Fußball-BundesligaClubs wehren sich gegen Zuschauer-Beschränkungen

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FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle kann die politischen Maßnahmen „nicht mehr nachvollziehbaren“. 

Berlin – Die Fans von Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 sind gemeinhin selten Arm in Arm zu sehen. Und wenn, muss eventuell die Polizei einschreiten. Doch in dieser merkwürdigen Corona-Zeit mit bedrohlich hohen, aber abstrakten Inzidenzen machen zumindest die Chefetagen der Revier-Clubs gemeinsame Sache. Denn die Beschlüsse von Bund und Ländern zur Zulassung - oder Nicht-Zulassung - von Zuschauern sorgen in der Fußball-Bundesliga weiterhin für Aufruhr. Der Gang vor die Gerichte ist nahe.

Der Streitpunkt

Bundeskanzler Olaf Scholz und die Länderchefs hatten am Montag beschlossen, dass wegen der Omikron-Variante abgewartet wird mit Öffnungsschritten für Großveranstaltungen. Bis zum 9. Februar sollen einheitliche Regeln vereinbart werden. Einen Tag später erlaubte in Bayern die Zulassung von bis zu 10 000 Menschen (maximal 25 Prozent der Gesamtkapazität). Die Landesregierung in Baden-Württemberg folgte am Mittwoch mit einem Beschluss für bis zu 6000 Zuschauer im Stadien mit 2G-plus-Regel. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte dagegen am Mittwoch: „Es kann kein Signal zu großflächigen, pauschalen Lockerungen geben.“ Die NRW-Regelung mit bislang nur 750 erlaubten Fans betrifft neun Clubs in der Bundesliga und 2. Liga .

Der Flickenteppich

Bleibt es bei diesen Einschränkungen, wird am 21. Spieltag ab dem 4. Februar überdeutlich, worüber sich die Bundesliga-Bosse aufregen. Im Berliner Olympiastadion dürften am Freitagabend 3000 Menschen beim Spiel gegen den VfL Bochum dabei sein, in Augsburg könnten am Sonntag schon mehr als doppelt so viele Fans die Partie gegen Union Berlin sehen. Der FC Bayern kann für das Spitzenspiel gegen RB Leipzig 10 000 Tickets verkaufen. Die NRW-Clubs Bielefeld, Köln und Dortmund bekämen nur Zuspruch von 750 Menschen.

Die Folgen

In der Zuschauerfrage geht es nur vordergründig um die gute Stimmung im Stadion und die Rückkehr zur Normalität. Die Clubs brauchen die Einnahmen durch die Ticketverkäufe. Die „Kölnische Rundschau“ rechnete vor, dem FC entgingen bei jedem Heimspiel ohne Zuschauer etwa 1,8 Millionen Euro. Das schmerzt - umso mehr, wenn an anderen Standorten mit vielleicht sogar vergleichbaren Corona-Zahlen doch wieder deutlich mehr Zuschauer in die Stadien gelassen werden. „Alle vorliegenden Daten zeigen, dass Fußballstadien unter 2G-Bedingungen und unter Beachtung der mit den zuständigen Behörden ausgearbeiteten Auflagen und Konzepte keine Infektionsherde sind“, sagte Stuttgarts Vorstandschef Thomas Hitzlsperger und kritisierte: „Die aktuellen Verordnungen ignorieren dies und stellen den gesamten organisierten Sport vor fast unlösbare Herausforderungen, sowohl finanziell und organisatorisch als auch emotional.“

Die Androhung

Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat als Erster sehr deutlich angekündigt, die NRW-Beschlüsse genau anzuschauen, und zu prüfen, „ob wir sie im Eilverfahren kontrollieren lassen“. Vorstandschef Bernd Schröder vom Zweitligisten Schalke schloss sich ebenso an wie RB Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff und Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln. Die Geißböcke prüfen, ob eine entsprechende Klage auf der Basis des Themas „Gleichbehandlung“ Erfolg haben könnte.

Die Aussichten auf Erfolg sind Experten zufolge gar nicht so schlecht. „Ich glaube, dass eine Klage eine gute Chance auf Erfolg hat“, sagte der Gelsenkirchener Anwalt Arndt Kempgens der Funke Mediengruppe. Der Düsseldorfer Anwalt Matthias Lang stellt auch die Zahl 750 in Frage. „Woher kommt die?“ Es gebe keine wissenschaftlichen Belege, dass diese Obergrenze etwas bringe.

Der Vergleich

Wehrle hatte angemerkt, es sei „nicht nachvollziehbar, wenn in der Elbphilharmonie in Hamburg von 2100 möglichen Zuschauern 2000 in einem geschlossenen Raum sind und ein paar Kilometer weiter in den Stadien der Zweitliigisten Hamburger SV und FC St. Pauli auch 2000, weil das eben die Grenze ist.“ „Man kann die Unzufriedenheit im Sport verstehen“, sagte Pressesprecher Enno Isermann vor der Hamburger Kulturbehörde. „Aber man darf die Bereiche nicht gegeneinander ausspielen.“ Zumal die „Elphi„ freiwillig auf 1300 Besucher reduziert hat. (dpa)

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