Fußballfremde EventsHochzeit im RheinEnergie-Stadion

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Das RheinEnergiestadion bei der WM-Qualifikation Deutschland - Irland am 11.10.2013.

Das RheinEnergiestadion bei der WM-Qualifikation Deutschland - Irland am 11.10.2013.

Köln – In der Spielerkabine hängen statt Trikots feine Hemden und Krawatten auf den Bügeln, statt Fußballtretern stehen Lackschuhe unter den Umkleidebänken, darauf liegen Block und Kugelschreiber. Notebook und Schreibtisch runden die für einen Umkleideraum seltsame Szene ab. Aber genau dieses Motiv ist als "Hingucker" auf einem Plakat abgebildet, das dazu beitragen soll, die deutschen Fußball-Stadien künftig in Konferenz-Zentren umzuwandeln. "In welchem Stadion findet Ihre Tagung statt?", lautet der Slogan auf dem Werbeplakat.

Rund 30 Betreiber deutscher Stadien haben vor drei Wochen bekanntgegeben, dass sie mit einem neuen Konzept mehr Interessenten zu Veranstaltungen abseits des Spielbetriebs in die Arenen locken wollen. Fußball bleibt das Hauptgeschäft, aber an den vielen freien Tagen dazwischen sollen kleine Kongresse, Tagungen und Events jeglicher Art die selten genutzten Räumlichkeiten auslasten. Die Botschaft an potenzielle Kunden lautet: Stadien sind mehr als nur eine Fußballstätte. Wer will, kann dort auch seine Hochzeit oder einen großen Geburtstag feiern.

"Wir möchten die deutschen Stadien als Tagungs- und Event-Location abseits des Spielbetriebes verbessert positionieren", sagt Julia Daalmann, die stellvertretende Leiterin für den Betrieb des Hamburger Stadions, die derzeit den Vorsitz der "Arbeitsgemeinschaft Veranstaltungen" in der Vereinigung deutscher Stadionbetreiber (VdS) innehat. In vielen deutschen Stadien ist schon früher nicht nur Sport getrieben worden. Dass sich moderne Arenen für Events des Showbusiness wie den Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf oder internationale Rockbands wie U2, die gern in den Großstädten gastieren, ebenso eignen wie für Kirchentage oder große Veranstaltungen wie eine Box- oder Eishockey-WM, ist bekannt. Der Trend, dass auch viele Unternehmen und Privatkunden in Stadien zu Gast sind, soll nun gezielt verstärkt werden.

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"Wenn ein Workshop oder eine Roadshow einer Firma einen bleibenden Eindruck hinterlassen sollen, dann bietet ein Stadion ein ganz anderes Umfeld als ein schlichter Raum in einem Hotel", sagt Christian Seifert vom VfL Wolfsburg, der gemeinsam mit Julia Daalmann Sprecher der AG Veranstaltungen ist. "Jeder kann dort sein, worauf sonst der Ball rollt und sich das Medieninteresse richtet. Das Stadion ist als Erlebnisraum sehr positiv besetzt", erklärt Seifert, Leiter für Veranstaltungen im Wolfsburger Stadion.

Die Anzeigenkampagne versucht deswegen auch, die besondere Emotionalität des ungewöhnlichen Veranstaltungsortes darzustellen. Sie richtet sich nicht nur an Kunden aus dem professionellen Bereich. "In einem Stadion lassen sich auch ein großer Geburtstag oder eine Hochzeit feiern. Vieles ist möglich", sagt Seifert. Das "Extra" eines Stadions - große Gefühle, Leidenschaft, Stimmung, Emotionen, Erinnerungen an dort erlebte große Spiele - könne sich jeder mit einem Event im Stadion sichern, sagt Seifert. Das Ganze ist natürlich letztlich auch eine Kostenfrage. Man muss es sich leisten können.

Das Ziel, für eine höhere Auslastung ihrer Arenen durch Drittveranstaltungen ohne Fußballbezug zu sorgen, verbindet die rund 30 beteiligten Stadionbetreiber. "Abzüglich der 17 Heimspiele in der Bundesliga ist ein Stadion an 348 weiteren Tagen im Jahr zu nutzen", sagt Seifert. Eine Homepage (www.eventlocation-stadion.de - eine Unterseite von www.stadionbetreiber.de) liefert erste Basisformationen und kann angeblich ein geeignetes Stadion in der Region für die Wunschveranstaltung herausfiltern.

Die Vereinigung deutscher Stadionbetreiber e. V. (VdS) wurde 2008 ins Leben gerufen und hat 39 Mitglieder. Dies sind Clubs der ersten und zweiten Bundesliga, von den Vereinen installierte Gesellschaften und weitere, meist städtische Organisationen. Voraussetzung für die VdS-Mitgliedschaft ist eine Stadionkapazität von mindestens 20 000 Personen.

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