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Früherer Kölner RadprofiKarl-Heinz Küster blickt zurück auf seine Profikarriere

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Karl-Heinz Küster

  • Karl-Heinz Küster blättert gerne in seinen sorgsam archivierten Zeitungsberichten und Ergebnislisten von damals.
  • Mit nur 27 Jahren hatte der Kölner Radsportler seine Karriere beendet.
  • Doch in dieser Zeit konnte er einige beachtliche Erfolge verbuchen.

Köln – Die Frühjahrsklassiker sind, vor allem in Belgien und den Nachbarregionen, ein Spektakel für das Volk. Zu Hunderttausenden kommen die Menschen zum Schauen und vor allem zum Feiern an die Strecken. Während sie sich amüsieren, kämpfen die Fahrer um lukrative Preisgelder, vor allem aber um den Ruhm. Denn ein Sieg bei einem der Schwergewichte unter den Eintagesrennen ist für manchen von ihnen begehrter als das WM-Trikot.

Am kommenden Sonntag hätte Lüttich-Bastogne-Lüttich den krönenden Abschluss der Frühjahrsklassiker bilden sollen. Die Corona-Pandemie sorgte zur erstmaligen Streichung seit der kriegsbedingten Absage 1944.

Kein Besuch in Lüttich wegen Corona

So muss Karl-Heinz Küster wie so viele andere Radsport-Fans aus dem Rheinland auf den Besuch in Lüttich und an der Strecke in den Ardennen verzichten. „Schade, sehr schade“, sagt der 70-Jährige, der ein Stammgast an Start und Ziel sowie in den Ardennen war. Aber nicht nur das. Vor fast einem halben Jahrhundert gehörte er mehrmals zu denjenigen, die sich beim ältesten – seit 1892 – noch ausgetragenen Eintagesrennen der Welt, einem der schwersten Klassiker überhaupt, bis ins Ziel quälten.

„Paris-Roubaix oder die Flandern-Rundfahrt sind natürlich auch Radsport-Monumente. Aber die Strecken sind überwiegend flach. Lüttich-Bastogne-Lüttich besitzt einen völlig anderen Charakter. Die ständigen Steigungen in den Ardennen, der Wind, Hitze oder Regen und irgendwann das alleine Fahren, weil die Kollegen aufgegeben haben, können einen zermürben. Da darf sich jeder, der in Lüttich ankommt, als Sieger fühlen“, blickt Karl-Heinz Küster zurück. 1976 schafften das außer ihm nur 33 Kollegen, darunter Dietrich Thurau. Drei Jahre später gewann der den Klassiker; neben Hermann Buse (1930) bis heute der einzige Deutsche.

Sieg bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt

Karl-Heinz Küster blättert gerne in seinen sorgsam archivierten Zeitungsberichten und Ergebnislisten von damals, zieht Fotos in schwarz-weiß aus Klarsichthüllen hervor. Eins zeigt ihn mit verbissenem Gesicht an einer Bergpassage. „Das war bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt 1972.“ Der 22-Jährige aus Köln-Höhenberg gewann die damals bedeutendste deutsche Rundfahrt und durfte vier Wochen später an den Olympischen Spielen in München teilnehmen: „Eigentlich unbeschreiblich. Da erfüllte sich ein Traum. Ein unvergessliches Ereignis“, erinnert sich der 70-Jährige.

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Danach wurde er Profi, unterschrieb beim Team Rokado, für das er bis 1976 fuhr. Mit ihm zusammen wechselte Olympiasieger Hennie Kuiper zu dem deutschen Rennstall, der vom Kölner Rolf Wolfshohl geleitet wurde. Gleich in ihrem ersten Profi-Jahr durften der Niederländer und Karl-Heinz Küster am Giro d`Italia teilnehmen. Damit erlebte der Kölner einen weiteren Karriere-Höhepunkt, war doch das Ziel der ersten und Startpunkt der zweiten Etappe seine Heimatstadt.

Karriere endet mit nur 27 Jahren

Bei der späteren WM in Barcelona kam Karl-Heinz Küster auf den 28. Platz – vor Radsportgrößen wie Giovanni Battaglin, Roder de Vlaeminck und Raymond Poulidor. „Das war vielleicht mein bestes Rennen“, erinnert sich der Kölner. Wobei ihm der anspruchsvolle Kurs lag. „Bergige Strecken kamen mir entgegen. Das Auf und Ab war ich ja von meinen Trainingsstrecken im Bergischen Land gewohnt“, sagt Karl-Heinz Küster.

Ein Jahr nach dem Ende des Rokado-Rennstalls 1976 beendete auch Karl-Heinz Küster mit nur 27 Jahren beim Peugeot-Team seine Profi-Karriere. „Eine deutsche Mannschaft gab es nicht mehr. Im Ausland war es ganz schwierig unterzukommen. Deshalb habe ich aufgehört und bin in meinen erlernten Beruf als Bankkaufmann zurückgekehrt“, erzählt der 70-Jährige. Auf eines seiner beiden modernen Rennräder – daneben besitzt er noch ein Rad, mit dem er Sechstagerennen fuhr – steigt er nach einer Knie-Operation wieder drei, vier Mal die Woche und fährt mit Freunden oder alleine: „Vielleicht am Sonntag, als Ersatz für die Fahrt nach Lüttich. Die Bewegung tut gut, vor allem in diesen nicht einfachen Zeiten.“

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