bei großen Turnieren arbeitende Journalist musste nach der Unterbrechung des Spiels und der Übertragung beim Wiederanpfiff wieder hinter das Mikrofon. „Das war eine große Herausforderung, als es weitergehen sollte“, berichtete der ZDF-Mann. „Man muss mit jedem Wort aufpassen. Auf solche Situationen kann man sich nicht vorbereiten.“

Der Däne Eriksen war im Spiel zusammengebrochen und musste von Medizinern notversorgt werden. Während der Behandlung war die Partie lange unterbochen. Inzwischen geht es dem Spieler nach eigenen Angaben wieder besser. 

Auch Magenta TV schaltet zurück ins Studio

Auch bei Magenta TV wurde nach dem Vorfall aus dem Stadion zurück ins Studio zu Moderator Sascha Bandermann geschaltet, der sich geschockt zeigte. Danach zeigte der Anbieter zunächst Bilder von früheren Europameisterschaften und den bislang absolvierten Partien dieser EM.

„Aufgrund der Ereignisse in Kopenhagen ändern wir das aktuelle Programm“, war zu lesen. Auf Twitter schrieb der Anbieter: „Ein schockierender Moment im Spiel zwischen Dänemark und Finnland. Unsere Gedanken sind bei Christian Eriksen.“ Später kehrte Magenta TV mit unkommentierten Live-Bildern ins Kopenhagener Stadion zurück.

Griechischer Sender wiederholt die Szene

Manch andere Sender entschieden sich offenbar zu weniger Zurückhaltung. So schrieb auf Twitter ein britischer Nutzer: „Ich kann nicht glauben, dass die BBC entschieden hat, Eriksens verstörte Ehefrau während der Übertragung zu zeigen.“ Ein Zuschauer aus den USA schrieb, dass auch ESPN weiter gesendet habe. Aus Griechenland berichtete: „Auf ANT1 wurde ein Cardiologe angerufen, um eine medizinische Einschätzung zu geben. Dafür wurde die Szene wiederholt.“

Bei großen Sporttunieren wie der Fußball-Europameisterschaft übertragen die Sender nicht selbst live aus den Stadien, sondern zeigen den Feed des vom Veranstalter ausgewählten Broadcasters. Sender können jedoch jederzeit unterbrechen und entscheiden, ein anderes Programm zu zeigen oder zurück ins Studio zu schalten. (ken, dpa)

Rundschau abonnieren